Diesmal war selbst Odermatt ohne reelle Chance auf den Sieg. Der mit immer verblüffenderen Leistungen aufwartende Sarrazin war 91 Hundertstel schneller als der Innerschweizer, dem im oberen Streckenteil die Fahrt nicht wie gewünscht geglückt war. «Ich habe das Rennen schon weit oben verloren», sagte ein etwas enttäuschter «Odi» im SRF. «An so einem wunderschönen Tag und vor dieser Kulisse war der Sieg das grosse Ziel. Es hat nicht ganz gereicht, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden.»
Nächstbeste Schweizer sind Alexis Monney und Stefan Rogentin in den Rängen 8 und 10. Der Freiburger Monney würde sein bisheriges Bestergebnis, Platz 10 im vergangenen Winter in Wengen, um drei Positionen steigern. Der Bündner Rogentin war in einer Weltcup-Abfahrt erst einmal besser klassiert, vor zwei Jahren mit Rang 8 ebenfalls am Lauberhorn.
Möglicherweise sogar zu einem Podestrang unterwegs war Franjo von Allmen. Der Berner Oberländer lag bei der letzten Zwischenzeit auf Platz 3, verpasste nach der Hausbergkante aber das Tor bei der Einfahrt in die Traverse, die in den Zielhang führt.
Tags zuvor hatte sich Sarrazin den Sieg mit fünf Hundertsteln Vorsprung vor dem Italiener Florian Schieder gesichert, bei seinem neuerlichen Erfolg war er in einer eigenen Liga unterwegs. Selbstverständlich war bei seiner Fahrt Risiko dabei, doch derart ungestüm, wie er früher aufgetreten und deshalb oft in den Sicherheitsnetzen gelandet war, ging er auch diesmal nicht zu Werke. Der erst vor gut einem Jahr ins Abfahrts-Metier eingestiegene Franzose scheint auch in dieser Hinsicht in Rekordzeit dazu gelernt zu haben.
«Ich weiss nicht, was hier gerade alles passiert», sagte Sarrazin mit einem Strahlen im Gesicht. «Es ist verrückt, es ist ein unglaubliches Gefühl.» Seine Fahrt sei «fast perfekt» gewesen, urteilte der Sieger. Odermatt ist der Einzige, der weniger als eine Sekunde auf Sarrazin einbüsste. Dominik Paris auf Platz 3 lag bereits fast eineinhalb Sekunden zurück. Hinter dem Südtiroler reihte sich Stefan Babinsky ein. Den Ansprüchen in der Skination Österreich vermag das noch nicht zu genügen. Immerhin kommt Rang 4 einer weiteren Steigerung und Annäherung an den ersten Abfahrts-Podestplatz in der laufenden Saison gleich.
Mit seinem dritten Sieg in einer Weltcup-Abfahrt rückte Sarrazin in der Disziplinen-Wertung nahe an den führenden Odermatt heran. Die Differenz zwischen dem Duo beträgt noch sechs Punkte. Ausstehend sind noch vier Abfahrten. Als Nächstes steht in Chamonix, in Sarrazins Heimat, Anfang Februar eine weitere Doppel-Veranstaltung im Programm.
Sarrazin ist der achte Abfahrts-Doppelsieger auf der Streif. Der erste war Österreichs Legende Karl Schranz vor 51 Jahren, der zuvor letzte Beat Feuz vor drei Jahren.
Marco Odermatt erweiterte seine enorm eindrücklichen Statistiken um einen weiteren Podestplatz. Einschliesslich der Abfahrt heute klassierte er sich bei seinen letzten 24 Starts im Weltcup 22 Mal in den Top 3. «Was da abgeht, ist manchmal schwierig zu verstehen», sagte Odermatt, «deshalb muss man es einfach geniessen.» (ram/sda)