Sport
Wintersport

Österreich gewinnt nicht mehr – vor Kitzbühel lästern die Ski-Altstars

ALPINE SKIING - FIS WC Saalbach SAALBACH-HINTERGLEMM,AUSTRIA,21.FEB.15 - ALPINE SKIING - FIS World Cup, downhill, men. Image shows fans of (AUT). PUBLICATIONxINxGERxHUNxONLY

Alpine Skiing FIS WC Sa ...
Auch die rot-weiss-roten Fans hoffen auf eine Besserung.Bild: imago sportfotodienst

Österreich gewinnt nicht mehr – vor Kitzbühel lästern die Ski-Altstars

Fünf Weltcup-Abfahrten und kein einziger Podestplatz. Während die Schweiz von der nächsten Welle der «Odi-Mania» erfasst worden ist, befindet sich der Ski-Erzrivale Österreich in der Krise.
18.01.2024, 18:1618.01.2024, 18:16
Mehr «Sport»

Bringt Kitzbühel die Wende? Das hoffen sie in Österreich, denn die ersten fünf Abfahrten des Winters waren alles andere als ein Erfolg. Nicht einen einzigen Podestplatz holten die Österreicher, das gab es noch nie.

Während es im Super-G läuft (ein Sieg durch Vincent Kriechmayr und zwei zweite Plätze von Daniel Hemetsberger und Raphael Haaser) ist die Ausbeute in der Königsdisziplin nur sehr mässig. Bei Marco Odermatts Triumph in der Lauberhorn-Abfahrt am vergangenen Samstag war Kriechmayr auf Platz 5 der beste Österreicher – zweieinhalb Sekunden hinter dem Schweizer.

In diesem Winter war in einer Abfahrt noch kein Mitglied des einst so stolzen «Austria Power Teams», das zu Hermann Maiers Zeiten einen glorreichen Neunfach-Sieg in einem Super-G feierte, besser klassiert. Nun sind die einstigen Ski-Helden natürlich in den Medien gefragte Experten, wenn es darum geht, nach Ursachen für die Krise zu forschen.

«Junge in einer Komfortzone»

Armin Assinger, Co-Kommentator im ORF, sprach in der «Kronen Zeitung» von einem «Armutszeugnis für Österreichs Ski-Verband» und meinte damit die Tatsache, dass in Wengen überhaupt bloss vier österreichische Fahrer zum Rennen antraten. Das mache ihm wirklich Sorgen, meinte Assinger, der in den 90er-Jahren drei Weltcup-Rennen gewonnen hat. «Klar waren welche krank und ist das blöd gelaufen. Aber ich kann mich an Zeiten erinnern, wo in Wengen 16 ÖSV-Läufer am Start waren und nur zehn fahren durften.»

21.01.2017 Oesterreich, Kitzbuehel 77. Hahnenkammrennen 2017 - Kitzb
Ex-Skifahrer und TV-Star Assinger in Kitzbühel.Bild: imago stock&people

Hannes Reichelt – Super-G-Weltmeister, 13 Weltcupsiege, Hahnenkamm-Sieger 2014 – vermisst einen wie Matthias Mayer, der im vergangenen Winter vom einen auf den anderen Tag zurücktrat. «Der geht uns schon ab, der hat in den letzten Jahren einfach viel überdeckt», so Reichelt bei «heute.at». Er wisse nicht, ob der österreichische Ski-Verband etwas versäumt habe. «Aber ich habe das Gefühl, dass die jungen Läufer, die nachkommen, in einer Komfortzone sind. Sie müssen sich intern nicht konkurrieren, weil ohnehin genügend Startplätze da sind.»

Mängel im Konditionstraining?

Gewisse Trainer hätten ausserdem ihre Lieblinge und teils werde gar keine Qualifikation mehr gefahren, stellt Reichelt fest. «Aber nur durch internen Kampf wird man besser. Momentan haben wir die Dichte nicht.» Dass die Österreicher am Lauberhorn bloss zu viert antraten, gehe aber in Ordnung. Die zweite Garde habe eine Europacup-Abfahrt in Saalbach bestritten. «Das war strategisch gut.» Im nächsten Winter findet dort die WM statt – vielleicht ja mit einem Senkrechtstarter von Rot-Weiss-Rot.

SUI, FIS Weltcup Ski Alpin, Wengen 16.01.2020, Lauberhorn, Wengen, SUI, FIS Weltcup Ski Alpin, Abfahrt, Herren, 2. Training, im Bild Vincent Kriechmayr AUT vor Eiger und M
Er ist in dieser Saison Österreichs bester Abfahrer: Vincent Kriechmayr belegt Rang 8 in der Disziplinen-Wertung.Bild: www.imago-images.de

Fehlenden Biss und schlechte Arbeitsmoral ortet Michael Walchhofer als Grund für die Misere. Der Abfahrts-Weltmeister von 2001 und dreifache Sieger der Disziplinenwertung, sieht konditionelle Schwächen bei seinen potenziellen Nachfolgern. «Im Konditionstraining geht es ums Abarbeiten. Wenn ich da nicht bereit bin, und den Eindruck hat man, dass sie das nicht sind, dann werde ich ohne die gemachten Hausaufgaben bei der Prüfung nicht performen», betonte Walchhofer.

12.01.2021, Innsbruck, AUT,
Michael Walchhofer gewann die Abfahrt von Kitzbühel im Jahr 2006. Bild: www.imago-images.de

Hoffen auf den Heimvorteil

Diesen Eindruck teilt sein Kollege Hannes Reichelt nicht. Vielmehr vermutet er einen «Fehler im System» als Ursache der Krise, die damit hausgemacht wäre.

«Wenn man schaut, wer in der Abfahrt vorne mitfährt, sind das Athleten, die auch im Riesenslalom gut sind. Das hast du in unserem Team nicht. Es ist keiner dabei, der im Weltcup auch konstant Riesenslalom fährt.» Zu seiner Zeit habe man Abfahrt, Super-G und Riesenslalom beherrschen müssen, um in die Mannschaft zu kommen. «Ich sage nicht, dass es das ultimative Rezept ist, aber vielleicht ist es ein Lösungsansatz.»

24.01.2019, Streif, Kitzbuehel, AUT, FIS Weltcup Ski Alpin, Abfahrt, Herren, 2. Training, im Bild Hannes Reichelt (AUT) // Hannes Reichelt of Austria reacts after his 2nd training run for the men s Do ...
Hannes Reichelt fuhr bis 2021 im Weltcup.Bild: imago sportfotodienst

Selbst wenn dieser Weg eingeschlagen wird, kommt die Veränderung für die beiden Hahnenkamm-Abfahrten auf der Streif am Freitag und Samstag (Start jeweils 11.30 Uhr) zu spät. TV-Experte Armin Assinger hofft, dass der Heimvorteil in Kitzbühel die österreichischen Fahrer beflügelt und es endlich einer aufs Podest schafft. Doch er weiss auch: «Wenn der Hund drinnen sitzt, dann bekommt man ihn auch schwer raus.»

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Österreicher mit Supernamen
1 / 16
Österreicher mit Supernamen
Jörg Siebenhandl, Sturm Graz. Klar, dass einer mit sieben Handl Torhüter wird!
quelle: epa/epa / sascha steinbach
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Schweizer Tiktoker macht sich über Österreicher und lustig
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
18 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
rönsger
18.01.2024 18:31registriert Dezember 2014
Die Austriafahrer*innen waren ja viele Jahre dominant und kaum zu schlagen. Doch wie überall macht Erfolg träge, und Innovationen werden verschlafen. Ich wette ein Biberli gegen eine Mozartkugel, dass demnächst mit dem Schweizer Team genau das gleiche geschieht - und dann halt hier die Klagelieder heruntergeleiert werden. Denn seien wir ehrlich: Der Abstieg hat bereits begonnen; mit Ausnahme der Ausnahmekönner*innen Gut-Behrami und Odermatt liefert das Schweizer Team auch nicht mehr so ab, wie in den letzten Saisons.
8312
Melden
Zum Kommentar
avatar
T13
18.01.2024 19:26registriert April 2018
Sowas kommt halt mal vor.
Wird schon wieder Zeiten geben in denen die Österreicher den Ton angeben.
Kein König regiert für immer. 😉
220
Melden
Zum Kommentar
18
    Zürcher Statthalter stuft FCZ-Sektorsperre als widerrechtlich ein
    Niederlage für die Stadt Zürich im Kampf gegen Fangewalt: Der Statthalter hat entschieden, dass die Sperrung der FCZ-Südkurve im Januar 2024 widerrechtlich war.

    Der FCZ hatte gegen die Sektorsperre im Spiel gegen Lausanne-Sport rekurriert und nun Recht erhalten. Der Club nimmt den Entscheid «mit Genugtuung zur Kenntnis», wie er am Donnerstag mitteilte. Kollektivstrafen seien im Grundsatz rechtswidrig und abzulehnen.

    Zur Story