Zwölf Rennen, elf Podestplätze. Eine Bilanz, die nicht von dieser Welt ist.
Sieben Rennen gewann Marco Odermatt in diesem Winter, zuletzt schlug er im Abfahrts-Klassiker am Lauberhorn in Wengen zu. Im Gesamtweltcup führt er überlegen. «Odi» hat mit 1016 Punkten mehr als doppelt so viele Zähler wie sein erster Verfolger Cyprien Sarrazin, der auf 460 Punkte kommt. Marco Schwarz, der noch vier Punkte mehr hat als der Franzose, musste die Saison wegen einer Verletzung ebenso abbrechen wie die früheren Gesamtweltcupsieger Aleksander Aamodt Kilde und Alexis Pinturault.
Es klingt verrückt: Womöglich würde Odermatt den Gesamtweltcup selbst dann zum dritten Mal in Folge gewinnen, wenn er seine Skis in den Keller stellen und bis Ende Saison kein Rennen mehr bestreiten würde.
Auf dem Kalender der Saison 2023/24 stehen noch 17 Rennen in den drei Disziplinen, die der Nidwaldner bestreitet: sechs Abfahrten, vier Super-G und sieben Riesenslaloms. Das Wochenende in Kitzbühel mit zwei Abfahrten auf der Streif (Start jeweils um 11.30 Uhr) und einem Slalom am Ganslernhang bildet für Odermatt also die Saison-Halbzeit.
Sein Rekord im Gesamtweltcup, den er im vergangenen Winter aufgestellt hat, liegt bei 2042 Punkten. Hält Odermatt seine Sieg- und Podestquote, zeigt die Hochrechnung, dass er in dieser Saison auf Kurs für 2455 Punkte ist.
Wie dominant der 26-Jährige unterwegs ist, belegt auch diese Zahl: Im Schnitt holt Odermatt pro Rennen 84,67 Punkte. Dazu muss man wissen, dass es für einen Sieg 100 und für einen zweiten Platz 80 Punkte gibt.
Blickt man ins Geschichtsbuch*, so war seit der Jahrtausendwende nur einmal ein Fahrer derart überlegen wie Marco Odermatt in diesem Winter. Der Österreicher Marcel Hirscher fuhr im Winter 2012/13 in 20 Weltcup-Rennen unglaubliche 18 Mal in die Top 3 – eine Podestquote von 90 Prozent. Odermatt stand in diesem Winter bei 91,67 Prozent seiner Starts auf dem Siegerpodium, in der gesamten letzten Saison war dies in 84,62 Prozent der Rennen der Fall.
* Mit den Resultaten von Pirmin Zurbriggen oder Ingemar Stenmark können die aktuellen Fahrer aufgrund lückenhafter Statistiken des Weltverbands FIS nicht verglichen werden.
Der gesunde Menschenverstand sagt: Es kann gar nicht möglich sein, dass Marco Odermatt auch in der zweiten Saisonhälfte so erfolgreich ist.
Doch dann meldet sich da eine andere Stimme, die fragt: Weshalb denn nicht? Odermatt fährt in einer eigenen Liga und er scheint auch immer über top Material zu verfügen. Dazu ist er keiner, der auf Teufel komm raus riskiert. Als der Super-G in Wengen vor seinem Start lange unterbrochen ist, weil der gestürzte Pinturault versorgt wird, fährt Odermatt mit angezogener Handbremse und wird dennoch Zweiter.
Die hochgerechneten 2455 Punkte wird Marco Odermatt womöglich nicht erreichen. Aber sein Weltrekord von 2042 Punkten in einer Saison wackelt. Alle Prognosen sind verbunden mit dem Wunsch, dass er gesund bleibt. Denn das ist etwas, das gerade in den letzten Wochen mit den vielen schweren Verletzungen im Ski-Weltcup nie gegeben ist.
Dann ist "Odi" der GW kaum zu nehmen.
Das soll die Leistungen von Odi nicht schmälern, es ist unglaublich was er gerade zeigt. Und man hat nie Angst, dass er ein Tor verpassen könnte, weder im Riesen noch im Super-G. Es scheint, als ob er weniger ans Limit gehen muss, als die andern. Feuz sagte es schon richtig, Djokovic-Effekt. ;)