Kaum ein Fussballfan, der nicht irgendwo in seinem Herzen einen Platz für die Schotten hat. In diesem Jahrtausend war der vormalige Dauergast aber zum Leidwesen seiner leidenschaftlichen Anhänger nie mehr an einem grossen Turnier dabei. Doch nun hat die «Tartan Army» einen Grund zum Feiern: Dank einem Hattrick von James Forrest gewann Schottland gegen Israel 3:2 und damit die Gruppe C1 der Nations League. Ein Aufstieg in die B-Gruppe als kleiner Schritt zurück zu den «Grossen»?
2016 trug das Balkanland sein erstes offizielles Länderspiel aus, nun träumt es bereits von einer EM-Teilnahme. Unter dem Schweizer Trainer Bernard Challandes triumphierte der Kosovo in der Gruppe D3. «Die Leute hier drehen alle völlig durch», hatte Mittelfeldspieler Besar Halimi schon vor dem «Final» gegen Aserbaidschan gesagt, den der Kosovo gestern 4:0 gewann. Die Euphorie ist grenzenlos.
Was war das für ein Abstieg: 2010 noch im WM-Final, 2014 noch WM-Dritter, aber 2016 nicht an der EM und 2018 nicht an der WM. Doch nun scheint eine erfolgreiche neue orange Generation da zu sein. Holland setzte sich in der Gruppe A1 gegen den amtierenden Weltmeister Frankreich und dessen Vorgänger Deutschland durch.
Wenn wir an Sport im Land der tausend Seen denken, dann an Eishockey, Skispringen, Rallye und Speerwerfen. Aber Fussball?! Nie konnten Jari Litmanen, Sami Hyypiä und Hannu Tihinen mit dem Nationalteam etwas reissen – bis jetzt. Die Finnen setzten sich in der Gruppe C2 durch und sind neu B-klassig. Der grösste Erfolg seit Platz 4 an den Olympischen Spielen 1924.
Das Team vom Affenfelsen ist zwar nicht aufgestiegen. Aber Gibraltar, das erst seit 2013 ein Nationalteam stellt, gewann immerhin zwei von sechs Spielen und liess Liechtenstein hinter sich. Die Gibraltarer waren Sinnbild dafür, dass in dieser neuen Nations League für jeden etwas zu erreichen ist.
«Absteiger Deutschland.» Das klingt nicht nur deshalb ungewöhnlich, weil Nationalteams bisher noch nie absteigen konnten. Es ist vor allem auch deshalb ungeheuerlich, weil man sich so etwas nicht in den kühnsten Träumen einmal vorgestellt hätte: dass Deutschland absteigt. Der vierfache Weltmeister ist bei der Auslosung der EM-Qualifikationsgruppen nur in Topf 2.
Ist in diesem Herbst ein Märchen zu Ende gegangen? Die Isländer schafften erst sensationell die Qualifikation für die EM 2016, wurden dort zu Everybody's Darling – «Huh!» – und warfen sogar England aus dem Turnier, und sie qualifizierten sich auch für die WM 2018. Nun könnte die Zeit dieser goldenen Generation ablaufen und bei nur 350'000 Einwohnern ist es fraglich, ob deren Nachfolger das Niveau halten können.
Rund um den Brexit haben sie in der Republik Irland und in Nordirland wohl gerade andere Sorgen als die Fussballer. Doch für beide geht's eine Liga runter in die C-Klasse. Während die Nordiren, vor einem Jahr in der WM-Barrage nur knapp an der Schweiz gescheitert, alle vier Spiele verloren, holte Irland wenigstens zwei Unentschieden.
Die Gruppe A4 war mit England, Spanien und Kroatien hochklassig bestückt. Einer musste trotzdem zwangsläufig Letzter werden, erwischt hat es mit Kroatien den WM-Finalisten von 2018. Das ist beileibe kein Beinbruch, aber ein Ruhmesblatt ist es nicht. Die Kroaten wird's dennoch nicht gross kümmern, der Sommer in Russland überstrahlt noch für einige Zeit alles.
Seit Jahr und Tag wird behauptet, dass es im Fussball keine Kleinen mehr gebe – und das ist falsch. Für San Marino war auch die Nations League kein Lichtblick, im Gegenteil. Es setzte in der Gruppe D2 in sechs Spielen sechs Niederlagen ab – und den San-Marinesen gelang kein einziger Treffer. Selbst Andorra (4 Punkte), Liechtenstein (4) und Malta (3) konnten punkten.