Die USA sind Herkunftsland und Rekordweltmeister des Basketballs. Die Frage, welches Nationalteam das beste der Welt ist, stellt sich in dem Sport mit dem orangen Leder eigentlich nicht. Doch an der Basketball-WM blieb die stolze Nation zum zweiten Mal in Serie ohne Medaille. Dies passierte zum ersten und bis vor kurzem letzten Mal zwischen 1963 und 1970, als die USA zweimal Vierte und einmal Fünfte wurden.
Eine Blamage für das Land mit der besten Liga der Welt. Und so verwundert nicht, dass einige NBA-Stars bereits auf die Olympischen Spiele im nächsten Sommer in Paris schielen, um die Hierarchie wieder geradezurücken. Allen voran Altmeister LeBron James. Der dann 39-Jährige hat aber nicht vor, als einziger Superstar nach Frankreich zu reisen, vielmehr versucht er gemäss Medienberichten, weitere Topspieler zu überzeugen, sich dem US-Nationalteam ebenfalls anzuschliessen.
Dabei hat er sehr gute Chancen. Anders als an Weltmeisterschaften ist an Olympischen Spielen jeweils auch die «Crème de la Crème» des US-Basketballs vertreten, 16 von 20 Goldmedaillen der Geschichte gingen an die Nordamerikaner. Seit 1992 Profis erlaubt wurden, verpasste die USA nur 2004 den Triumph. Vor 31 Jahren begeisterte das «Dream Team» um Michael Jordan und Magic Johnson Barcelona, nun will James für seine vierten – und wohl letzten – Olympischen Spiele eine ähnliche Star-Truppe aufbauen. Diese Spieler konnte James dafür angeblich bereits gewinnen.
Obwohl er mittlerweile wohl nicht mehr der beste Spieler der Mannschaft wäre, wäre «King James» der Anführer des US-Teams. Er ist einer der zwei besten Basketballer der Geschichte und könnte seine Nationalteam-Karriere mit einer dritten olympischen Goldmedaille nach 2008 und 2012 krönen. Auch im Alter von 38 Jahren ist James ein verlässlicher Skorer und nach wie vor hervorragender Passgeber, der ein jedes Team besser macht.
Aufgrund von Verletzungen liefen die letzten drei Saisons für Kevin Durant nicht wirklich nach Wunsch. Doch wenn der 34-Jährige gesund ist, ist er nicht nur ein unwiderstehlicher Skorer, sondern auch ein starker Verteidiger. An Olympischen Spielen ist er seit 2012 eine feste Grösse. Vor dem Duo James-Durant würde wohl jedes andere Team erstarren.
Noch schlimmer wird es aus Sicht der Konkurrenz, wenn auch noch Stephen Curry auf dem Feld steht. Der 35-jährige Point Guard ist der beste Distanzschütze der Geschichte und könnte selbst auf dem im Vergleich zur NBA etwas kleineren FIBA-Court für zusätzliche Räume sorgen, da man ihn eigentlich schon ab der Mittellinie decken muss. Für den zweifachen Weltmeister wären es die ersten Olympischen Spiele.
Wenig verwunderlich hat sich LeBron James auch um die vorläufige Zusage seines Teamkollegen bei den Los Angeles Lakers gekümmert. Anthony Davis ist offensiv wie defensiv eine Wucht und wäre vor allem auch aufgrund seiner Grösse wichtig für das US-Team, mit dem er 2012 in London Gold gewann. Denn auf der Position des Centers, die der 30-jährige Davis neben seiner angestammten Position als Power Forward ebenfalls spielen kann, herrscht in den USA ein Mangel an absoluten Topspielern.
Der Star der Boston Celtics ist unter den Spielern, die James kontaktiert hat, mit Abstand der Jüngste. Der 25-Jährige spielt zwar auf derselben Position wie James und Durant, doch dürfte das aufgrund des grossen Talents im Team und der Flexibilität von unter anderem LeBron James kein Problem sein. Auch Jayson Tatum, der bereits 2021 in Tokio Olympiasieger wurde, ist jederzeit für einen Korb gut und damit eine perfekte Ergänzung zum Team.
Draymond Green ist sowohl mit LeBron James als auch mit Stephen Curry, mit dem er bei Golden State vier Titel gewann, eng befreundet. Ausserdem wird das US-Team von Warriors-Coach Steve Kerr betreut. So erscheint es nur logisch, dass der 33-Jährige auch Teil der Olympia-Delegation sein wird. Green bringt mit seinen grossen Defensiv- und Spielmacher-Qualitäten aber auch zwei Komponenten mit, die dem Team guttun.
Mit LeBron und Konsorten wären sechs der zwölf verfügbaren Kaderplätze besetzt. Bis im nächsten Frühling, wenn die Einladungen von USA Basketball verschickt werden, ist aber nichts definitiv. Dennoch haben diese Spieler hohe Chancen, in Paris dabei zu sein. Gemäss «The Athletic» und «ESPN» haben, unabhängig der Pläne von James, einige weitere Spieler Interesse für eine Olympia-Teilnahme angemeldet.
Der Shooting Guard der Phoenix Suns wäre nicht nur aufgrund seiner Position ein Gewinn für das US-Team für Olympia 2024. Devin Booker gehört zu den talentiertesten Spielern der NBA und ist mit bald 27 Jahren im besten Alter für einen Sportler. «Book» würde zum zweiten Mal in Serie zu Olympischen Spielen reisen.
Auch der 33-Jährige war in Tokio zum ersten Mal bei Olympia dabei und könnte die sechs Spieler um James in Paris hervorragend ergänzen, da Guards dort untervertreten sind. Damian Lillard müsste wohl damit vorliebnehmen, von der Bank zu kommen, falls Curry tatsächlich zur Olympia-Premiere kommt, doch würde er wohl nicht der einzige Topstar sein, für den es bei den USA keinen Platz in der ersten Fünf hat. Wie Curry ist auch Lillard ein grandioser Distanzschütze und glänzt zudem als Spielmacher.
Mit Chris Paul hat ein weiterer Point Guard seinen Hut in den Ring geworfen. Auch er gilt als enger Freund von LeBron James und ab der kommenden Saison spielt er gemeinsam mit Curry und Green bei Golden State. Der 38-Jährige gewann 2008 und 2012 Olympia-Gold.
Der 31-Jährige, der in den letzten Jahren immer wieder in der Kritik stand, weil er unter anderem Verschwörungstheorien verbreitete, würde ebenfalls gerne zum Olympia-Team gehören. Nimmt Steve Kerr, der an der WM von Miami-Coach Erik Spoelstra und Clippers-Trainer Tyronn Lue, auch Kyrie Irving mit, dürfte er Chris Paul oder Damian Lillard wohl zu Hause lassen. Alle drei spielen wie Curry auf der Position des Point Guards.
Sind die zehn aufgeführten Spieler alle bereit, die USA im nächsten Jahr in Paris zu vertreten, hätte es noch immer Platz für zwei weitere Spieler. Unter anderem Anthony Edwards und Mikal Bridges, die an der WM trotz des schlechten Team-Resultats glänzen konnten, gehören zu den Kandidaten. Der Wunschkandidat ist aber ein anderer:
Die besten Center der NBA sind alle Ausländer – Nikola Jokic von Meister Denver, beispielsweise, ist Serbe, Joel Embiid kommt aus Kamerun. Doch bei letzterem besteht nun die Hoffnung, dass der 29-jährige MVP der letzten Saison den USA doch zur Verfügung steht. Denn seit rund einem Jahr ist er auch Staatsbürger der Vereinigten Staaten und von Frankreich. Jetzt buhlen die beiden Nationen um die Gunst des Philadelphia-Stars. Entscheidet er sich für die USA, wäre auch die letzte Lücke im neuen «Dream Team» gefüllt.