Sommer 2011. Ein 17-jähriger Genfer spielt mit der Schweizer U18-Nationalmannschaft am Schwarzen Meer im bulgarischen Varna an der Europameisterschaft der Gruppe B. Der 2,08-MeterRiese wirkt trotz seiner Grösse scheu. Aber mit seiner Sprungkraft und Energie dominiert er unter den Körben und hat sich stets mit zwei Gegnern herumzuschlagen.
Die Mitspieler des jungen Genfers heissen Branislav Kostic, der heute beim NLA-Klub Starwings Basel spielt, oder Vincent Gaillard von Vevey Riviera Basket. Andere haben die Basketballschuhe längst an den berühmten Nagel gehängt oder tummeln sich in unteren Ligen.
Clint Capela aber, der scheue Mann von damals, steht vor seiner fünften Saison in der wichtigsten Basketballliga der Welt. Beim NBA-Klub Houston Rockets hat er im Sommer einen MegaVertrag unterschrieben. 80 Millionen Dollar brutto in fünf Jahren, wie die Zeitung «Houston Chronicle» präzisierte. Dabei hatte man sich bei den Rockets gar Sorgen gemacht, Capela könnte enttäuscht sein, weil er nicht den Maximalvertrag erhalten hat, der, so wurde kolportiert, über 100 Millionen Dollar betragen hätte.
Houstons General-Manager Daryl Morey kennt die Verhandlungen mit sogenannten «Restricted free agents», wie Capela diesen Sommer einer war. Er hatte die Erlaubnis, Angebote von andern Klubs zu prüfen. Hätte Houston gleich viel geboten, hätte die Konkurrenz das Nachsehen gehabt. Doch die Maximal-Angebote kamen offenbar nicht. Es sei heikel, meinte Morey, wenn bei diesen Deals die Spieler enttäuscht zurückblieben
Houstons General-Manager Daryl Morey kennt die Verhandlungen mit sogenannten «Restricted free agents», wie Capela diesen Sommer einer war. Er hatte die Erlaubnis, Angebote von andern Klubs zu prüfen. Hätte Houston gleich viel geboten, hätte die Konkurrenz das Nachsehen gehabt. Doch die MaximalAngebote kamen offenbar nicht. Es sei heikel, meinte Morey, wenn bei diesen Deals die Spieler enttäuscht zurückblieben.
Trainer Mike D’Antoni rief Capela am Tag des Vertragsabschlusses an, wie er dem «Houston Chronicle» erzählte. Er habe Capela gesagt: «Du weisst, du hast jetzt dein Leben für immer verändert. Du hast zwar nicht alles erhalten, was möglich gewesen wäre. Aber das sind die Regeln. So funktioniert das Business. C’mon.»
Sowieso: 80 Millionen sind bereits ein gewaltiger Betrag für einen jungen Mann, der in seiner Jugend in Genf die Armut erlebt hatte. Seiner Mutter hatte er bereits zuvor mit seinem RookieVertrag die Schulden von 300000 Franken bis auf den letzten Rappen beglichen.
Die NBA ist ein Millionen-Spiel. Und Capela spielte sich vergangene Saison in andere Sphären. Er ist der erste Spieler in der NBA, der in 28 Einsatzminuten auf einen Schnitt von 13 Punkten, 10 Rebounds und 1,8 blockierten Würfen kam.
Er verwertete 65 Prozent seiner Würfe und führt damit die NBA in dieser Kategorie an. Und auch seine Freiwurfquote von 56 Prozent wird langsam besser. In seiner Rookie-Saison traf er nur 4 von 23 Freiwürfen, was lamentable 17,4 Prozent Trefferquote bedeutete. Aber mit eisernem Willen hat er auch an dieser Schwäche gearbeitet. Im neuen Vertrag hat er überdies eine Klausel festgeschrieben. Capela erhält einen 500000 Dollar Bonus, wenn er bei den Freiwürfen auf mindestens 65 Prozent Trefferquote kommt.
Mit 15,3 Millionen Dollar ist Capela kommende Saison der am drittbesten bezahlte Spieler der Rockets. Nur die beiden Superstars James Harden und Chris Paul (je 35,6 Millionen) verdienen mehr.
Capelas Rolle wird sich aber auch mit dem Millionen-Vertrag nicht verändern. Er werde auch in Zukunft mit derselben Energie spielen, das Spielfeld rauf und runter rennen müssen, all die diversen Dinge in der Defense erledigen müssen, erklärte Capela. «Ich hatte schon vergangene Saison viel Verantwortung zu tragen. Druck spüre ich nicht. Ich will in Zukunft noch mehr zeigen.»
It's a double-double kind of night for @CapelaClint. 💪
— Houston Rockets (@HoustonRockets) 13. Oktober 2018
10PTS | 11 REB#Rockets lead 75-58, 6:21 to go in the 3rd. pic.twitter.com/MqLur5dBz0
Im Angriff wird Capela weiterhin unter dem Korb arbeiten, auf die Zuspiele von Harden und Paul lauern, wobei er den Ball oft in der Luft, mit dem sogenannten Alley-oop, in den Korb wuchtet. Und Capela hat die wichtige Rolle, Blocks zu stellen, damit das so dominante Pickand-Roll gespielt werden kann. Houston gilt als eines der spektakulärsten Teams der Liga. Die Frage ist, ob es im Playoff seine Defensivschwächen ausmerzen kann.
Da fällt Capela eine wichtige Rolle zu. Coach D’Antoni lobt:. «Letzte Saison kam Clint mit ein bisschen Übergewicht aus der Sommerpause. Diesmal ist er topfit erschienen.» Bei einem Testspiel verstauchte er sich indes die rechte Hand und er verpasste die folgende Trainingspartie. Aber nach dem Röntgen gaben die Ärzte Entwarnung. Man habe auf den Röntgenbildern gesehen, so Capela, dass die Hand okay sei.