Ein 22-Jähriger hat die Tischtennis-Welt auf den Kopf gestellt. Dem Schweden Truls Möregardh ist eine der grössten Überraschungen in der Geschichte seiner Sportart gelungen. Er warf in den Sechzehntelfinals der Einzelkonkurrenz an den Olympischen Spielen in Paris niemand anders als den klaren Goldfavoriten raus: Wang Chuqin aus China.
Um zu verdeutlichen, wie gut Wang ist, genügt ein Blick auf die Weltrangliste. In dieser hat er als Führender beinahe doppelt so viele Punkte wie der Zweitplatzierte. Möregardh ist als Nummer 26 der Welt zwar kein Habenichts, aber im Vergleich mit dem Chinesen doch eine kleine Nummer.
Doch in einem Spiel ist immer alles möglich – diese Weisheit bestätigten der Schwede und der Chinese in Paris. Möregardh ging mit 2:0 Sätzen in Führung und er blieb weiter fokussiert, als Favorit Wang auf 2:2 ausgleichen konnte. Möregardh zog sein Spiel durch und feierte einen völlig unerwarteten 4:2-Sieg.
«Ich habe wirklich fantastisch gespielt», strahlte der Sieger. Er habe sich an seinen Plan gehalten und fest daran geglaubt, dass er gewinnen könne. «Ich spürte, dass ich einfach alles loslassen, an mich glauben und das Tischtennis spielen sollte, das ich mag.»
Wang wurde tags zuvor Olympiasieger im Mixed und bezahlte diese Goldmedaille mit dem Verlust seines Lieblingsschlägers. Ein Fotograf zerstörte ihn im Gedränge unabsichtlich. Aber der Verlierer suchte keine Ausreden: «So ist der Sport, es gibt Hochs und es gibt Tiefs. Es lag an mir selber, ich war heute schlicht nicht gut genug.»
Der überraschende Sieger Truls Möregardh fällt an der Tischtennisplatte ohnehin auf. Denn sein Schläger ist nicht oval, sondern sechseckig.
«Ich treffe damit den Ball besser», erklärte der 22-Jährige. «Ich kann viel mehr Tempo spielen als mit dem traditionellen Schläger.» Die Schlagfläche ist etwa fünf Prozent grösser, der «Sweet-spot», die optimale Trefferfläche, etwas breiter und wenige Millimeter nach oben verschoben.
Mit diesem Schläger und dem Schwung vom grossen Sieg gewann Möregardh gestern gleich auch noch den Achtelfinal gegen Kao Cheng-Jui aus Taiwan mit 4:1.
Nun steht der Schwede im Viertelfinal, heute Donnerstag um 21 Uhr bekommt er es mit dem Ägypter Omar Assar zu tun. Natürlich träumt Truls Möregardh davon, es seinem berühmten Landsmann Jan-Ove Waldner gleichzutun und wie dieser (1992 in Barcelona) ebenfalls Olympiasieger zu werden:
Und die dominierenden Chinesen? Die haben mit Fan Zhendong nur noch einen Athleten dabei. Der amtierende Weltmeister ist die aktuelle Weltnummer 2, Fan bekommt es um 17 Uhr mit dem Japaner Tomokazu Harimoto zu tun.
Im März war er laut Wiki noch auf 14 und wahrscheinlich hatte er zuletzt wenig gespielt. Das neuere WLR-System fällt da mehr ins Gewicht als früher.
Er ist mir 2018 oder 2019 das erste Mal wegen seines coolen Spielstils aufgefallen, den viele an Waldner erinnerte. Als Jugendlicher spielte er noch viel trickreicher und spektakulärer, jetzt ist dafür mehr Physis da.