Sport
Olympia 2030

Radsport an den Olympischen Winterspielen: Die Ski-Welt ist verärgert

VAL DI SOLE, ITALY - DECEMBER 10: Puck Pieterse of The Netherlands and Team Fenix-Deceuninck competes during the 3rd UCI Cyclo-cross World Cup Val di Sole 2023 - Women's Elite on December 10, ...
Geht auch auf Schnee: Cyclocross könnte 2030 olympisch sein.Image: getty

Bei Winterolympia könnte es zu einer Revolution kommen – die sorgt aber für Ärger

Mehrere «exotische» Disziplinen könnten in das Programm der Olympischen Winterspiele 2030 aufgenommen werden. Eine Aussicht, die einigen Akteuren des Skisports missfällt.
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14.10.2025, 18:3315.10.2025, 09:49
Romuald Cachod
Romuald Cachod

Die Olympischen Winterspiele 2030, die in den französischen Alpen stattfinden, könnten ein besonders originelles Programm bieten. Das Organisationskomitee (COJOP) darf vier zusätzliche Disziplinen aufnehmen und scheint dabei Sportarten ausserhalb von Schnee und Eis den Vorzug geben zu wollen.

«Wir möchten andere Sportarten prüfen, zum Beispiel Disziplinen des Radsports, wie Gravel und Cyclocross, oder die häufig in den Bergen ausgeübt werden, wie Trailrunning», erklärte Edgar Grospiron gegenüber der Zeitung Dauphiné Libéré.

Telenet Superprestige cyclocross Gullegem 2025 GULLEGEM, BELGIUM - JANUARY 04 : Van Der Haar Lars NED of Baloise Glowi Lions during the 7th leg of the Telenet Superprestige cyclocross series 2024-2025 ...
In der Schweiz kennt man Cyclocross auch als Radquer.Bild: www.imago-images.de

Der Chef des COJOP stellte sein Projekt anschliessend bei einem internationalen Treffen von Akteuren aus der Skibranche im Detail vor. «Man könnte meinen, dass es sich dabei nicht um Schnee- oder Eissportarten handelt. Aber es sind Bergsportarten», betonte er mit Blick auf Cyclocross, das in der Schweiz auch als Radquer bekannt ist, und Trailrunning.

«Ich sage nicht, dass wir die Winterspiele in Bergsportspiele verwandeln wollen. Aber vielleicht könnten wir zwei Wettbewerbe in diesem Raum zwischen Meereshöhe und Schneegrenze veranstalten. Das ist ein fantastisches Terrain, das es zu erobern gilt, und wir können zeigen, dass auch die Berge diese Vorzüge haben.»
Edgar Grospiron

Radquer und Crosslauf in der Pole

Cyclocross wird im Winter, manchmal sogar auf Schnee, wie bei der Weltcup-Etappe im italienischen Val di Sole, praktiziert und strebt seit Jahren die Aufnahme in das Programm der Olympischen Winterspiele an. Dies ist eines der grossen Ziele von David Lappartient, Präsident der Union Cycliste Internationale (UCI).

World Athletics setzt seinerseits eher auf den Crosslauf (auch Querfeldeinlauf), der ebenfalls im Winter ausgetragen wird, als auf Trailrunning. Der Präsident Sebastian Coe ist übrigens überzeugt, dass diese Disziplin 2030 bei den Olympischen Spielen eingeführt wird.

In einem Interview mit dem Guardian erklärte der ehemalige Chef der Olympischen Spiele in London, dass der Crosslauf (genau wie Cyclocross) «gute Chancen» habe, in das olympische Programm aufgenommen zu werden. Darüber hinaus gab Coe an, mit David Lappartient in Kontakt zu stehen, um einen «vorläufigen Plan» zu entwickeln, damit die Rennen «auf derselben Strecke stattfinden».

Der Funktionär betonte auch den globalen Charakter seiner Disziplin. Seiner Meinung nach würde das Einführen des Querfeldeinlaufs «Afrika eine würdige Präsenz bei den Winterspielen» verschaffen.

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Die letzten Crosslauf-Weltmeisterschaften fanden im März 2024 in Belgrad statt.image: Getty

Die Skisportwelt in Aufruhr

Die Idee, die Winterspiele in den französischen Alpen für «exotische» Disziplinen zu öffnen, erscheint angesichts der derzeitigen Schneeknappheit sinnvoll. Den wichtigsten französischen Akteuren des Skisports missfällt sie jedoch.

Laut dem Dauphiné Libéré haben Eric Brèche (Präsident der französischen Skischule), Anne Marty (Präsidentin der französischen Skigebiete), Jean-Luc Boch (Präsident des nationalen Verbands der Bürgermeister von Bergorten) und Charles Van der Elst (Präsident des Verbands der Alpen- und Bergvereine) ein Schreiben an Edgar Grospiron gerichtet, um gegen diese Neuerungen zu protestieren. Sie beklagen:

«Den Winterspielen Disziplinen zuzuordnen, die ganzjährig ausgeführt werden können, bedeutet, den Schnee- und Eissportsektor aufzugeben.»
Brief an den Chef des Organisationskomitees für die Spiele 2030.

Diese Initiative dürfte jedoch vergeblich sein, da der Prozess bereits in Gang gesetzt zu sein scheint. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat eine neue Arbeitsgruppe unter Beteiligung von Sebastian Coe eingerichtet. Diese soll sich mit der Gröe der Spiele, dem olympischen Programm und den Synergien zwischen Sommer- und Wintersportarten befassen und könnte zu dem Schluss kommen, dass eine Sportart nun auch bei den Winterspielen vertreten sein kann, ohne dass sie auf Schnee oder Eis ausgeübt wird.

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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der/die Waldpropaganda
14.10.2025 19:28registriert September 2018
Radquer hat zu 100% etwas bei den olympischen Winterspielen zu suchen. Mittlerweilen ein weitverbreiteter Radsport, welcher nunmal im Wonter stattfindet. Habe Jahrelang am Radquer Dagmersellen mitgeholfen, und das war immer ein Gaudi mit dem Schlamm und in den Anfangszeiten noch mit dem Schnee.
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Ketchum
14.10.2025 20:42registriert August 2015
Gravel bräuchte es nicht als Sport, jedenfalls nicht im aktuellen Format: An der WM fuhren sie wohl mehr auf Asphalt als an der Strade Bianche. Und sowieso ist Gravel, im Gegensatz zu Radquer, keine Winterdisziplin
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Janster
14.10.2025 19:53registriert März 2021
Das Ding heisst Winterolympiade nicht Schneeolympiade... Somit finde ich das gut. Und denen die jetzt jammern ist hoffentlich schon klar dass Schnee immer seltener werden wird. Somit finde ich das eine gute Idee das ganze attraktiv zu halten.
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