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«I Am Zlatan» – der Aufstieg von Ibrahimovic kommt als Film ins Kino

IMAGO / Eibner

14.11.2012, Friends Arena, Solna, SWE, Testspiel, Schweden vs England, im Bild, Sweden 10 Zlatan Ibrahimovic erzielt mit diesem spektakulären Fallrückziehertor das 4:2
Der echte Ibrahimovic, als er 2014 sein wohl berühmtestes Tor erzielt: einen Fallrückzieher aus rund 25 Metern gegen England.Bild: imago
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«I Am Zlatan» – oder was für ein charmantes Ekel Ibrahimovic schon als Teenie war

Mit 40 Jahren hat er es noch einmal geschafft: Zlatan Ihrahimovic wurde ein weiteres Mal Meister. Mit der AC Milan triumphierte der schwedische Stürmer in der Serie A. Sein letzter Titel? Nun fällt Ibrahimovic wegen einer Verletzung monatelang aus. Ein Kinofilm bringt uns derweil den jungen Zlatan näher.
31.05.2022, 21:1731.05.2022, 21:17
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Da steht er nun, mit seinem schäbigen Plastiksack in der Hand. Und ist fehl am Platz.

I Am Zlatan
Der junge Zlatan (Dominic Andersson Bajraktati) im Stadion seiner Träume.Bild: Ascot Elite

Diese Szene, wie der talentierte Zlatan Ibrahimovic erstmals bei Malmö FF, der Nummer 1 der Stadt, auftaucht, steht sinnbildlich für seinen Werdegang. Auf ihn wartet niemand.

Wo der Junge auch ist, fast immer gibt es Scherereien. Das zieht sich wie ein roter Faden durch den Film, der in Ibrahimovics Kindheit beginnt und mit seinem Wechsel von Ajax Amsterdam zu Juventus Turin im Sommer 2004 endet.

Aufgewachsen im Stadtviertel Rosengard, wo heute 85 Prozent der Bewohner einen Migrationshintergrund haben, ist der kleine Zlatan früh auf sich gestellt. Die Eltern trennen sich, in der Schule ist er ein Problemfall, er klaut und zofft sich beim Fussballspielen mit den Mitspielern. Das geht so weit, dass diese Unterschriften für seinen Rauswurf sammeln.

Sein Dasein als Fremder zeigt sich nicht nur beim Streiten mit den blonden Mitspielern. Dass der Regisseur vom zweiteiligen Mannschafts-Bild Jugoslawiens im Panini-Album nur die linke Hälfte zeigt, ist kaum ein Zufall; das Klebebild der rechten Hälfte fehlt. Zlatan ist nicht nur Schwede, für die Schweden ist er ein halber «Jugo».

I Am Zlatan Film
Bei Malmö FF gelingt Ibrahimovic (Granit Rushiti) als 18-Jähriger der Durchbruch zum Profi.Bild: Ascot Elite

Als er ein Päckchen der Sammelbilder öffnet, ist er enttäuscht darüber, darin nicht Roberto Baggio oder Marco van Basten zu finden, sondern einen Clown namens Thomas Ravelli, den er gar nicht kennt. Dabei bestritt der Goalie 143 Länderspiele für Schweden.

Ibrahimovic ist zehn Jahre alt, als in der Heimat seiner Eltern der Krieg ausbricht. Dieser belastet vor allem den Vater, bei dem der Junge lebt. Vom Pfand der Bierdosen, die der Vater vor dem Fernseher trinkt, während er die Nachrichten vom Balkan schaut, finanziert sich Zlatan seinen Znacht: Hamburger, Hot Dogs und Pommes frites. Er lernt früh, dass er sich selber helfen muss, wenn er etwas will.

Der Junge hat ein aufbrausendes Temperament und Probleme mit der Disziplin. Autoritätspersonen können ihn mal, egal ob es die Lehrerin ist oder der Fussballtrainer. «Ibra» verhält sich in einer Mannschaft unmöglich. Er versteht Fussball nicht als Teamsport, sondern als Ego-Show. Sein Talent und sein Fleiss retten den Stürmer, der den Ball nie abgibt, sondern immer nur selber brillieren möchte.

Zlatan ist ein Vulkan mit sehr kurzer Zündschnur – und doch wird ihm nach jedem Ausbruch vergeben. Weil er halt eben auch den Charme eines Schnuderbuebs besitzt. Das hat er mit seinem Agenten Mino Raiola, der kürzlich verstorben ist, gemein. Die wenigen Szenen mit ihm gehören zu den Höhepunkten des Films, weil man ahnt, dass die Treffen der beiden Alphatiere sich genau so und nicht anders abgespielt haben.

Der Trailer von «I Am Zlatan».Video: YouTube/AscotElite

Als vor rund zehn Jahren die Autobiographie «Jag är Zlatan – ich bin Zlatan» erschien, habe ich sie mit Genuss gelesen. Daher waren meine Erwartungen an den Film gering, ich wusste ja schon alles. Doch dem Regisseur Jens Sjögren ist es gelungen, die Buchvorlage für die Kino-Leinwand umzusetzen. Die Handlung wird gut portioniert – dank Hitzkopf Zlatan ist auch immer etwas los. Die Spielszenen, in vielen Fussballfilmen ein Schwachpunkt, können ebenfalls überzeugen.

Der Fussballer wird von zwei Schauspielern gemimt. Besonders Dominic Andersson Bajraktati, der den jungen Zlatan gibt, überzeugt. Schon der Bube besitzt dieses markante Grinsen, das sagt: «Schaut her! Ich bin der König der Welt!»

Der Film «I Am Zlatan» ist ab dem 2. Juni in Schweizer Kinos zu sehen.

Das ist Zlatan Ibrahimovic
Zlatan Ibrahimovic wurde am 3. Oktober 1981 in Malmö geboren. Für Schweden bestritt er 120 Länderspiele, in denen er 62 Tore erzielte. «Ibra», bekannt für spektakuläre Tore, wechselte in hoher Kadenz von einem Weltklub zum nächsten.

Er wurde zwölf Mal Landesmeister mit Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, dem FC Barcelona, der AC Milan und Paris Saint-Germain; die Champions League konnte er nie gewinnen. Zwischen 2005 und 2020 wurde Ibrahimovic zwölf Mal schwedischer Fussballer des Jahres. 2012 wurde das Verb «zlatanieren» als Ausdruck für «stark dominieren» in den schwedischen Duden aufgenommen.
20 seiner spektakulärsten Tore.Video: YouTube/JackieMT
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7 Kommentare
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Ruapehu
31.05.2022 23:06registriert Mai 2018
Die 20 spektakulärsten Tore von ihm, einfach nur WOW!
Eine Mischung aus Karatekämpfer + Balletttänzer mit einem Fuss, der sowohl das Feingefühl einer Chirurgenhand als auch die brachiale Gewalt eines Chuck Norris Faustschlages vereint. Fiel als Kind wohl in einen Zaubertrank und wurde anschliessend im Jungbrunnen sauber gewaschen; 40 und spielt Serie A. Maschine!

Kurios, dass er in seiner gesamten Karriere nicht ein einziges Mal zumindest in den Top 3 bei der Wahl zum Weltfussballer war…
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Tomtschi
31.05.2022 23:03registriert März 2019
Er mag ja schon ein gewaltiger Egomane sein, aber er war es der aus den Mannschaften irgendwie was Extra rausgeholt hat. In der Kabine war Ibra der Motivator, und jeder Mitspieler gab auf dem Feld mehr als üblich weil er nach dem Spiel keinen Ärger wollte.

Zlatan hat aber auch Hirn... und Humor!
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