Im Grunde genommen eine Exhibition der besten 60 Schwinger der Gegenwart. Nirgendwo sonst ist die Leistungsdichte so hoch. Das Fest wird nur alle sechs Jahre ausgetragen, seit der letzten Austragung vergingen wegen der Corona-Pandemie gar sieben Jahre. Die meisten Spitzenschwinger haben deshalb nur ein oder zwei Mal im Leben die Chance, den Kilchberger zu gewinnen. Dies und das hohe Niveau machen den Anlass so besonders.
Nicht alles, was Rang und Namen hat. So fehlt der amtierende Schwingerkönig Christian Stucki, er musste die Saison wegen einer Verletzung frühzeitig beenden. Pirmin Reichmuth, ein Hoffnungsträger der Innerschweizer, ist ebenso nicht dabei wie der starke Ostschweizer Armon Orlik. Wie gut man sein muss, um am Kilchberger dabei sein zu dürfen, zeigt das Beispiel Thomas Sempach. Er ist ein Eidgenosse und gewann am letzten Sonntag das Waadtländer Kantonale – für einen Platz im Berner Aufgebot reichte dies trotzdem nicht.
Topfavorit ist Samuel Giger. Der Thurgauer war in dieser Saison der grosse Abräumer, gewann sieben der neun Kranzfeste, zu denen er antrat. Ein Fest mit eidgenössischem Charakter gewann der 23-Jährige noch nicht.
Im Anschwingen bekommt es Giger mit Joel Wicki zu tun. Der Innerschweizer gilt gemeinsam mit Kilian Wenger, dem Schwingerkönig von 2010, als erster Herausforderer Gigers. Weitere Namen, die in der Szene heiss gehandelt werden, sind jene von Damian Ott, Remo Käser, Matthias Aeschbacher, Domenic Schneider, Sven Schurtenberger, Fabian Staudenmann und Nick Alpiger. Von den 60 Schwingern kommen 17 aus der Innerschweiz, je 16 stellen der Nordostschweizerische und der Berner Verband, aus der Nordwestschweiz reisen 6 Schwinger an und aus der Südwestschweiz 5.
Frag das Magdalena Martullo-Blocher und ihre Antwort lautet: You dreamer! Tickets für den Kilchberger kommen nicht in den Handel, dabei sein kann man nur auf Einladung, die Billetts werden verschenkt. In normalen Zeiten sind rund 12'000 Zuschauer dabei, in diesem Jahr wegen der Pandemie ist es die Hälfte.
Das Schweizer Fernsehen überträgt den 17. Kilchberger Schwinget von A bis Z. Die Übertragung beginnt um 07.55 Uhr pünktlich zum Anschwingen um 08.30 Uhr, der Schlussgang ist etwa um 17 Uhr.
Der Blick in die Siegerliste der 16 bisherigen Ausgaben zeigt einem lauter prominente Namen. Zwei ragen heraus: Jörg Abderhalden (2002) und Christian Stucki (2008). Sie sind die einzigen Schwinger, die den «Grand Slam» schafften, bestehend aus Eidgenössischem, Unspunnenfest und Kilchberger.
Dem grossen Karl Meli gelang es als einzigem Schwinger, in Kilchberg zwei Mal (1967 und 1973) zu gewinnen. In der jüngeren Vergangenheit reihte sich dort auch der zweifache Schwingerkönig Ernst Schläpfer unter die Sieger (1984), so wie auch Eugen «Geni» Hasler, der als bester Schwinger, der nie König wurde, gilt (1990). Die letzte Ausgabe ging 2014 an Matthias Sempach, der im Jahr zuvor König geworden war.
Besonders ist die Geschichte des ersten Siegers 1927, Fritz Hagmann. Denn der Winterthurer ist der Grund dafür, dass es den Kilchberger Schwinget überhaupt gibt. Der vermögende Jurist Dr. Emil Huber aus Kilchberg war sauer, dass sein Favorit Hagmann am Eidgenössischen 1926 seiner Meinung nach von den Kampfrichtern benachteiligt wurde. Also lud er im Jahr darauf die besten 50 Schwinger und 1200 Zuschauer in seinen Garten zur Revanche ein. Und siehe da: Fritz Hagmann triumphierte.
Der Sieger erhält Muni «Harald». Kränze, wie an praktisch allen anderen grossen Schwingfesten, gibt es nicht. Dafür wird nebst dem Sieger auch noch derjenige mit dem Schönschwingerpreis ausgezeichnet, der am attraktivsten gekämpft hat. Jeder der 60 Teilnehmer darf sich auf den Besuch im Gabentempel freuen, wo jeder Preis einen Wert von über 1000 Franken hat.