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ESAF: SRF-Experte Adrian Käser kürt Werner Schlegel zum Geheimfavoriten

Werner Schlegel posiert mit Siegermuni Bruno nach dem Sieg am Nordwestschweizer Schwingfest am Sonntag, 7. August 2022 in Brugg. (KEYSTONE/Philipp Schmidli)
Wird Werner Schlegel auch nach dem Eidgenössischen mit dem Siegermuni posieren?Bild: keystone

«Wie ich damals» – SRF-Experte Käser kürt Werner Schlegel zum Geheimfavoriten

Vor 33 Jahren wurde Adrian Käser völlig überraschend Schwingerkönig, heute ist der 51-jährige Berner als Co-Kommentator beim SRF noch immer sehr nahe am Geschehen dran. Vor dem Eidgenössischen in Pratteln schaut Käser zurück und voraus.
23.08.2022, 13:07
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Mit 18 Jahren wurde Adrian Käser der bis heute jüngste Schwingerkönig. Der hohe Favorit hiess damals Eugen Hasler. Käser erinnert sich an jenes Schönwetter-Wochenende in Stans: «Ich war nach dem ersten Tag etwas niedergeschlagen, weil ich zwei Gänge nicht gewonnen hatte. Drei Siege hätte ich haben wollen. Am Abend ging ich früh schlafen, am Sonntag war ich gut erholt und sehr motiviert. Danach ging es von Gang zu Gang besser.»

Der Aussenseiter war er im Schlussgang dennoch, denn «Geni» Hasler war der dominierende Schwinger jener Zeit. Nach Käsers Sieg erzählte man sich sogar – und es wird noch heute immer wieder herumgeboten –, der hochfavorisierte «Geni» Hasler habe den grossen Berner Bub Käser nicht nur besiegen, sondern möglichst schön und spektakulär besiegen wollen.

Käser räumt mit dieser Geschichte auf. «In dieser Situation im Schlussgang macht ein Schwinger dies niemals, auch Hasler machte es nicht. Er siegte damals fast immer aus dem Stand. Es kamen viele Angriffe von ihm. Ich konnte mich immer ausdrehen, auch über meine Brücke. Mit der Brücke konnte ich viele Niederlagen abwenden. Dies war vielleicht auch ein Grund dafür, dass meine Karriere etwas weniger lang gedauert hat. Ich hatte mit der Zeit Abnützungserscheinungen an der Halswirbelsäule. Im Schlussgang hatte ich nie das Gefühl, dass ich nahe am Verlieren war.» Eine Sensation war Käsers Triumph allemal.

Ein starkes Team hilft

Adrian Käser sieht vor dem Eidgenössischen in Pratteln den St.Galler Werner Schlegel in einer ähnlichen Rolle und mit ähnlichen Chancen. «Ich war 18, er ist heute 19. Werner hat zahlreiche Spitzenränge, und er konnte viele gute Gegner schlagen. Ja, einfach wie ich damals.»

Die Favoriten fürs Eidgenössische Schwingfest 2022

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Die Favoriten fürs Eidgenössische Schwingfest 2022
⭐⭐⭐⭐⭐ Samuel Giger (24), NOSV, 194 cm/115 kg: Der Überschwinger der letzten beiden Saisons ist der Mann, den es am ESAF zu bezwingen gilt. Spielen ihm die Nerven keinen Streich, geht der Königstitel nur über ihn.
quelle: keystone / urs flueeler
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Käser wusste seinerzeit ein starkes Team im Rücken. Bis heute ist der geschlossene Verbund eine Stärke der Berner. Eine Rivalität gibt es auch unter den sechs Bernern Gauverbänden, zwischen Oberaargauern und Emmentalern, zwischen Mittelländern und Oberländern beispielsweise. «Aber sobald Berner Delegationen an Bergkranzfeste gehen, treten die Berner als Team auf.» Erst recht an einem Eidgenössischen.

Käser ist ebenfalls der Meinung, dass die Berner Schwinger gegenüber den Schwingern der anderen Teilverbände einen gewissen Vorteil dadurch haben, dass sie aus einem einzigen Kanton kommen. 1989 in Stans präsentierten sich die Berner erstmals und als erster Teilverband in einem einheitlichen Tenü. Heute tun es alle, aber ein Einheitstenü macht noch keine Einheit.

Adrian Walther feiert den Festsieg nach dem Schlussgang gegen Werner Schlegel am traditionellen Bruenig Schwingfest auf dem Bruenig Pass vom Sonntag, 31. Juli 2022. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Den Berner Newcomer Adrian Walther stuft Käser ebenfalls hoch ein.Bild: keystone

Käser beobachtet seit Jahren die für ihn erfreulichen Wellenbewegungen im Berner Verband. Es liefern immer wieder andere Gauverbände die Spitzenschwinger. War früher eher der Oberaargau der Lieferant, so kommen heute viele der Besten wie Adrian Walther, Fabian Staudenmann, Michael Ledermann und Michael Wiget vom Mittelland, vor allem vom Schwingklub Schwarzenburg. Im Emmental tut sich derzeit der Schwingklub Sumiswald mit starken Leuten wie Matthias Aeschbacher hervor.

Laien erklären Schwingen:

Video: watson/Ralf Meile, Emily Engkent

Die Gebrechen im Alter

Schwingerkönig Stucki, ein Seeländer, ist für Schwingerkönig Käser in jeder Beziehung ein Phänomen. Dennoch weiss Käser, dass es ein Schwinger im höheren Alter immer schwerer hat, weil er anfälliger auf Verletzungen wird. Zudem könne auch ein älterer Schwinger nicht einfach über der Sache stehen. «Ein Schwinger muss in seiner ganzen Karriere auch mit der Nervosität umgehen. Kein Schwinger wird jemals sagen können, er werde nie nervös.»

Käser hätte ohne Zweifel eine Karriere als Funktionär aufnehmen können, vielleicht hätte er es bis zum Eidgenössischen Technischen Leiter gebracht. Aber heute beschränkt er sich darauf, der Technische Leiter des Schwingklubs Kirchberg zu sein. Den Grund dafür findet man in der Familie: Remo Käser, seit 2016 ein Eidgenosse. Adrian Käser sah die Gefahr, dass es immer wieder heissen könnte, er bevorzuge in den höheren Chargen seinen Filius. (pre/sda)

Remo Kaeser im zweiten Gang gegen Matthias Aeschbacher, beim Berner Kantonalen Schwingfest, am Sonntag, 17. Juli 2022 in der Stockhorn Arena in Thun. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Remo Käser ist der Sohn von Schwingerkönig Adrian Käser.Bild: keystone
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Alle Schwingerkönige seit 1961
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Alle Schwingerkönige seit 1961
2022 in Pratteln: Joel Wicki.
quelle: keystone / peter schneider
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So geht Schwingen – ein Crash-Kurs zum Eidgenössischen
Video: watson
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4 Kommentare
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Eine Blamage? Nein, wir haben den Roger Federer des Hockeys gesehen
Ach, wo wären wir ohne «Spielertrainer» Roman Josi? Er ist der Regisseur eines grossen Dramas mit dem Titel «Der Richter und sein Henker». Seine Vorstellung beim 6:5 gegen Österreich war allein das Eintrittsgeld wert.

Es hat gegen Österreich tatsächlich ein «Stängeli» gegeben. Nicht nur zehn, sondern sogar elf Tore. Aber eben nicht alle gegen eine Mannschaft. Sondern schön verteilt. Sechs für die Schweiz, fünf für Österreich. Der Pessimist findet viel Grund zur Kritik. Es darf doch nicht sein, dass das nominell bestbesetzte Schweizer WM-Team des 21. Jahrhunderts gegen Österreich 0:2 und 1:3 in Rücklage gerät, den Ausgleich zum 4:4 und zum 5:5 hinnehmen muss und erst durch ein geschenktes Powerplay 51 Sekunden vor Schluss den Siegestreffer erzielt.

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