Wird plötzlich die Heim-WM 2027 ein Thema? Weiterhin viele offene Fragen bei Gut-Behrami
Die Schweiz leidet mit Lara Gut-Behrami. Nach dem schlimmen Trainingssturz der 34-jährigen Tessinerin lautet die Frage aller Fragen: Gibt es noch eine kleine Hoffnung? Wird sie je wieder ein Skirennen bestreiten? Oder geht eine so grosse Karriere tatsächlich still und leise zu Ende? Im Spital statt auf dem Olympia-Podest.
Die gute Nachricht zuerst: Noch gibt es keine abschliessende Diagnose, wie schlimm das Knie von Gut-Behrami wirklich verletzt ist. Bestätigt ist erst die leichte Hirnerschütterung. Aber Kreuzband, Innenband, Meniskus? Darüber herrscht erst Klarheit, wenn die Untersuchungen im Verlauf der Woche abgeschlossen sind.
Rückkehr nach Verletzung? «Schliesse ich nicht aus»
Mitte bis Ende dieser Woche seien die Ergebnisse zu erwarten, lässt Swiss-Ski verlauten. Warum dauert das so lange? Die Antwort: Sportlerinnen und Sportler möchten sich nach einer Verletzung auf ihr vertrautes medizinisches Umfeld verlassen. Deshalb steht eine Rückkehr nach Hause an erster Stelle. Mittlerweile befindet sich Gut-Behrami wieder in der Schweiz. Allerdings: Wenn ihr Vertrauensarzt Olivier Siegrist via «Le Nouvelliste» bereits von einem «Kreuzbandriss» spricht, lässt das kaum Hoffnung zu.
Entsprechend sind die ersten sportlichen Nachrufe auf Lara Gut-Behrami bereits im Umlauf. «Alles Gute!», wünscht die Sonntagszeitung. Etwas verhaltener titeln «Sonntagsblick» («Wird sie je wieder fahren?») und «NZZ am Sonntag» («Ist es vorbei?»).
Die erfolgreiche Karriere von Lara Gut-Behrami
Dass Lara Gut-Behrami nur noch diese Saison Skirennen fahren will, hat sie bereits vor der WM im vergangenen Winter in Saalbach klargemacht. Angesichts des drohenden vorzeitigen Saisonendes stellt sich nun jedoch die Frage: Liebäugelt Lara Gut-Behrami damit, ihre Karriere erst ein Jahr später zu beenden? Der letzte grosse Höhepunkt wären somit nicht die Olympischen Spiele im Februar 2026, sondern die Ski-WM 2027 in der Schweiz, in Crans Montana.
Stefan Abplanalp, Abfahrtstrainer der Schweizer Frauen, sagt dazu im «Sonntagsblick»: «Ich schliesse nicht aus, dass sich Lara überlegen würde, doch noch weiterzumachen. Und nochmals Anlauf nimmt.»
Der Gedanke hat etwas Versöhnliches. Zumal Gut-Behrami stets betonte: «Ich möchte selbst bestimmen, wann ich aufhöre. Und nicht von einer Verletzung gezwungen sein.» Aber wie gross sind die Chancen, dass sie sich noch einmal durch eine monatelange Rehabilitation quälen mag, nur um ihrer Geschichte einen möglichen letzten Dreh zu geben? Ziemlich klein.
Als Lara Gut-Behrami anfangs Oktober vor die Medien tritt und auf ihre letzte Saison blickt, stellt ihr CH Media die Frage, ob es eine kleine Hoffnung gebe, dass sie trotzdem noch über diese Saison hinaus weitermachen würde. Das «Nein» spricht Gut-Behrami schon aus, bevor die Frage überhaupt zu Ende gestellt ist. Und fügt dann an: «Es muss nicht immer ein Hin- und Her sein. Als Kind hätte ich nie gedacht, dass meine Karriere so lange dauert. Dass ich vom Skifahren leben kann. Ich durfte so vieles erleben. Ich nehme das als Glück und Geschenk.»
Die Welt des Sports ist faszinierend. Aber die allermeisten Geschichten enden nicht märchenhaft. Vielleicht nun auch jene von Lara Gut-Behrami. Für viele Fans ist das eine Tragödie. Wer Lara Gut-Behrami ein bisschen kennt, ahnt jedoch: Sie selbst würde damit ganz gut umgehen können. (riz/aargauerzeitung.ch)
