Zum vierten Mal innerhalb von zehn Jahren kommt der Abfahrts-Weltmeister aus der Schweiz. Insgesamt ist es der 15. Schweizer Titel.
An der WM in Courchevel gelingt Marco Odermatt die beste Abfahrt seines Lebens. Fast eine halbe Sekunden fährt er schneller als der grosse Favorit Aleksander Kilde, der mit fünf Saisonsiegen im Gepäck nach Frankreich reiste. Im Ziel zittert Odermatt am ganzen Körper und weint später bei den Interviews. Danach sagt er: «Gefühle wie diese habe ich noch nie erlebt.»
Mit Bestzeit im Training hat sich Beat Feuz an der WM in St. Moritz in die Favoritenrolle gefahren. Und der Berner liefert im Rennen. 12 Hundertstel ist er schneller als Erik Guay (CAN). WM-Gold ist der vorläufige Höhepunkt nach jahrelangen Knieproblemen. Er sagt: «Mein Kopf ist mein stärkstes Körperteil. Das hat sich auch schon bei all meinen Verletzungen gezeigt.»
In Beaver Creek beendet Patrick Küng eine lange Durststrecke und wird als erster Schweizer seit 28 Jahren Weltmeister in der Abfahrt. 24 Hundertstel ist er schneller als Travis Ganong (USA). Beat Feuz fährt auf Range drei. Nach seinem Coup sagt Küng: «Es ist nicht immer leicht, ein Skifahrer aus der Schweiz zu sein. Der Druck und die Erwartungen sind enorm hoch.»
Für viele überraschend wird Bruno Kernen in Sestriere Weltmeister in der Abfahrt. Mit einer Fahrt nahe am Limit düpiert er die Favoriten und verweist Lasse Kjus (NOR) um sieben Hundertstel auf Rang zwei. Wie er das geschafft hat, verrät Kernen danach im ORF: «Ich bin einfach auf der Linie gefahren, die ich den Österreichern im Training abgeschaut habe.»
Es ist eine der grössten WM-Überraschungen überhaupt. 1993 wird Urs Lehmann im Morioka Weltmeister in der Abfahrt. Doch der heutige Präsident von Swiss-Ski hat sich akribisch auf genau dieses Rennen vorbereitet, indem er schon in den Jahren zuvor in Japan trainiert hat. Sechs Zehntel ist der Aargauer schneller als Atle Skaardal aus Norwegen.
Als Trainer der Schweizer Abfahrer im Europacup formte Franz Heinzer den neuen Abfahrts-Weltmeister Franjo von Allmen. 34 Jahre vor seinem Schützling wird auch Heinzer Weltmeister in Saalbach. Viermal war er zuvor schon Vierter in einer WM-Abfahrt, doch an diesem Tag schlägt seine Stunde. 25 Hundertstel ist er schneller als Peter Runggaldier (ITA).
Die WM-Abfahrt in Crans-Montana wird zum Schweizer Schaulaufen. Peter Müller gewinnt vor Pirmin Zurbriggen, Karl Alpiger und Franz Heinzer. Danach freut sich Müller im «Sonntagsblick» auch darüber, Zurbriggen geschlagen zu haben: «Es war manchmal schon sehr komisch, ich konnte fahren, wie ich wollte, immer war Pirmin auf der Titelseite.»
Zwei Jahre zuvor ist das noch andersherum. In Bormio gewinnt Pirmin Zurbriggen die WM-Abfahrt elf Hundertstel vor Peter Müller. Kurz vor der WM hat sich Zurbriggen in Kitzbühel am Meniskus verletzt und muss operiert werden. Fast die ganze Schweiz sorgt sich um das «Knie der Nation». Später sagt Zurbriggen: «Die Anteilnahme war überwältigend.»
1970 wird Bernhard Russi in Val Gardena überraschend Weltmeister. Sein Trainer entscheidet kurzfristig, den Wachs von Russis Ski zu kratzen. So düpiert Russi im Neuschnee die Konkurrenten – trotz Handgelenkbruch. Und weil die Olympischen Spiele bis 1980 auch als Weltmeisterschaften gewertet werden, ist Russi nach Olympia-Gold 1972 Doppelweltmeister.
Die Schweizer Weltmeister aus den Anfangszeiten des Skisports: