Die Richtlinien von Swiss-Ski sehen für das Olympia-Ticket ein Weltcup-Resultat in den Top 7 vor – oder zwei Ergebnisse in den besten 15 in der gleichen Disziplin. Deadline ist der 23. Januar 2022, die Olympischen Spiele beginnen am 4. Februar.
Jedes Land hat nur eine bestimmte Anzahl Startplätze. Die Schweiz als eine der erfolgreichsten Ski-Nationen der Gegenwart darf 22 Alpin-Athleten nach Peking schicken. Erfüllen mehr Fahrerinnen und Fahrer diese Norm, müssen Funktionäre darüber entscheiden, wer zu den Olympischen Spielen reisen darf.
Gegenüber den letzten Spielen, 2018 in Pyeongchang, wurde das Kontingent um zwei Startplätze gekürzt. Auch Österreich hatte in Südkorea noch 24 Olympia-Teilnehmer und muss nun mit 22 auskommen.
Und vor allem wurde den Verbänden eine gewisse Flexibilität genommen. Waren vor vier Jahren noch maximal 14 Teilnehmende pro Geschlecht erlaubt, müssen es nun 2022 jeweils exakt elf sein.
Besonders Herren-Cheftrainer Tom Stauffer wettert gegen die neue Quotenregelung. Er spricht in den «Tamedia»-Zeitungen von einem politischen Entscheid des Ski-Weltverbands. «Die FIS hat ihn in ihrem Genderwahn gefällt», so Stauffer, der seit einem Vierteljahrhundert im Metier tätig ist und in dieser Zeit für verschiedene Verbände gearbeitet hat. «Wer diese Regel aufgestellt hat, hat nicht allzu viel überlegt», polterte der Berner Oberländer, oder: «Das Reglement ist eine Frechheit, das Ganze hat mit Sport nicht mehr viel zu tun.»
Stauffer kritisiert, dass die alte Regel mehr Flexibilität erlaubt hatte. Es sei auch nicht so gewesen, dass dadurch automatisch mehr Männer als Frauen dabei waren. «Die Besten müssen dabei sein, unabhängig vom Geschlecht», betonte er und dachte dabei auch zurück an seine Trainer-Zeit in Schweden, als jeweils deutlich mehr Frauen als Männer die Norm erfüllten und für einen Grossanlass nominiert wurden.
Gemäss Urs Lehmann, dem Präsidenten von Swiss-Ski, wurde nicht gross über die neue Regelung diskutiert. «Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt», sagte er, und sprach von undurchsichtigen Vorgängen. Dass die Genderdebatte geführt werde, sei richtig, betont Lehmann. «Aber so wie es jetzt ausgelegt wird, ist es ein Zwang. Und damit erreicht man nichts.»
Weil möglicherweise mehr als elf Schweizer Männer die Olympia-Norm erfüllen und einige trotzdem zuhause bleiben müssen, während bei den Schweizer Frauen mutmasslich weniger als elf die Norm erfüllen. Das Problem betrifft nicht die Top-Stars, sondern diejenigen, denen ein Exploit am Tag X zugetraut werden kann. «Was passiert mit der ambitionierten zweiten Garde?», fragt sich Stauffer. «Wenn ich nur 11 Tickets vergeben darf, muss ich mich wohl entscheiden, ob ich genügend Slalomspezialisten oder Abfahrer mitnehme. Für alle wird es nicht Platz haben.»
Damen-Cheftrainer Beat Tschuor hat dieses Problem in diesem Winter nicht. Er sagte, er werde kaum heikle Entscheide fällen müssen. Sein Team stellt sich in Peking wohl weitgehend von selbst auf. Zu jenen, die sich sportlich qualifizierten, dürften junge Fahrerinnen eine Einsatzchance erhalten, um im Hinblick auf künftige Weltmeisterschafts- und Olympiastarts Erfahrungen zu sammeln.
Gino Caviezel (Super-G, Riesenslalom)
Beat Feuz (Abfahrt, Super-G)
Niels Hintermann (Abfahrt)
Loic Meillard (Riesenslalom, Slalom)
Justin Murisier (Riesenslalom)
Marco Odermatt (Abfahrt, Super-G, Riesenslalom)
Stefan Rogentin (Super-G)
Daniel Yule (Slalom)
Halbe Norm: Yannick Chabloz (Abfahrt), Thomas Tumler (Riesenslalom)
Jasmine Flury (Super-G)
Michelle Gisin (Super-G, Riesenslalom, Slalom)
Lara Gut-Behrami (Super-G, Riesenslalom)
Joana Hählen (Super-G)
Wendy Holdener (Super-G, Slalom)
Camille Rast (Riesenslalom)
Corinne Suter (Abfahrt, Super-G)
Halbe Norm: Priska Nufer (Abfahrt, Super-G)
Insgesamt stehen elf Alpin-Rennen auf dem Programm. Bei beiden Geschlechtern Abfahrt, Super-G, Riesenslalom, Slalom und Kombination, hinzu kommt ein gemeinsamer Team-Event.
Pro Nation dürfen maximal vier Athleten in einer Disziplin teilnehmen. Das sorgt für Probleme, weil besonders bei den Männern kaum noch Fahrer in mehr als zwei Disziplinen stark sind – Allrounder sind auf dem Rückzug, die Gegenwart gehört den Spezialisten. Speziell ist die Ausgangslage in der Kombination, die im Weltcup nicht mehr ausgetragen wird, bei der es aber (noch) Olympiamedaillen zu gewinnen gibt. (ram)
Das allgemeine Problem, dass es zu wenigen Startplätze gibt, sehe ich hingegen schon. Es müsste mindestens 12 Startplätze (4 SL, 4GS, 4 DH&SG) geben, evtl. noch mehr.
Wenn wir aber davon ausgehen, dass die Speed-Fahrer in DH & SG, Odermatt in 3 Disziplinen & Loic in SL&GS startet, kann man sogar noch extra jemanden für die Kombi mitnehmen. Das Problem könnten Ausfälle wG Corona sein.