Anlässlich einer Pressekonferenz in Auvernier NE sprach Camille Rast zusammen mit der jungen Speed-Spezialistin Malorie Blanc (21) über ihre Sommervorbereitung nach ihrer grossartigen Saison 2024/2025.
Locker und nahezu unbesiegbar in der Disziplin der Kurzschwünge glänzte Rast bis zum Höhepunkt ihrer Karriere: dem Slalom-Weltmeistertitel im österreichischen Saalbach.
Doch am 23. Februar 2025, nur wenige Tage nach dem WM-Triumph, stürzte sie von ihrer Wolke sieben. Auf der Agnelli-Piste in Sestriere kam sie bereits im ersten Durchgang des Slaloms mit dem italienischen Schnee in Berührung. «Wir haben den Sturz mit den Trainern ausführlich analysiert und es war wirklich Pech», erklärt die Walliserin.
Ein brutaler Stopp in einem Doppeltor wenige hundert Meter vor dem Ziel. Die Walliserin steht nicht sofort wieder auf, sie zieht das Bein nach und Schmerz verzerrt ihr Gesicht. Ihre linke Hüfte tut ihr weh. Pech für Camille Rast, die eigentlich in einer sehr guten Position war, um die kleine Kristallkugel im Slalom-Weltcup zu holen. Ein Kampf, den sie im Finale in Sun Valley gegen Zrinka Ljutic verlieren wird.
Beim Gespräch Ende August erzählt sie rückblickend von der Wucht des Aufpralls auf den italienischen Schnee:
Dieser Aufprall hat Spuren hinterlassen. Heute leidet die Technikerin an einer Morel-Lavallée-Läsion. Einfach ausgedrückt handelt es sich dabei um eine Flüssigkeitsansammlung (Blut, Lymphe) unter der Haut, die sich nach einem heftigen Aufprall bildet, weil sich die Haut vom darunterliegenden Gewebe löst. Diese Folgen können ein bis zwei Jahre lang Beschwerden verursachen.
Camille Rast kommt zurück auf den zerstörten Schaumstoffschutz: «Ich muss Ihnen wohl nicht erklären, in welchem Zustand meine Gewebe sind, wenn der Schaumstoffschutz komplett kaputt war. Es handelt sich um einen Bereich mit vielen kleinen Nervenenden und zahlreichen Einlagerungen.»
In Are und Sun Valley biss die Skifahrerin aus Vétroz auf die Zähne, trainierte ohne Schmerzmittel. Ob sie jeweils an den Renntagen solche eingenommen hat, weiss sie nich tmehr.
«Noch vor zwei Monaten war Radfahren für Camille schwierig», berichtet Florian Lorimier, ihr Fitnesstrainer. Er weist auch auf eine sehr interessante Tatsache hin: Hätte die Skifahrerin einen Anzug für Speed-Disziplinen getragen, hätte sie heute nicht dieselben Nachwirkungen. Der technische Anzug ist weniger aerodynamisch und das Material weniger glatt. Dadurch haftet er besser an der Oberfläche.
Mittlerweile ist Camille Rast auf dem Weg zur Besserung, wenn auch nur langsam:
Sie fügt hinzu, dass eine ganze Menge Flüssigkeit abgesaugt werden musste: «Wir haben zwei grosse Punktionen vorgenommen», ergänzt die Athletin. Aber die Genesung sei «auf einem guten Weg», versichert Rast mit einem Lächeln. Trotz leichter Schmerzen gab es keinen nennenswerten Rückfall.
Sie gesteht uns, dass die Verletzung bei den letzten Rennen eine echte mentale Herausforderung war: «Mein Nervensystem war am Ende meiner Kräfte, ich war am Ende der Saison völlig erschöpft», berichtet die Slalomfahrerin.
Danach hat sie den Rennanzug lange nicht mehr angezogen. «Es war unmöglich, irgendwie zu trainieren, ich hatte viel zu starke Schmerzen.»
Diese Information ist wichtig, da die Athleten nach dem Ende der Weltcup-Rennen an ihren verschiedenen nationalen Meisterschaften teilnehmen und Materialtests durchführen, um sich auf die neue Saison vorzubereiten. Camille Rast konnte ihre neuen Skier noch nicht testen und keine neuen Einstellungen ausprobieren. Aber laut ihr besteht kein Grund zur Sorge.
Zunächst mussten die Batterien wieder aufgeladen werden, bevor sie an die Zukunft denken konnte. Und für den Neustart im Mai «ging es darum, wieder fit zu werden», erklärt die Weltmeisterin. «Das klingt nicht gerade verlockend», bemerkt Rast ironisch, aber nun hat das richtige Training wieder begonnen: «Ich möchte mich im Riesenslalom verbessern und körperlich die ganze Saison durchhalten.»
Nach dieser hervorragenden Saison ist Camille Rast hochmotiviert und versichert, dass sie auf Skiern und mit ihrem Fitnesstrainer Florian Lorimier «jedes Mal noch einen Schritt weiter gehen» wird. Diese Weiterentwicklung wird sie ab dem 3. September in Ushuaia, Argentinien, während eines dreiwöchigen, intensiven Trainingslagers fortsetzen.