Swiss-Ski teilte am Mittwochmorgen mit, dass der 22-jährige Skispringer Dominik Peter eine gesundheitsbedingte, einjährige Pause einlegt. Der Knackpunkt sind dabei seine Essgewohnheiten. «Es ist mir wichtig, mir bei diesem Prozess genügend Zeit zu lassen, um wieder einen gesunden Umgang mit dem Essen pflegen zu können», begründet der Skispringer seine Entscheidung.
Essstörungen im Skispringen – das ist keine neue Problematik. In der Sportart, in der Leichtgewichte einen klaren Vorteil haben, beschreiten die Athletinnen und Athleten einen schmalen Grat: Um konkurrenzfähig zu sein, ist eine Gewichtskontrolle unumgänglich.
Bei einigen Athletinnen und Athleten geht das Hungern aber so weit, dass es gesundheitliche Risiken mit sich bringt. Auch der vierfache Olympiasieger Simon Amman kennt sich damit aus. Die Frage, wie man einige hundert Gramm loswerde, sei «der Alltag eines Skispringers», sagte er gegenüber dem Blick.
Schon in den 1990er-Jahren wurde das problematische Essverhalten im Skispringen offensichtlich. Das prominenteste Beispiel lieferte Sven Hannavald, der den Sport eine Zeit lang nach Belieben dominierte. Spätestens nachdem Ferienbilder auftauchten, die seinen ausgemergelten Körper zeigten, stand er immer wieder im Verdacht, an Magersucht zu leiden.
Bei einer Grösse von 1,85 Meter wog Hannawald zeitweise nur noch 61 Kilogramm. Gegenüber Zeit Online sagte der Überflieger nach dem Rücktritt über seine rigorose Gewichtskontrolle: «Es musste einfach sein, weil in meinem Punkt war das Thema Gewicht das Erfolgsrezept.»
Um dem Hungertrend im Skispringen Einhalt zu gebieten, führte der Skiverband 2004 eine Body-Mass-Index-Regel ein. Wer den vorgeschriebenen BMI nicht erreichte, durfte nicht mit der maximalen Skilänge antreten und hatte durch die geringere Tragfläche einen Nachteil. Der anfangs auf 20 festgelegte BMI-Wert wurde über die Jahre schrittweise auf 21 erhöht.
Die FIS hat die Rechnung aber ohne den Fortschritt im Skibau gemacht. Heute lässt es sich auch mit kürzeren Skiern weit fliegen – die BMI-Regel greift bei der Gewichtsproblematik also nur noch bedingt. Seit dem letzten Winter müssen die Athletinnen und Athleten jedoch ohne Schuhe auf die Wage stehen, was wiederum zu einer leichten Verschärfung der Regel führt. Diese Massnahme geht vielen Akteuren im Skispringen aber zu wenig weit. Polens Skisprung-Nationaltrainer Thomas Thurnbichler fordert beispielsweise eine Erhöhung des BMI und eine stärkere Reduktion der Skilänge, wenn der Mindest-BMI nicht erreicht wird.
Das Gewicht machte im Winter 2021/22 auch der norwegischen Olympiasiegerin und mehrmaligen Gesamtweltcupsiegerin Maren Lundby einen Strich durch die Rechnung. Sie gab damals bekannt, dass sie einen Winter aussetzen werde, da sich ihr Körper verändert habe. «Ich habe im Moment ein paar Kilo zu viel, um in der Weltspitze zu springen. Und ich bin nicht bereit, verrückte Dinge zu tun, um dies zu ändern», liess sie verlauten.
Für den Entscheid, ihrer Gesundheit Vorrang zu geben und sie nicht für den Erfolg aufs Spiel zu setzen, erhielt die damals erfolgreichste Skispringerin der Gegenwart viel Zuspruch. Maren Lundby konnte bei ihrer Rückkehr in der Saison 2022/23 nicht mehr ganz an ihre vorherigen Erfolge anknüpfen und erreichte im Gesamtweltcup «nur» noch den 20. Platz.
Dennoch konnte sie ihre nach wie vor vorhandene Klasse demonstrieren. Lundby stellte mit einem Flug über 210 Metern einen neuen Weltrekord auf – der nur wenige Minuten später von der Kanadierin Alexandria Loutitt überboten wurde.