Freizeitspieler haben kurz vor Weihnachten höchstens Geschenkestress und die besten Tennisspieler der Welt bereiten sich längst auf die neue Saison vor. Für einige Profis ist aber auch der Dezember eine Zeit, um Punkte für die Weltrangliste zu holen und sich den Lebensunterhalt zu verdienen.
So ein Anlass für die zweite, dritte oder vierte Garde der Tennisprofis war das ITF-Turnier in Monastir. Wegen seines aussergewöhnlichen Spielplans schaffte es das Turnier über Tunesien hinaus in die Schlagzeilen.
Wobei das so natürlich nicht geplant war. Aber das Wetter war so schlecht, dass ständig Spiele wegen Regen verschoben werden mussten. Christoph Negritu hatte an einem Donnerstag seinen Achtelfinal gewonnen, ehe er sich gedulden musste. Am Freitag konnte nicht gespielt werden, am Samstag fast nicht, und am Sonntag, für den der Final vorgesehen war, ging auch nichts in Monastir.
Doch sollte das Turnier wirklich ohne einen Sieger enden? Die Verantwortlichen hofften auf den Montag – und tatsächlich spielte das Wetter mit. Negritu, ein 29-jähriger Deutscher, wurde zum Dauerspieler.
Zunächst musste er seinen Viertelfinal beenden, der am Samstag abgebrochen wurde. Negritu gewann ihn – und schon bald darauf ging es weiter. «Ich bin einfach auf dem Court geblieben und habe auf den nächsten Gegner gewartet», schilderte er gegenüber tennisnet.com.
Mit einem Drei-Satz-Sieg über den Amerikaner Michael Zhu zog Negritu ins Endspiel ein. «Da habe ich dann schon gemerkt, dass ich etwas platt bin», sagte er über seine dritte Partie des Tages. Er verlor sie gegen den topgesetzten Omni Kumar (ATP 361) aus den USA 1:6, 1:6.
Aber damit war der lange Tennis-Tag des Christoph Negritu noch längst nicht vorbei. Nun warteten die Einsätze in der Doppel-Konkurrenz. Die Organisatoren hätten ihn gefragt, ob er überhaupt noch antreten wolle. «Ich sagte, ich hätte Zeit und wir haben Flutlicht. Lasst uns loslegen! Es geht um Punkte und Preisgeld, natürlich spielt man da immer weiter», meinte die Nummer 677 der ATP-Weltrangliste. Für ihn war klar: «Da muss man sich durchbeissen.»
Man reichte ihm energiereiche Datteln, zwischendurch bestellte er sich einen Cappuccino auf den Court. Und so trat Negritu mit Zhu an seiner Seite noch drei weitere Male an. Nach Siegen im Viertel- und Halbfinal war der Ofen im Final dann aus. «Da war ich dann doch irgendwann durch und habe mir gesagt, jetzt reicht es. Auch weil es wieder anfing zu regnen.» Das Duo gab beim Stand von 2:6, 1:2 auf.
Acht Punkte für die Weltrangliste schauten als Lohn heraus und ein Preisgeld von 1650 Euro. Und womöglich ein Eintrag in die Geschichtsbücher. Bei tennisnet.com hält Christoph Negritu mit einem Schmunzeln fest: «Sechs Matches an einem Tag, das muss mir erstmal einer nachmachen.»