Sport
Tennis

Saudi-Arabien will nun auch im Tennis mitreden

Tennis ist das neue sportliche Ziel der Saudis.
Tennis ist das neue sportliche Ziel der Saudis.image: shutterstock

Saudi-Arabien will nun auch im Tennis mitreden

Das Königreich Saudi-Arabien, hat sich bereits in den Bereichen Golf, Motorsport, Boxen und Fussball etabliert – nun will der Wüstenstaat auch im Tennis ein Wörtchen mitreden.
02.11.2023, 17:17
Romuald Cachod
Romuald Cachod
Folge mir
Mehr «Sport»

Dass Saudi-Arabien in verschiedene Sportarten investiert, ist nichts neues: Im Golfsport ist das Königreich mit dem LIV-Circuit vertreten, in die Formel 1 trägt es einen eigenen Grand Prix aus. Auch Boxkämpfe werden im asiatischen Land ausgetragen und im Fussball wurden im vergangenen Sommer viele Spieler mit astronomischen Transfersummen ins die heimische Liga gelockt.

Der Grosse Preis von Saudi-Arabien wird seit drei Saisons ausgetragen.
Der Grosse Preis von Saudi-Arabien wird seit drei Saisons ausgetragen.Image: keystone

Nun scheint auch die Austragung der Fussballweltmeisterschaft 2034 in Saudi-Arabien beschlossene Sache zu sein – doch der Wüstenstaat hat noch nicht genug. Im Rahmen der Strategie des Königreichs, sein Image aufzubessern, um das es aufgrund der Behandlung von Frauen, Homosexuellen und Andersdenkenden nicht gerade gut bestellt ist, soll nun auch in den Tennissport investiert werden.

Im Jahr 2019 wurde ein erstes Schauturnier, der Diriyah Tennis Cup, ins Leben gerufen. Die Veranstaltung wurde von Saudi Aramco, dem grössten Ölproduzenten und einem der erfolgreichsten Staatsunternehmen der Welt, finanziert. Ende Saison, wenn die Spieler meistens schon etwas müde sind, fanden sich trotzdem einige Stars der Tour in einem Vorort von Riad ein, um ein paar Bälle zu schlagen und die Siegerprämie von einer Million Dollar einzustreichen. Drei Jahre später, Ende 2022, fand das Turnier erneut statt und Taylor Fritz löste Daniil Medvedev als Sieger ab.

Mehr als nur Schauturniere

Nun scheint sich die Ära der Schauturniere für die Saudi-Araber dem Ende zuzuneigen, denn Ende August gab die ATP bekannt, dass das Königreich sein erstes offizielles Turnier erhält: Die Next Gen ATP Finals werden in den nächsten fünf Jahren in Saudi-Arabien stattfinden. Vom 28. November bis zum 2. Dezember werden die acht besten Spieler unter 21 Jahren in Dschidda um ein Rekord-Preisgeld von zwei Millionen Dollar spielen.

Die Next Gen ATP Finals, an denen Carlos Alcaraz 2021 triumphierte, fanden bis dahin in Mailand statt.
Die Next Gen ATP Finals, an denen Carlos Alcaraz 2021 triumphierte, fanden bis dahin in Mailand statt.Image: keystone

Die ATP hat sich also offensichtlichen aus wirtschaftlichen Gründen zu diesem Schritt entschlossen. 2023 wollte die WTA die Finalspiele in Saudi-Arabien austragen. Dieser Plan sorgte jedoch für Kritik: Die ehemaligen Tenniscracks Chris Evert und Martina Navratilova sprachen sich aufgrund der Diskriminierung von Frauen in Saudi-Arabien gegen eine Austragung im Wüstenstaat aus.

«Das ist Sportswashing, ich glaube nicht, dass wir in diese Richtung gehen sollten.»
Martina Navratilova

Andere Persönlichkeiten – zum Beispiel die Feministin Billie Jean King – schliessen WTA-Spiele in Saudi-Arabien jedoch nicht aus. Im Oktober sagte sie, dass es von Vorteil sein könnte, mit dem Land zusammenzuarbeiten, um Druck auszuüben und Veränderungen herbeizuführen. Sie sagte, dass «die WTA früher oder später nach Saudi-Arabien gehen wird».

«Ich glaube nicht, dass man ohne Engagement etwas ändern kann. Also werde ich wahrscheinlich dorthin gehen und mit ihnen sprechen.»
Billie Jean King
Billie Jean King kämpft für die Anerkennung der Frauenrechte international.
Billie Jean King kämpft für die Anerkennung der Frauenrechte international.Image: keystone

Ons Jabeur hingegen würde gerne bei den WTA Finals in Saudi-Arabien antreten. Die Tunesierin tritt nun Ende Jahr beim Riyadh Season Tennis Cup an, einem neuen Format des Schauturniers. Am zweiten Weihnachtsfeiertag bestreitet sie in der saudischen Hauptstadt ein Spiel gegen Aryna Sabalenka, am 27. Dezember folgt ein Duell zwischen Djokovic und Alcaraz vor über 40'000 Zuschauern. Es ist zwar keine offizielle Begegnung, die beiden grossen Stars des Sports an Bord zu holen, ist trotzdem ein grosser Coup.

Als die ATP im Juli letzten Jahres Gespräche mit dem saudischen Staatsfonds PIF ankündigte, um ein erstes offizielles Turnier auf saudischem Boden zu veranstalten, schien Djokovic nicht überrascht. Vielleicht wusste er bereits, dass er im Dezember im Königreich antreten wird.

«Für mich war es nur eine Frage der Zeit, bis Saudi-Arabien Verhandlungen über den Einstieg in die Tenniswelt aufnehmen wird.»
Novak Djokovic

Dass die ATP und die WTA einen Schritt auf Saudi-Arabien zugehen, ist wohl auch der Befürchtung geschuldet, dass Saudi-Arabien eine eigene Tour gründen könnte. Dies geschah beispielsweise vor einigen Jahren im Golf und hatte eine Destabilisierung der traditionsreichen PGA-Tour zur Folge. Um das Schlimmste zu verhindern, werden Zugeständnisse in Form von Turniervergaben gemacht. Die beiden besorgten Verbände haben nun Gespräche über eine mögliche Fusion aufgenommen, um ihre Macht zu zementieren, wie der Telegraph am Rande der letzten US Open berichtete.

Bald ein Masters 1000?

Nach den Next Gen ATP Finals könnte Saudi-Arabien in Zukunft eine noch grössere Veranstaltung zugesprochen werden: ein Masters 1000.

Der Präsident des italienischen Tennisverbandes, Angelo Binaghi, ist sich dessen sicher. Ende Oktober liess er sogar eine kleine Bombe platzen: «Ich hoffe, dass mit dem Masters 1000 Saudi-Arabiens Wunsch, in den Tennissport einzusteigen, erfüllt wird».

Dies wäre für Saudi-Arabien ein weiterer Schritt in der Eroberung der Tenniswelt. Djokovic befürchtet, dass die «Tradition des Sports» darunter leiden könnte.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Alle Grand-Slam-Titel von Novak Djokovic
1 / 26
Alle Grand-Slam-Titel von Novak Djokovic
US Open 2023: Djokovic – Medwedew 6:3, 7:6, 6:3.
quelle: keystone / justin lane
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Roger Federer performt mit Coldplay im Letzigrund
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
17 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
rosen nell
02.11.2023 19:23registriert Oktober 2017
Damen die à la 20er Jahre mit Hüten und langen Kleidern Tennis spielten. Männer die fast gleich angezogen zuschauen. Top👍
212
Melden
Zum Kommentar
avatar
00892-B
02.11.2023 20:49registriert Januar 2018
"Djokovic befürchtet, dass die «Tradition des Sports» darunter leiden könnte."
Er tritt aber gleichzeitig bald zu einem Schauturnier dort an?🤔
214
Melden
Zum Kommentar
avatar
Stargoli
02.11.2023 18:14registriert Januar 2015
Dass sich Stars wie Medwedev und Djokovic darauf einlassen um noch ein paar Franken mehr zu kassieren wundert mich nicht. Von Alcaraz bin ich etwas enttäuscht. Was ich mich aber wirklich frage ist, wie die Turniere der Damen dort aussehen? Müssen Sie mit langen Röcken etc. antreten? Und sind die Gewinnsummen ähnlich hoch wie bei den Herren?
218
Melden
Zum Kommentar
17
St.Gallen und Zürich hauen ihre Gegner zum Europacup-Auftakt weg
Der FCZ gewinnt gegen das irische Shelbourne mit 3:0 im Letzigrund. St. Gallen bezwingt Tobol Kostanai aus Kasachstan.

Der FC Zürich setzt sich im Hinspiel der 2. Qualifikationsrunde der Conference League klar durch. Im heimischen Letzigrund resultiert gegen Shelbourne ein 3:0.

Zur Story