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Wir beginnen mit einem kleinen Rückblick: Ums Jahr 2000 steckt das Männertennis in einer tiefen Krise. Mit Pete Sampras und Andre Agassi haben die grossen Stars vom letzten Jahrtausend ihren Zenit langsam aber sicher überschritten. Doch von neuen Dominatoren keine Spur: Die Grand-Slam-Sieger und die Weltranglisten-Ersten schiessen aus dem Boden wie Pilze.
Die ATP reagiert 2001 auf das schwindende Interesse mit einer weltweiten Werbekampagne namens «New Balls Please». Acht Spieler werden präsentiert, die das Tennis in Zukunft prägen werden: Tommy Haas, Roger Federer, Andy Roddick, Lleyton Hewitt, Marat Safin, Sébastien Grosjean, Juan Carlos Ferrero und Gustavo Kuerten. Es war ein Glücksgriff: Von den acht Spielern schaffte es nur Grosjean – 2002 immerhin kurz die Nummer 4 der Welt – nicht in die Top 3 der Weltrangliste.
Zuletzt war ein solche Kampagne nicht nötig: Roger Federer, Novak Djokovic, Rafael Nadal und Andy Murray haben das Tennis in den letzten Jahren dominiert und für eine nie dagewesene Konstanz an der Spitze gesorgt. Seit zehn Jahren haben die «Big Four» fast alle Grand-Slam-Titel unter sich ausgemacht. Nur Juan Martin Del Potro (US Open 2009), Stan Wawrinka (Australian Open 2014 und French Open 2015) sowie Marin Cilic (US Open 2014) konnten hie und da dazwischen funken.
Doch das Quartett und die restlichen Top-10-Spieler werden auch nicht jünger. Fast 30 Jahre beträgt der Altersdurchschnitt der 10 aktuell besten Tennisspieler der Welt – so hoch wie schon lange nicht mehr. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Generation übernehmen wird.
Das weiss auch die ATP und hat deshalb im März unter dem Hashtag #NextGen bereits die nächste Werbekampagne lanciert. 14 junge, hoffnungsvolle Talente werden präsentiert:
Anders als 2001 haben sich aber nur wenige der neuen #NextGen schon in den Top 50 etabliert und es ist alles andere als sicher, ob sie so einschlagen werden wie die «New Balls»-Jungs. Wagen wir dennoch einen Blick in die Zukunft ...
Wir schreiben das Jahr 2021: Roger Federer, Stan Wawrinka und Rafael Nadal sind längst von der grossen Tennis-Bühne abgetreten und 2020 hatten auch die beiden Familienväter Novak Djokovic (33) und Andy Murray (33) die Nase voll vom Tour-Stress. Die «Big Four» und ihr Anhang (Ferrer, Berdych, Tsonga, Gasquet, etc.) sind Geschichte.
Aber wer sitzt jetzt auf dem Tennis-Thron? Wer hat es in die Top 10 geschafft? Wer ist immer noch da? Folgende Spieler sehe ich in fünf Jahren an der Spitze des Männertennis:
Alter in fünf Jahren: 24
Aktuelle ATP-Position: 40
Gewonnene Titel: 2x Challenger
Grösse: 185 cm
Profi seit: 2013
Schon mit knapp 17 nahm er kein Blatt vor den Mund: «Ich will die Weltnummer 1 werden», posaunte Borna Coric kurz nach seinem Debüt auf der ATP-Tour. Seinen Worten liess er schnell erste Taten Folgen: Im Herbst 2013 gewann er den Junioren-Titel beim US Open, ein Jahr später schlug er in Basel den von einer Blinddarm-Entzündung geschwächten Rafael Nadal. Seither hat er sich kontinuierlich verbessert. Und schon jetzt hat Coric fast alles, was es braucht, um ganz nach oben zu kommen: Der 1,85-m-Mann hat einen starken Service, spielt aggressiv von der Grundlinie und verteidigt sehr gut. Steigerungspotenzial gibt's überall, aber vor allem am Netz.
Alter in fünf Jahren: 24
Aktuelle ATP-Position: 43
Gewonnene Titel: 2x Challenger
Grösse: 198 cm
Profi seit: 2014
Der Schlaks, der auch schon als «Thomas Müller des Tennis» bezeichnet wurde, ist aktuell der Stärkste der jungen Wilden. In Indian Wells brachte der 18-Jährige Rafael Nadal im Achtelfinal an den Rand einer Niederlage, doch beim Matchball zittert plötzlich das Händchen. Seine Stärke ist ganz klar der Aufschlag, doch der jüngere der beiden Zverev-Brüder ist für seine Grösse auch unglaublich beweglich. Eine richtige Schwäche hat er nicht, verbessern kann er sich hingegen fast überall. Rosige Aussichten!
Alter in fünf Jahren: 30
Aktuelle ATP-Position: 10
Gewonnene Titel: 8x ATP
Grösse: 196 cm
Profi seit: 2008
Hat sich mit zwei Grand-Slam-Halbfinals längst in der Weltspitze etabliert. Aufschlag und Vorhand gehören zum Besten, was es auf der Tour gibt. Noch ist er an der Grundlinie etwas zu unbeweglich und spielt zu wenig variabel, auch am Netz muss er sich noch mächtig verbessern. Das Leben schwer machen wird ihm aber vor allem seine Verletzungsanfälligkeit.
Alter in fünf Jahren: 27
Aktuelle ATP-Position: 14
Gewonnene Titel: 5x ATP, 2x Challenger
Grösse: 185 cm
Profi seit: 2011
Der Österreicher ist der erste der neuen Generation, der bereits jetzt an den Top 10 kratzt. Dank Turniersiegen in Buenos Aires und Acapulco und einer Jahresbilanz von 29:8 liegt er momentan auf Rang 14. Tendenz steigend. Die starke einhändige Rückhand ist sein Markenzeichen, doch Thiem hat noch mehr zu bieten: Er ist flink und kann von der Grundlinie enorm viel Druck aufbauen. Der Unterschied zu seinen gleichaltrigen Kollegen liegt im Kopf: Thiem ist ein bescheidener Kerl, der sich auch in heiklen Situationen voll auf sein Spiel konzentrieren kann.
Alter in fünf Jahren: 23
Aktuelle ATP-Position: 71
Gewonnene Titel: 3x Challenger
Grösse: 193 cm
Profi seit: 2015
Die grösste US-Hoffnung hat einen kometenhaften Aufstieg hinter sich. Im Herbst gewann der Sunnyboy aus Kalifornien den Junioren-Titel beim US Open, seither hat er sich in der Weltrangliste innert weniger Monate von Rang 694 auf Platz 71 vorgearbeitet. Fritz ist ein klassischer Spieler der neuen Generation: Starker Aufschlag, solides Tennis von der Grundlinie. Momentan stellen sich nur zwei Fragen: Wie verkraftet er die ersten Rückschläge? Wie geht er mit dem Druck aus der zuletzt mit Tennis-Erfolgen nicht gerade verwöhnten Heimat um?
Alter in fünf Jahren: 26
Aktuelle ATP-Position: 21
Gewonnene Titel: 1x ATP, 4x Challenger
Grösse: 193 cm
Profi seit: 2013
Tja, was soll man zum «Bad Boy» der Tennisszene noch sagen. Seine Power sucht auf der Tour schon jetzt seinesgleichen, nicht umsonst hat er bereits Roger Federer und Rafael Nadal geschlagen. Doch Kyrgios ist eben Kyrgios und wird wohl eine grosse Wundertüte bleiben: Oft ist er zu sehr mit sich selbst beschäftigt, verliert den Fokus aufs Spiel. Wenn er sich und seine Emotionen in den Griff kriegt, kann es sogar nach ganz oben reichen.
Alter in fünf Jahren: 29
Aktuelle ATP-Position: 28
Gewonnene Titel: 4x ATP
Grösse: 191 cm
Profi seit: 2008
Wegen seiner ähnlichen Spielweise wurde der Bulgare zu Beginn seiner Karriere nur «Baby-Federer» genannt. Seit Jahren gilt der Ex-Freund von Maria Scharapowa als designierte Weltnummer 1, doch die Erwartungen konnte er bis jetzt nicht erfüllen. Sein Schlagrepertoire lässt nichts zu wünschen übrig, aber er gilt als mental schwach und auch an seiner Fitness muss dringend gearbeitet werden. Zudem leistet er sich zu viele Ausraster.
Alter in fünf Jahren: 23
Aktuelle ATP-Position: 150
Gewonnene Titel: 1x Challenger
Grösse: 188 cm
Profi seit: 2014
Vor einem Jahr trumpfte der Hard-Hitter beim ATP-Turnier in Gstaad zum ersten Mal gross auf, bezwang mit Marin Cilic beinahe einen Top-10-Spieler. Seither ist die Karriere des Junioren-Champions des French Open etwas ins Stocken geraten. Der Sohn eines früheren Boxers und der ehemaligen Trainerin von Anna Kurnikowa hat aber noch alle Zeit der Welt, um vom Talent zum Topspieler zu reifen.
Alter in fünf Jahren: 31
Aktuelle ATP-Position: 6
Gewonnene Titel: 11x ATP
Grösse: 178 cm
Profi seit: 2007
Der quirlige Japaner ist zweifelsohne der Aufsteiger der letzten Jahre. Als einziger seiner Generation hat er die nötige Konstanz entwickelt und sich fest in den Top 10 etabliert. Wie David Ferrer bringt der US-Open-Finalist von 2014 alles zurück, doch seine aggressive Spielweise führt auch immer wieder zu Verletzungen. Das Stehaufmännchen wird dank seinem unbändigen Kämpferherz aber immer wieder stark zurückkehren.
Alter in fünf Jahren: 29
Aktuelle ATP-Position: 20
Gewonnene Titel: 2x ATP, 6x Challenger
Grösse: 196 cm
Profi seit: 2007
Bislang hat der Kumpel von Stan Wawrinka auf der ATP-Tour noch keine allzu grossen Stricke zerrissen. Und das obwohl der Franzose mit einem unglaublichen Gefühl für den Ball gesegnet ist – immer wieder gelingen ihm die verrücktesten Zauberschläge. Doch sein Talent ist leider auch seine grösste Schwäche: Seine Einstellung zum Sport lässt hie und da zu wünschen übrig. Nur wenn er beginnt, akribisch an seinen Schwächen zu arbeiten, wird es für die Top 10 reichen.
Und, zufrieden mit den Top 10 des Jahres 2021? Oder hast du eine andere Liste im Kopf? Dann schreib' sie unten ins Kommentarfeld!