In Indian Wells hat Roger Federer neben dem Tennis-Platz seine Ruhe. Anders als in den Grossstädten wie Melbourne, London, Paris oder New York hält sich der Rummel in der kalifornischen Wüste in Grenzen.
So hat Federer viel Zeit für seine Familie, aber auch für Journalisten. In Interviews mit dem Tages-Anzeiger und der NZZ hat der 36-jährige Baselbieter ausführlich über sein Privatleben und seine Zukunfsträume gesprochen, aber natürlich kam auch das Tennis nicht zu kurz.
«Zuerst trinke ich einen Kaffee und schaue nach den Kindern – wie jeder andere Mensch auch. Dann überlege ich mir, was heute ansteht. Wenn ich dann auf den Platz komme, denke ich vielleicht daran, dass ich die Nummer 1 der Welt bin und sich die Leute für mich interessieren. Aber das dominiert meinen Alltag nicht.»
«Mir geht es ja immer so gut, wie es gerade den Kindern geht. Ich selber brauche nicht viel. Wenn ich nicht Tennis spiele, gehe ich nach Hause und mische mich unter die Kinder. Und was sie machen, dort bin ich dabei.»
«Tennis ist etwas vom Wenigen, das ich gerne hätte, dass sie es machen. Es ist kein Zwang da, aber ich sagte ihnen: Alle unsere Freunde spielen Tennis, alle Kinder unserer Freunde spielen Tennis. Und dass ich gerne hätte, dass sie ein Instrument und Tennis spielen. Es muss nicht professionell sein, gar nicht. Aber es wäre schön, wenn wir später ein wenig doppeln könnten oder dass sie mit Freunden spielen und Spass haben.»
«Die Buben spielen lieber als die Mädchen. Es fällt ihnen leichter. Aber eben: Was ist schon normal mit drei oder vier Jahren? Ich weiss es nicht. Ich überfordere sie auch nicht. Sie sollen spielen, wenn sie Lust haben. Und wenn wir sie in eine Stunde schicken und sie keine Lust haben, sage ich: Dann war halt heute nichts, kein Problem.»
«Ich spielte als Kind Klavier, aber ich hatte den Kopf immer beim Sport. Ich ging eine Zeit lang einmal pro Woche in die Pianostunde. Dann musste ich ein Lied vorbereiten, und als ich kam, fragte die Lehrerin: ‹Gell, du hast nicht geübt, Roger?› Und ich sagte: ‹Nein, ich war auf dem Fussball- und dem Tennisplatz.› Die Mädchen spielen auch Klavier, die Buben sind noch zu jung.»
«Ob öffentliche Schule, private Schule oder Heimschulung – alles hat Pluspunkte und negative Seiten. Mirka und ich hatten immer erwartet, dass sie normal zur Schule gehen würden wie wir. Sie waren einmal in einer Schulklasse. Damit sie eine Ahnung haben, worum es geht.»
«Sie stellen sich schon auch Fragen und wünschten sich manchmal, dass sie in der normalen Schule wären. Aber zugleich verstehen sie, dass sie Glück haben, dass sie extrem vieles erleben, durch die Welt reisen und Sachen entdecken können. Und dass wir als Familie immer zusammen sein können.»
«Wenn es den Kleinen nicht gut geht auf der Tour oder ich merke, sie sind unglücklich, oder wenn Mirka ihre eigene Situation oder die der Kinder nicht mehr passen würde, wäre das ein Grund aufzuhören.»
«Ich kann schon Skifahren, aber ich will nicht. Andere dürfen nicht, ich darf. Früher ging ich auf die schwarzen Pisten, aber nicht in den Pulverschnee, das habe ich nie richtig gelernt. Ich kann ziemlich gut Ski fahren, aber ich liege wahrscheinlich etwas unter dem Schweizer Durchschnitt.»
«Ich würde gerne gewisse Orte bereisen, in Asien, Australien, Südafrika, vielleicht auch Südamerika – es gibt so viele Reiseziele. Und ich würde gerne einen Roadtrip durch Europa machen – mit einem Bus oder im Auto. Am liebsten mit den Kindern.»
«Ähm. Wo ich ihn gemacht habe, will ich nicht unbedingt sagen. Aber es war an einem schönen Ort, und es war natürlich emotional.»
«Am Anfang meiner Karriere war ich jeweils etwas nervös und scheu. Nicht weil mich die Journalisten in die Pfanne hauen wollten, aber ich wurde oft falsch verstanden. Es ging ja schon mit meinem Namen los. Ich musste zwei, drei Jahre kämpfen, damit ich nicht ‹Roschee› genannt wurde. Du wirst schnell in eine Schublade gesteckt: Das ist der Nette, das ist der Süsse, das ist der Scheue. Um dich da herauszukämpfen, musst du viel geben.»
«Ich habe mir früh vorgenommen, dass ich es als sein Recht anschaue, wenn ein Journalist einmal etwas Negatives über mich schreibt. Das nehme ich dann auch nicht persönlich. Und manchmal muss halt auch der Chefredaktor seinen Senf dazugeben.»
«Es ist zwar kein Ziel von mir, die Nummer 1 zu verteidigen, aber es wäre schön, es zu bleiben. Das kann ich nicht leugnen. Es ist immer ein schönes Gefühl, die Nummer 1 zu sein. Mein Ziel ist, gesund und verletzungsfrei zu bleiben und die Freude am Spiel zu behalten.»
«Es immer wieder zu schaffen, den Motor anzuwerfen und abzustellen, das ist das Geheimnis. Wie mache ich das, immer wieder? Manchmal denke ich schon, wenn ich mit Pierre (Paganini, sein Fitnesscoach, Anm.d.Red.) auf dem Laufband bin: Wie oft muss ich denn das noch machen? Die Blöcke mit dem Konditionstraining sind immer eine grosse Herausforderung. Da braucht es einen Super-Pierre, eine Super-Frau und Super-Coachs, die mich motivieren.»
«Manchmal ermüdet es mich schon. Darum ist auch meine Planung wichtig – dass ich mich immer wieder komplett zurückziehen kann. Aber es ist schön, und ich bin froh, dass es einen solchen Hype gibt um meine Person. Dass die Leute dermassen Freude daran haben, mich noch spielen zu sehen. Ich bin ja nicht nur einfach Tennisspieler, sondern auch Entertainer.»
«Ich hoffe, dass ich noch lange spielen kann. Für das nächste Jahr habe ich schon Ideen, wie ich es beginnen könnte. Aber – hey, es wird sich immer wieder zeigen. Man muss flexibel bleiben im Alter, das ist auch klar.»
«Die Olympischen Spiele in Rio waren ein Ziel, aber jetzt möchte ich nicht mehr so weit vorausplanen. Wenn ich dabei bin, bin ich dann dabei. Aber ich sage nicht: In Tokio muss ich spielen.» (pre)