Roger Federer bestreitet heute gegen 16 Uhr Schweizer Zeit (im Liveticker) seinen ersten Match seit über 13 Monaten und nach zwei Knieoperationen. Der 39-jährige Baselbieter trifft im Achtelfinal von Doha auf den Engländer Daniel Evans, mit dem er in der Vorbereitung auf das Turnier trainiert hat.
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— We Are Tennis (@WeAreTennis) March 9, 2021
«Er hat in diesen zwei Wochen, in denen wir zusammen auf dem Platz standen, ziemlich gut gespielt», erklärte die britische Weltnummer 28 nach seinem Dreisatzsieg gegen Jérémy Chardy. «Aber ein Ernstkampf ist etwas ganz anderes. Es ist bedauerlich, dass wir so früh aufeinander treffen. Wir werden sehen, wie das Match läuft.»
Wie konkurrenzfähig Federer nach der langen Verletzungspause ist, steht momentan in den Sternen. Selbst der langjährige SRF-Experte Heinz Günthardt wagt sich nicht zu weit auf die Äste hinaus. «Es ist schwierig, eine Prognose abzugeben», sagte der 62-Jährige im Interview mit der NZZ. «Federer betritt Neuland. Vor ihm hat noch kein Spieler versucht, nach so einer langen Pause und vor allem in seinem Alter den Anschluss noch einmal zu schaffen.»
Dennoch glaubt Günthardt, dass es der «Maestro» noch einmal zu den Besten gehören kann. «Doch sind wir ehrlich: Federer hat in seiner Karriere schon so manche Grenze verschoben. Wenn die Aufgabe, die sich ihm stellt, einer schafft, dann wahrscheinlich er.»
Zwei verschiedene Aspekte könnten für Federer gemäss Günthardt zur grossen Herausforderung werden. «Da ist einmal der physische: Wie bewegt er sich, wie schnell sind seine Reaktion und seine Antizipation? Gleichzeitig wird viel davon abhängen, wie schnell er sich auf dem Platz wieder wohl fühlen wird. Wer so lange wie er nicht mehr gespielt hat, der zweifelt unweigerlich ein wenig.»
Günthardt führt das Beispiel von Andy Murray auf. Dieser bewege sich nicht mehr ganz so gut wie vor seiner Hüftoperation. «Dessen ist er sich selbst auch bewusst, und das lässt ihn zweifeln.» Daraus entstünden dann vor allem in den entscheidenden Phasen des Matches Fehler, die Murray vor seiner Pause kaum unterlaufen wären. «Das waren Zeichen dafür, dass er nicht mehr mit derselben Selbstverständlichkeit auf den Platz geht wie zu seiner besten Zeit.»
Wie erfolgreiche Comebacks gehen, weiss Federer. 2017 kehrte er triumphal von seiner ersten längeren Verletzungspause zurück und gewann gleich das Australien Open. Doch dieses Mal ist einiges anders: Damals konnte sich Federer beim Hopman Cup in Ruhe auf den ersten Ernstkampf vorbereiten, dieses Mal wird Federer ins kalte Wasser geworfen.
Günthardt glaubt, dass es für Federer ein Nachteil sein könnte, dass er in der 1. Runde im Gegensatz zu seinem Gegner ein Freilos hatte. «Sein Gegner ist bereits im Turnier drin», während der Schweizer im Training den Wettkampf nur bedingt habe simulieren können. «Federer wird deshalb darauf angewiesen sein, möglichst viele direkte Punkte mit seinem Service zu machen.»
Die bisherigen vier Begegnungen mit Evans entschied Federer ohne Satzverlust für sich. Zuletzt gestand Federer dem Briten am US Open 2019 nur fünf Games zu. Momentan befindet sich der 30-Jährige aber in einer beachtlichen Frühform: Am Murray River Open feierte er im Januar seinen ersten Turniersieg auf ATP-Stufe – ohne einen einzigen Satzverlust. Beim Australian Open scheiterte er dann nach kurzer Pause allerdings gleich bei erster Gelegenheit an seinem Landsmann Cameron Norrie (ATP 69). (pre)