Der Weltranglistenvierte Sinner, der Djokovic bereits im letzten Herbst zweimal bezwungen hatte, war im Generationenduell gegen den mehr als vierzehn Jahre älteren Djokovic in knapp dreieinhalb lange erstaunlich einseitigen Stunden mit 6:1, 6:2, 6:7 (6:8), 6:3 klar überlegen. Letztmals hatte der zehnfache Champion Djokovic in Melbourne vor sechs Jahren – oder 2195 Tagen – eine Partie verloren.
Sinner machte damit den zweitletzten, und vielleicht grössten, Schritt von der grossen Nachwuchshoffnung zum nächsten Grand-Slam-Champion. Der 22-jährige Südtiroler liess sich vom grossen Namen nicht einschüchtern und musste dem gemäss allgemeiner Einschätzung besten Returnspieler der Geschichte keine einzige Breakchance zugestehen.
Sinner war in allen Belangen der bessere Spieler, schlug besser auf, hatte fast gleich viele Winner (30:32), beging aber viel weniger unerzwungene Fehler (28:54) als der Serbe. Einzig im dritten Satz konnte der 24-fache Grand-Slam-Gewinner zumindest bei eigenem Service mithalten. Im vierten Durchgang gelang Sinner das einzige Break zum 3:1.
Djokovic, der bereits auf dem Weg in den Halbfinal ungewohnt viel Mühe bekundet hatte, wirkte schlapp und fand kein Mittel gegen das druckvolle und dennoch stabile Grundlinienspiel des ehemaligen Skirennfahrers.
Sinners Sieg trägt historische Züge. Djokovic hatte zuvor in Melbourne in zehn Anläufen noch nie verloren, wenn er die Halbfinals erreicht hatte. Auch ist Sinner der erste Italiener im Final des Australian Open.
Finalgegner von Sinner am Sonntag ist der Russe Daniil Medwedew (ATP 3), der sich gegen Alexander Zverev (ATP 6) trotz zwei Sätzen Rückstand 5:7, 3:6, 7:6 (7:4), 7:6 (7:5), 6:3 durchsetzte. Für den Russen ist es der dritte Final in Melbourne, die ersten beiden hat er gegen Djokovic und Rafael Nadal verloren. (nih/sda)
Bravo, bockstark!