Marco Odermatt hat es getan, Marlen Reusser und Noè Ponti auch, Roger Federer sowieso. Zeichnen sich erste Erfolge ab, werden aus Sportlern Unternehmer, die eine Aktiengesellschaft, meist aber erst eine GmbH gründen. Verträge mit Sponsoren oder Angestellten werden nicht mehr mit Einzelpersonen abgeschlossen, sondern laufen über das Unternehmen.
Das bringt diverse Vorteile: Unternehmen werden weniger stark besteuert als Privatpersonen. Die Sportler können sich Geld als Dividende auszahlen statt als Lohn, was steuerliche Vorteile bringt. Optimieren lassen sich mit einem solchen Konstrukt auch die Sozialabgaben. Und falls es einmal zu Streitigkeiten kommt, ist das Privatvermögen geschützt und das Risiko von Schadenersatzforderungen (zum Beispiel bei Vertragsbruch) abgefedert.
Wohl unter diesem Gesichtspunkt gründete Stephan Stricker im Juni 2020, nachdem sein Sohn Dominic das Juniorenturnier der French Open in Paris gewonnen hatte, auch die Dominic Stricker GmbH mit Sitz in Zug und sicherte sich bis 2031 auch die Markenrechte. Weil Stricker erst im August 2020, also zwei Monate nach der Gründung, die Volljährigkeit erreichte, liessen sich Vater Stephan und Mutter Sabine als Gesellschafter eintragen.
Zwar wurde der Sitz 2024 von Zug nach Grosshöchstetten verlegt, bis heute ist aber der 22-Jährige weder zeichnungsberechtigt noch Teilhaber. Als solche firmieren immer noch die Eltern. Sie halten je zehn Anteile an der GmbH, beide Pakete haben einen Wert von 10'000 Franken. Laufen die Verträge über das Unternehmen, kontrollieren sie damit faktisch auch das Einkommen und das Vermögen ihres Sohnes, der sich vom Elternhaus ablösen und sportlich und beruflich auf eigenen Beinen stehen will.
Nach Angaben von Dominic Stricker sind zwar alle Beteiligten bemüht, eine gute Lösung zu finden, dennoch gestaltet sich die Entflechtung des Konstrukts kompliziert und ist ein Fall für Juristen. Die Übertragung der Anteile muss zwingend öffentlich durch einen Notar beurkundet werden. Die Höhe des Verkaufspreises ist dabei Verhandlungssache und bemisst sich am Buchwert (bilanzierter Wert der GmbH), Ertragswert (zukünftige Gewinne) und Substanzwert (Wert der aktiven abzüglich Schulden).
Heisst: Will Stricker die Kontrolle über die GmbH übernehmen, muss er seinen Eltern Anteile abkaufen und sie auszahlen. Wobei möglich ist, diese zu verschenken. Unter Umständen wird dann eine Schenkungssteuer fällig.
Helfen würde ein professionelles Management. Vater Stephan, gelernter Koch und im Hauptberuf als Polizist tätig, füllt diese Rolle aus, aber «nur noch, bis ich jemanden gefunden habe», sagt Stricker. Wobei er betont, es gebe keine Konflikte mit dem Elternhaus. Vielmehr spricht er von einer «natürlichen Änderung» und einem «Schritt in die Eigenständigkeit». Trotz erster Gespräche ist beim Management noch keine Lösung in Sicht.
Am Ursprung der sportlichen und persönlichen Krise des Berners steht eine Rückenverletzung, die ihn lange ausser Gefecht setzte. Zudem hat Trainer Dieter Kindlmann die Kündigung eingereicht. Noch steht Dominic Stricker bei seinem Neuanfang also vor zahlreichen Herausforderungen. (aargauerzeitung.ch)
Nein, das ist nicht zwingend so, nur wenn es die Statuten so vorsehen. Und zeitgemässe Statuten haben diesen Passus in der Regel nicht mehr.