Als sich Roger Federer tränenreich von der Tour verabschiedete, da machte er das Versprechen, «kein Geist und kein Fremder» im Tenniszirkus zu werden. Bisher hat der 42-Jährige Wort gehalten. Auch auf Wunsch seiner Kinder besuchte er in dieser Woche an mehreren Tagen Wimbledon, wo er mit seinen acht Erfolgen noch immer Rekordsieger im Männer-Einzel ist.
Allerdings liess sich Federer dort kaum einmal am Spielfeldrand blicken. Bei der Verabschiedung von Andy Murray auf dem Centre Court am Donnerstag fehlte er, weil er andere Verpflichtungen hatte, wie er tags darauf gegenüber dem amerikanischen TV-Sender ESPN sagte.
Roger Federer ist Werbeträger für ein gutes Dutzend Unternehmen, unter anderem bei On, wo er seit 2018 auch Teilhaber ist. 2010 gegründet, stellte On zunächst nur Laufschuhe her, 2016 folgte die erste Kleiderkollektion. Inzwischen ist das Milliardenunternehmen in 60 Ländern präsent; in den USA, Deutschland, Japan, China, Vietnam, Australien und Brasilien.
Als Federer im März 2021, 14 Monate nach einem Eingriff am Knie, in Doha noch einmal zurückkehrte, trug er den ersten Tennisschuh aus Schweizer Manufaktur. An der Entwicklung hatte er selbst mitgewirkt. Inzwischen gibt es mehrere Modelle, die auch im Verkauf erhältlich sind.
Wie strategisch On den Einstieg im Tenniszirkus gestaltet, zeigt auch der Umstand, dass man im März 2023 mit der Polin Iga Swiatek die Nummer 1 im Frauentennis unter Vertrag nahm. Mit dem Amerikaner Ben Shelton nahm On zudem einen Spieler unter Vertrag, der als eines der Gesichter der Zukunft gilt. Ende des letzten Jahres spielte der 21-Jährige im Halbfinal der US Open im Arthur Ashe Stadium gegen Novak Djokovic mit einem Schweizer Schuh. Und damit auf der grössten Bühne im Tenniszirkus
Man kann die Verpflichtungen von Swiatek und Shelton sowie kurz darauf des 17-jährigen Brasilianers Joao Fonseca durchaus als Kampfansage an die Konkurrenz verstehen, die seit Jahrzehnten im Tennis beheimatet ist. «Uns ging es darum, ein Statement zu setzen», erklärt Feliciano Robayna.
Zwar arbeitet der Mann aus Panama schon seit knapp sieben Jahren bei On, das Tennisprogramm verantwortet er aber erst seit letztem August. Und mit ihm hat sich auch die Strategie fundamental verändert. Alleine seit Mitte Mai hat On vier weitere Spielerinnen und Spieler verpflichtet.
Mit seinen 22 Jahren ist der Italiener Flavio Cobolli der Älteste. Daneben angelte man sich drei weitere Tennis-Diamanten aus aller Welt: Yeri Hong (13) aus Korea ist die Beste ihres Jahrgangs. Die 16-jährige Deutsche Julia Stusek lebt und trainiert in der Schweiz beim TC Froburg in Trimbach, wo ihr Vater als Trainer arbeitet. Ihre Mutter ist die Tschechin Petra Holubova, die einst die Nummer 132 der Welt war. Schon mit 14 gehörte Stusek, die in Wimbledon im Tableau der Juniorinnen antritt, zu den 1000 Besten der Welt. Trainiert wird sie von Melanie Molitor, der Mutter von Martina Hingis.
Der Vierte im Bunde der Juwelensammlung ist der Marokkaner Reda Bennani. Bei den Junioren derzeit die Nummer 17 der Welt, spielt der 17-Jährige dieser Tage beim Junioren-Turnier in Wimbledon, durfte aber auch schon zwei Mal beim Masters-Turnier in Madrid und im Frühling bei seinem Heimturnier in Marrakesch die Qualifikation bestreiten.
Solche Talente sind in der Schweiz derzeit leider noch nicht auszumachen. Doch Robayna sagt: «Wir sind sehr stolz auf unsere Wurzeln und pflegen diese.» Sollte eine Schweizerin oder ein Schweizer die Werte verkörpern, die man suche, «würden wir ihn oder sie gerne unterstützen». Nicht nur das Talent sei entscheidend, sondern auch Arbeitsmoral und Charisma.
Robayna sagt zu CH Media: «Wir wollen frische Gesichter, die das Tennis mit ihrem Spiel und ihrer Persönlichkeit elektrisieren.» Und er sagt auch freimütig, dass die Herkunft der Talente kein Zufall ist. «Wir suchen in allen Ecken der Welt nach Talenten, die ganze Generationen inspirieren können.» Und mit denen On im Idealfall neue Märkte erschliessen kann.
Zwar gelte sein Fokus der Entwicklung neuer Produkte für Athleten, wie On auf Anfrage mitteilt, ohne Federer hätte sich das Zürcher Unternehmen nicht so schnell und so nachhaltig im Tennis etabliert. Als Gesicht, als Botschafter und Teilhaber ermöglichte er den Zugang zu Iga Swiatek und Ben Shelton, der auch bei seiner Agentur Team 8 unter Vertrag steht.
Das Sponsoring sei beim Athletenmanagement angesiedelt, doch «bei der Unterstützung der nächsten Generation von Tennisspielern» sei Federer «besonders engagiert», sagt Robayana. So stehe der 20-fache Grand-Slam-Sieger Flavio Cobolli, Yeri Hong, Julia Stusek oder Joao Fonseca mit Rat und Tat zur Seite.Das Lager ist mit Diamanten gefüllt. Nun helfen On und Federer dabei mit, sie zu Juwelen zu schleifen.
"[...] ersten Tennisschuh aus Schweizer Manufaktur." - ich gehe eher davon aus, dass die Schuhe aus Vietnamesischer Manufaktur sind (wie andere On Schuhe auch).
Muss ja ein bomben Produkt sein! 🤭