Jetzt können wir nur hoffen, dass Gianni Infantino die Amtszeitbeschränkung aufheben kann. Zuzutrauen ist es ihm. Schliesslich scheint der Mann jeden Tag Weihnachten zu feiern. Was er sich auch wünscht, es geht in Erfüllung. Selbst die roten Haare und die Sommersprossen, wegen denen er als Schüler gehänselt wurde, sind verschwunden.
Aber eben: Laut Reglement soll 2031 Schluss sein für den Fussball-Autokraten. Und das auch nur, weil seine ersten drei Jahre als FIFA-Präsident nach dem Rücktritt Blatters zwischen 2016 und 2019 keine vollständige Amtszeit gewesen sein soll.
2031, also bereits in acht Jahren, soll dem Alleinunterhalter der Stecker gezogen werden. Wie bedauerlich. Und wie verheerend die Auswirkungen. Bestimmt wird der Fussball in der Post-Infantino-Ära seinen Völker verbindenden Charakter verlieren. Die WM wird wieder in Länder vergeben, für die sich Human Rights Watch nicht interessiert, wo man nicht für Milliarden so dringend benötigte Infrastrukturprogramme wie goldene Fussball-Tempel umsetzen kann.
Und die FIFA wird ohne Infantino ihre soziale Verantwortung nicht mehr wahrnehmen. Sie wird nicht mehr die Menschenrechtssituation verbessern, die Unterdrückung von Frauen, Homosexuellen und Queeren bekämpfen. Allein, weil der Fussball wieder dort stattfinden wird, wo er früher schon stattgefunden hat, wo eine Fussballkultur herrscht. Wie ordinär.
Aber noch ist Infantinos Ende fern. Einige Abenteuer wird er uns noch bescheren. Erst geht es 2026 nach Kanada, USA und Mexiko. Einverstanden, das tönt nicht sonderlich revolutionär. Aber schon vier Jahre später wird es aufregender. Dann soll die WM in Uruguay, Argentinien und Paraguay mit drei Spielen beginnen.
Danach folgt der Umzug nach Marokko, Spanien und Portugal. Das ist doch mal eine WM: drei Kontinente, sechs Länder, vom argentinischen Winter in die brütende Sommerhitze von Marokko. Ein Problem? Nein. An einem Ort kann man heizen, am anderen kühlen. Um Nebensächlichkeiten wie Nachhaltigkeit kann sich Infantinos Nachfolger kümmern, falls überhaupt.
Der Walliser nennt die WM 2030 ein Geschenk an die Welt. Und wenn Infantino von irgendwas eine Ahnung hat, dann von Geschenke verteilen. Deshalb geht die Reise 2034 nach Saudi-Arabien weiter. Überraschend ist das nicht. Einerseits, weil Infantino schon für die Wüsten-WM in Katar enorm viel Verve entwickelt hat. Andererseits hat es Infantino sehr geschickt eingefädelt, weil nach der Drei-Kontinente-WM Asien oder Ozeanien am Zug ist, sollte man am Rotationsprinzip festhalten. Ausserdem: Hat Infantino nicht schon immer durchblicken lassen, dass seine FIFA und Saudi-Arabien ziemlich beste Freunde sind?
2018 trieb er – vorbei am eigenen Vorstand – den Verkauf der FIFA an saudische Investoren voran. Für 25 Milliarden Dollar plus Chefposition für sich selbst in der neuen Gesellschaft. Der Deal platzte. Aber das tat der Verbundenheit zwischen Infantino und Kronprinz Mohammed bin Salman keinen Abbruch.
Noch muss der FIFA-Kongress im nächsten Jahr die WM-Vergabe an Saudi-Arabien bestätigen. Eine Formsache, allein, weil der Golfstaat der einzige Bewerber ist. Und so tönt es halt jetzt schon von hohen Offiziellen: «Setzen wir unsere Reise fort, die Träume unseres Volkes Wirklichkeit werden zu lassen.» Welche Träume wohl unterdrückte Minderheiten und inhaftierte Regimekritiker in Saudi-Arabien haben?
Zurück zu Infantino: Wie erwähnt, es würde sicher sehr viel Spass machen, mit ihm als FIFA-Präsident über 2031 hinaus. Man könnte ja auch eine Unterwasser-WM initiieren. Oder eine Fussball-WM auf Gletschern, die Bagger sind schon vor Ort. An absurden Ideen hat es Infantino jedenfalls nie gemangelt. Schade nur, dass wir ihn 2034 nicht hören: «Heute bin ich Saudi.» Nur heute?
Saudi Arabien ist das zweitschlimmste Land der Erde, was Menschenrechte anbelangt. Eine Steigerung wäre noch Nordkorea.
Nur ☝️ , die haben keine Kohle, daher ist Saudi Arabien die logische Wahl.
Wenn Gianni eines nicht ausstehen kann, wenn es nicht um Kohle geht. Dann wird er richtig ranzig. Menschenrechte? Drauf ges^$^%. Aber beim Geld, da lässt der Gianni nichts durchgehen.