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WTA-Finals in Saudi-Arabien: Kaum Fans für die Tennis-Stars

epa11701036 Qinwen Zheng of China in action during her Singles group stage match against Elena Rybakina of Kazakhstan at the WTA Finals in Riyadh, Saudi Arabia, 04 November 2024. EPA/Marcin Cholewinsk ...
In Riad bleiben viele Plätze leer.Bild: keystone

Die WTA-Finals in Riad sind der nächste Flop im Saudi-Sportswashing

Die WTA-Finals finden dieses Jahr zum ersten Mal im saudi-arabischen Riad statt. Das Turnier mit den besten Tennisspielerinnen des Jahres zieht aber kaum Fans an.
05.11.2024, 11:2605.11.2024, 13:15
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Es sind Schlagzeilen, an die wir uns längst gewöhnt haben: Ein grosser Sport-Event findet in Saudi-Arabien statt. Von Boxkämpfen über Formel-1-Rennen bis hin zur Fussball-Weltmeisterschaft 2034. Und dieses Jahr eben auch die WTA-Finals, das Jahresendturnier im Frauentennis mit den besten acht Spielerinnen des Jahres.

All diese Events sind Teil des sogenannten Sportswashing des Regimes in Saudi-Arabien. Darunter versteht man die Bestrebungen eines Staates, das eigene Ansehen durch die Veranstaltung von Sport-Events und deren positives Image in den Medien zu verbessern. Mehr Informationen, wie Saudi-Arabien da genau vorgeht, findest du hier. Konkret geht es darum, die Weltöffentlichkeit vergessen zu lassen, dass es in der Wüstenmonarchie immer noch grosse menschenrechtliche Mängel gibt. Frauen und Mitglieder der LGBTQ+-Community werden unterdrückt oder gar verfolgt. Es gibt Sklaverei. Und gerade dieser Tage wurde bekannt, dass bei einem Prestige-Bauprojekt in Saudi-Arabien schon über 20'000 Menschen gestorben sind.

Und trotzdem ist die Women's Tennis Association (WTA) mit ihrem Jahresendturnier in der saudischen Hauptstadt Riad gelandet. Warum eigentlich?

epa11701339 Aryna Sabalenka of Belarus reacts during her Singles group stage match against Jasmine Paolini of Italy at the WTA Finals in Riyadh, Saudi Arabia, 04 November 2024. EPA/Marcin Cholewinski  ...
Weltnummer eins Aryna Sabalenka jubelt in Riad.Bild: keystone

Geplatzter China-Deal

Der WTA ging es dabei vorwiegend um Stabilität. Bis 2019 fanden die Finals über längere Zeit in Asien statt. Zwischen 2011 und 2013 in Istanbul, zwischen 2014 und 2018 in Singapur. Ab 2019 sollte das letzte Turnier des Jahres dann für neun Jahre (und eine Milliarde US-Dollar) im chinesischen Shenzhen stattfinden, doch nach einem Jahr machte die Coronavirus-Pandemie diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung.

Statt in China ein konstantes Zuhause zu haben, musste die WTA oft improvisieren. Die Austragungen in Guadalajara (Mexiko) und Fort Worth (USA) zogen nur wenige Zuschauer an. Der Tiefpunkt kam letztes Jahr, als das temporäre Stadion in Cancun kaum rechtzeitig fertig wurde und ein Tropensturm für widrige Bedingungen sorgte.

Deshalb hat die Frauentour nun einen Vertrag mit Saudi-Arabien unterschrieben. Ab diesem Jahr und mindestens bis 2026 finden die WTA-Finals in Riad statt. Neben der gesicherten Austragung für drei Jahre hat natürlich auch Geld eine Rolle gespielt. Die WTA steckt in finanziellen Schwierigkeiten, hat 2020 und 2021 jeweils über 15 Millionen Dollar Verlust geschrieben. Der Verband ist also auf die Saudi-Millionen stark angewiesen.

Und für die Spielerinnen lohnt sich die Reise in die Wüste sowieso. Die acht Athletinnen im Einzelfeld erhalten alleine für die Teilnahme in Riad 335'000 Dollar. Pro Sieg in der Gruppenphase kommen weitere 350'000 Dollar dazu. Gewinnt eine Spielerin das Turnier ohne Niederlage, wird das gar mit 5,15 Millionen belohnt.

Kritik ja, aber …

Nehmen die Spielerinnen die menschenrechtlichen Probleme also einfach so hin? Jein. Es gab schon Kritik, insbesondere im Vorfeld. Darja Kassatkina, seit über drei Jahren in einer Beziehung mit der russisch-estnischen Eiskunstläuferin Natalja Sabijako, sagte bei der Bekanntgabe der Saudi-Pläne: «Es ist ein Land mit vielen Problemen.» Man habe ihr allerdings versichert, dass ihre Sicherheit als homosexuelle Spielerin garantiert sei.

Obwohl sie durchaus Gründe hätte für einen Boykott, ist auch Kassatkina in Riad vor Ort – als erste Ersatzspielerin erhält sie ebenfalls eine respektable Summe von 250'000 US-Dollar. Sie wie auch andere Spielerinnen oder Trainerinnen sehen das Turnier als Chance, in diesem Land etwas zu bewegen.

Judy Murray sagt: «Man kann sich kein besseres Schaufenster wünschen. Wir müssen diese Chance nützen, solange die grössten Namen in unserem Sport hier sind.» Die Mutter von Andy und Jamie Murray hofft, dass sich insbesondere das weibliche Publikum – seit 2018 dürfen in Saudi-Arabien auch Frauen als Zuschauer an Sport-Events – von den Spielerinnen inspirieren lasse. «Das ist eine riesige Chance, im saudischen Frauensport echt etwas zu bewegen.» WTA-Chefin Portia Archer schlägt in eine ähnliche Kerbe: «Es ist einfach, von aussen mit dem Finger zu zeigen und zu verurteilen. Aber gewisse Veränderungen müssen von innen kommen.»

Kaum Fans in Riad

Doch damit sich etwas bewegt, müsste der Event beim lokalen Publikum tatsächlich auch ankommen. Während die King Saud University Indoor Arena noch ordentlich gefüllt war, verirrten sich am Montag nur ein paar Hundert Fans in die 5000 Zuschauer fassende Halle – obwohl die günstigsten Tickets umgerechnet für weniger als acht Schweizer Franken zu haben waren.

«Ich finde, das ist einfach enttäuschend», sagt Sky-Experte Tim Henman zum Fanaufmarsch. Das Stadion, die Trainingsplätze und anderen Einrichtungen seien absolut fantastisch, betont der Engländer. Umso frustrierender sei es dann, wenn die Atmosphäre für die besten acht Spielerinnen der Welt so schlecht sei. Auch wenn French-Open-Siegerin Iga Swiatek gesagt hat, sie habe es geniessen können, mal in etwas ruhigeren Verhältnissen zu spielen, dürften die leeren Tribünen kaum den Vorstellungen des Saudi-Regimes entsprechen.

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass sich Sport-Events in Saudi-Arabien mit fehlenden Fans herumschlagen mussten. Im September dieses Jahres bestritten die besten Snooker-Spieler der Welt ein Masters in Riad vor praktisch leeren Rängen.

Und vor einem Jahr fand bereits einmal ein Jahresabschluss im Tennis in Saudi-Arabien statt. Bei den ATP-Next-Gen-Finals waren die besten U21-Spieler des Jahres, darunter auch der Schweizer Dominic Stricker, in Dschidda im Einsatz. Doch auch damals stiessen die Spiele auf wenig Publikumsinteresse – bis die Organisatoren reagierten.

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtete, wurden kurzerhand bezahlte «Fans» aufgeboten, um die Halle etwas besser zu füllen. Für vier Stunden Sitzen erhielten die geschätzt rund 700 Statisten 100 saudische Riyal, rund 23 Franken. Sie mussten nur dort sitzen und sich gemäss der Tennis-Etikette ruhig verhalten.

Die heutigen Spiele an den WTA-Finals:

Wer weiss, vielleicht füllt sich das Stadion der WTA-Finals in Riad in den nächsten Tagen ebenfalls auf magische Art und Weise plötzlich wieder.

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    Die beliebtesten Kommentare
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    THEOne
    05.11.2024 12:20registriert März 2019
    "Das ist eine riesige Chance, im saudischen Frauensport echt etwas zu bewegen.»
    Diese aussage ist nicht mehr naiv, sondern einfach nur noch dumm
    722
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    avatar
    c_meier
    05.11.2024 12:57registriert März 2015
    *Nehmen die Spielerinnen die menschenrechtlichen Probleme also einfach so hin?*
    immer dasselbe, ein Verband entscheidet und anschliessend wird von den Medien die moralische Verantwortung den Sportlerinnen übertragen ob sie teilnehmen... dasselbe dann wohl für die Fussball-WM 2034, die fifa entscheidet ja in den kommenden Monaten und im 2033 werden wieder Spieler/DFB/SFV usw gefragt wieso sie eigentlich da teilnehmen...
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    Rannen
    05.11.2024 11:48registriert Januar 2018
    Die meinen sie können alles mit Geld kaufen, nur funktioniert das nicht immer!
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