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Tennis: Novak Djokovic unterstellt Carlos Alcaraz Spionage

Spain's Carlos Alcaraz, left, and Serbia's Novak Djokovic greet each other ahead of their semifinal match of the French Open tennis tournament at the Roland Garros stadium in Paris, Friday,  ...
Bereits im Halbfinal des French Open trafen Novak Djokovic und Carlos Alcaraz (l.) aufeinander – vor einem möglichen Final in Wimbledon herrscht dicke Luft.Bild: keystone

«Will mehr Privatsphäre»: Novak Djokovic unterstellt Carlos Alcaraz Spionage

Glaubt man dem Titelverteidiger Novak Djokovic, haben die Spielchen vor dem möglichen Traumfinal in Wimbledon gegen Carlos Alcaraz bereits begonnen. Im Mittelpunkt der Kontroverse: Alcaraz' Vater.
14.07.2023, 07:47
Simon Häring / ch media
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Es ist bereits weit nach Mitternacht, als sein Trainer Goran Ivanisevic zum Telefon greift und Videomaterial bestellt. Der Grund: Novak Djokovic ist unzufrieden mit seiner Returnleistung gegen den Polen Hubert Hurkacz. Diese Detailversessenheit ist eines seiner Erfolgsgeheimnisse. Auch im Alter von 36 Jahren sucht Djokovic Möglichkeiten, sich zu verbessern.

Als Titelverteidiger und Mass aller Dinge steht er in Wimbledon unter besonderer Beobachtung, nicht immer behagt Djokovic das. «Ich hätte im Training gerne mehr Privatsphäre. Das würde es mir erlauben, Dinge auszuprobieren und offener mit meinem Team zu reden», sagte er nach seinem Halbfinal-Vorstoss, wo er auf den Italianer Janik Sinner trifft.

Trainiert wird in Wimbledon im Aorangi Park, zu dem Zuschauerinnen keinen Zugang haben, eine gewählte Anzahl Journalisten, die Spieler und ihre Entourage hingegen schon. Also auch die Spieler, die Djokovic an seinem achten Triumph beim Rasenklassiker hindern wollen. Er sagt: «Ich bin im Training nicht völlig entspannt, weil ich weiss, dass meine Rivalen mir über die Schulter schauen.» Konkret: Djokovic fühlt sich beobachtet.

Serbia's Novak Djokovic returns to Russia's Andrey Rublev in a men's singles match on day nine of the Wimbledon tennis championships in London, Tuesday, July 11, 2023. (AP Photo/Kirsty  ...
Fühlt sich auf den Trainingsplätzen in Wimbledon nicht ganz wohl: Novak Djokovic.Bild: keystone

Djokovic sagt: «Jeder Schlag wird analysiert und beurteilt, weil er das nächste Duell mit Alcaraz oder wem auch immer beeinflussen könnte.»

Vater Alcaraz unter Verdacht

Dazu passt die Erzählung, wonach der Vater des 20-jährigen Spaniers dabei gesichtet worden sein soll, wie er Djokovics Training gefilmt habe. Unsportlich, Betrug, nicht erlaubt, monieren die Anhänger des Serben. Dabei ist das Filmen nicht verboten. Und das Internet überschwemmt mit Videos von Trainingseinheiten. Dazu kommt: Wie Djokovic spielt, wie gut, wie präzis, wie unnachahmlich ist nun wirklich kein Geheimnis mehr.

Belege für den Vorfall gibt es nicht, danach befragt wurde Carlos Alcaraz nach seinem Halbfinal-Vorstoss dennoch. Möglicherweise treffe es zu, dass sein Vater Carlos senior Djokovic beim Training gefilmt habe, sagte der Spanier. «Mein Vater ist ein riesiger Tennisfan und schaut nicht nur meine Spiele. Er schaut alle Spiele, alle Trainings von jedem, jeden Tag.»

Mandatory Credit: Photo by Javier Garcia/Shutterstock 14001532db Carlos Alcaraz s father Carlos Alcaraz Snr. and young brother Wimbledon Tennis Championships, Day 6, The All England Lawn Tennis and Cr ...
Carlos Alcaraz Senior (h. r.).Bild: www.imago-images.de

Geben ihm solche Handyvideos, so sie tatsächlich existieren sollten, einen Vorteil, sollten die beiden am Sonntag im Final aufeinandertreffen? «Ich denke nicht. Ich habe viele Videos von Djokovic auf jeder Plattform. Ich denke, es ist kein Vorteil für mich», sagt Alcaraz auf die Nachfrage

Novak Djokovic ist in Wimbledon seit 2016 ungeschlagen. 2017 musste er wegen einer Verletzung im Viertelfinal aufgeben. Zuletzt gewann er das Turnier vier Mal in Folge (2020 fand das Turnier coronabedingt nicht statt).

Alcaraz spielt erst zum dritten Mal in Wimbledon

Gewinnt der 36-Jährige erneut, schlägt er gleich zwei Fliegen auf einen Streich: Er wäre dann neben Björn Borg (1976 bis 1980) und Roger Federer (2003 bis 2007) erst der dritte Spieler in der Open Era (seit 1978), der das bedeutendste Tennisturnier der Welt fünf Mal in Folge gewinnt. Mit seinem achten Titel würde Djokovic zudem mit Roger Federer gleichziehen, dem Rekordsieger bei den Männern. Alles andere als das wäre überraschend.

Alcaraz tritt erst zum dritten Mal in Wimbledon an. Bei der Premiere 2021 verlor er in der zweiten Runde gegen die damalige Weltnummer 2, Daniil Medwedew. Im Vorjahr unterlag er im Achtelfinal dem Italiener Jannik Sinner, der danach eine 2:0-Satzführung gegen Djokovic verspielte.

Im Viertelfinal schlug Alcaraz den Dänen Holger Rune souverän.Video: YouTube/Wimbledon

Nun fühlt sich Alcaraz auf der exklusiven Unterlage weitaus wohler. Vor einer Woche gewann er in Queen's sein erstes Turnier auf Rasen und verdrängte damit Djokovic wieder von der Spitze der Weltrangliste.

Nach dem Turniersieg sagte Alcaraz, um seine Beinarbeit auf Rasen zu verbessern, schaue er sich Videos von Roger Federer und Andy Murray an, weil sie sich auf der Unterlage am besten bewegen würden. Djokovic sei keine Referenz für ihn. Dieser rutsche auch auf Rasen wie auf Sandplätzen, für ihn sei das nicht möglich. Er versuche gar nicht erst, das zu kopieren.

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Die besten Bilder von Wimbledon 2023
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Die besten Bilder von Wimbledon 2023
Carlos Alcaraz (links) entthront Novak Djokovic nach einem Final über fünf Sätze als Wimbledon-Champion.
quelle: keystone / kirsty wigglesworth
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Bald kannst du (vielleicht) Tennis mit diesem Roboter spielen
Video: watson
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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlaf
14.07.2023 13:30registriert Oktober 2019
Absolut lächerlich!
Es wurde nichts verbotenes gemacht, alles hat seine Richtigkeit und Spartacus braucht trotzden Aufmerksamkeit..

Kann es sein, dass Djoko die Opferrolle braucht, um zu Höchstleistungen auflaufen zu können?
Sein psychisches Doping?
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James R
14.07.2023 10:31registriert Februar 2014
Ich denke, er könnte problemlos irgendwo rund um London einen privaten Rasenplatz finden nur für Ihn, wenn es wirklich darum gehen würde. Er probiert wohl eher ein Psychospiel mit seinem Gegner.
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