Der erste Finalist bei den Herren heisst Alexander Zverev. Dieser profitierte von einer Aufgabe Novak Djokovics und bekommt es nun mit Jannik Sinner zu tun. Der äusserst umkämpfte erste Satz, den Zverev nach 82 Minuten im Tiebreak 7:5 für sich entschied, hat den dick bandagierten linken Oberschenkel des Serben offensichtlich zu stark belastet, weshalb Djokovic das Handtuch werfen musste. Der zehnfache Australian-Open-Sieger hatte sich die Verletzung im Viertelfinal gegen Carlos Alcaraz zugezogen.
Später erklärte er, dass er seit dem Spiel gegen den jungen Spanier keinen Ball mehr gespielt habe. Er habe zwar alles Mögliche getan, um den Muskelriss in den Griff zu bekommen – Medikamente und der Physio hätten ihm dabei geholfen – doch «gegen Ende des Satzes wurden die Schmerzen immer stärker und stärker». Bis sie zu viel für ihn wurden. «Ein unglückliches Ende, aber ich habe es versucht.»
Beim Verlassen des Stadions wurde der 37-jährige Djokovic dann ausgebuht. Zverev bat das Publikum im Interview nach seinem Sieg: «Bitte buht keinen Spieler aus, der den Platz mit einer Verletzung verlässt.» Der 27-Jährige wisse, dass die Fans für Tickets bezahlt hat, «aber Novak hat während der letzten 20 Jahre sein ganzes Leben für den Sport gegeben». Ausserdem habe Djokovic schon häufig mit Verletzungen gespielt. «Wenn er ein Tennismatch nicht weiterspielen kann, dann bedeutet das, dass er wirklich nicht weiterspielen kann», so Zverev.
Not how we wanted your campaign to end, @djokernole.
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Thank you for another wonderful Australian summer. Well played and best wishes for a speedy recovery.#AO2025 pic.twitter.com/d5VJ6YNBeN
Die Zuschauerinnen und Zuschauer hatten sich auf ein langes Spiel gefreut. So mussten sie aber über drei Stunden warten, bis der zweite Halbfinal zwischen Jannik Sinner (ATP 1) und Ben Shelton (ATP 21) begann.
Noch länger wird Djokovic auf seinen 25. Grand-Slam-Turniersieg, der ihn zum alleinigen Rekordhalter machen würde, warten müssen. Aktuell teilt er sich die Bestmarke an gewonnenen Majors mit der Australierin Margaret Court. Seine letzten Grand-Slam-Titel feierte er 2023 mit den Titeln in Melbourne, Paris und New York.
Alexander Zverev, der nach der Partie vom «besten Satz, den ich an diesem Turnier gespielt habe» sprach, bestreitet am Sonntag seinen ersten Final in Melbourne und den dritten an einem Grand-Slam-Turnier. Die bisherigen zwei verlor der Olympiasieger von Tokio: 2020 am US Open gegen Dominic Thiem und 2024 am French Open gegen Alcaraz.
Im zweiten Halbfinal liess Jannik Sinner dem 22-jährigen US-Amerikaner Ben Shelton insgesamt keine Chance. Zwar begann Shelton gegen den ein Jahr älteren Italiener gleich mit einem Break und hatte beim Stand von 6:5 im ersten Satz bei eigenem Aufschlag zwei Satzbälle, doch konnte er diese nicht verwerten. Im Tiebreak zog Sinner schnell auf 5:0 davon und verwandelte seinen ersten Satzball zum 7:2.
The best form of defence? All-out-attack.
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In der Folge spielte Sinner sehr souverän und liess Shelton die Fehler machen. Dieser bekundete körperliche Probleme. Ein medizinisches Timeout nach dem zweiten Satz und Sheltons Break im ersten Game des dritten Satzes brachten keinen Umschwung mehr. Nach 2:36 Stunden nutzte Sinner dann seinen ersten Matchball zum 7:6 (7:2), 6:2, 6:2. Im Final vom Sonntag verteidigt seinen Titel vom Vorjahr. Es wäre sein insgesamt dritter Grand-Slam-Triumph, nachdem er 2024 auch am US Open siegreich war.
Als erster Schweizer steht der 17-jährige Henry Bernet im Juniorenfinal des Australian Open. Der Basler, der am Samstag, dem Tag des Endspiels Geburtstag feiert, setzte sich 7:6 (8:6), 6:2 gegen den Finnen Oskari Paldanius (ATP 1594) durch. Nach einem ersten Satz ohne Breaks nahm Bernet seinem Gegner im zweiten Durchgang gleich im ersten Spiel den Aufschlag ab und zog in der Folge auf 4:0 weg. Diesen Vorsprung verwaltete er dann und spielte sich souverän zum Sieg.
Vor Bernet hatte Rebeka Masarova als einzige Schweizer Vertretung beim Australian Open das Endspiel eines Juniorenturniers erreicht. Die zwischenzeitlich für Spanien startende aktuelle 142. der Weltrangliste unterlag 2017 der Ukrainerin Marta Kostjuk. Im Final trifft Bernet (ATP 784) auf den US-Amerikaner Benjamin Willwerth (ATP 1310) der sich gegen Landsmann Jagger Leach (ATP 1865) durchgesetzt hat. Willwerth ist die Nummer 22 der Junioren-Weltrangliste und damit 16 Plätze schlechter klassiert als Bernet.
Auf dem Weg zu seinem ersten Final bei der vierten Grand-Slam-Teilnahme überzeugte Bernet nicht zuletzt durch seine Nervenstärke. Er gewann in den bisherigen fünf Partien alle sechs Tiebreaks, jenes gegen Paldanius im Halbfinal nach zwei abgewehrten Satzbällen.
Sollte sich Bernet zum Sieger krönen, wäre er der erste Schweizer Junioren-Grand-Slam-Champion seit Dominic Stricker am French Open 2020. Zuvor gewannen mit Stan Wawrinka (Paris 2003), Roman Valent (Wimbledon 2001), Roger Federer (Wimbledon 1998) und Heinz Günthardt (Paris und Wimbledon 1976) erst vier weitere Schweizer ein solches Turnier, an dem alle Spieler teilnahmeberechtigt sind, die im jeweiligen Jahr höchstens 18 Jahre alt werden. (nih/sda)
Ihr merkt, ich wähle ein paar Worte mit Bedacht. Worauf ich hinauswill: ohne Schmerzmittel-Doping hätte das Match heute Zverev gegen Alcaraz geheissen. Das wäre für alle fair gewesen, vor allem für die Zuschauer.