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Regeländerung nach der Disqualifikation von Djokovic? Das meint Becker

epa05663144 (FILE) A file picture dated 22 November 2015 shows Novak Djokovic of Serbia (R) hugs his coach Boris Becker (L) after winning against Roger Federer of Switzerland during the final at the A ...
Feierten gemeinsam grosse Erfolge: Novak Djokovic (rechts) und sein Ex-Coach Boris Becker.Bild: EPA

Regeländerung nach der Disqualifikation von Djokovic? Das meint Becker

09.09.2020, 10:2209.09.2020, 12:46
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Die Disqualifikation von Novak Djokovic an den US Open beschäftigt die Tenniswelt weiterhin. Die Weltnummer 1 flog aus dem Turnier, nachdem er eine Linienrichterin abgeschossen hatte.

Aufgrund von Handlung und Resultat sei ihm keine andere Wahl geblieben, als Djokovic zu disqualifizieren, sagte der Oberschiedsrichter. Ob Absicht im Spiel war, sei nicht so entscheidend wie die Tat und ihre Auswirkung selber.

Video: watson/leb

Nun wird diskutiert, ob die Regel angepasst werden muss. Hätte Djokovic die Frau verfehlt, wäre er mutmasslich mit einer anderen, weniger harten Strafe belegt worden. Justine Henin, siebenfache Grand-Slam-Siegerin und heute TV-Expertin, hält eine Regeländerung für verkehrt.

«Wenn wir eine weichere Regel haben, wo liegen dann die Grenzen?», fragt die Belgierin. «Wir müssen das irgendwie kontrollieren und Grenzen setzen, damit diese Dinge nicht weitergehen. Wir müssen im Sport den Respekt für jeden bewahren.»

Im Klartext: Wer wie Novak Djokovic in Kauf nimmt, jemanden treffen zu können, der muss mit der Konsequenz leben, wenn er tatsächlich jemanden trifft. «Ich würde die Regel nicht ändern», hält Henin fest.

Boris Becker ist gleicher Meinung. Der «Eurosport»-Experte, der sich als Djokovics Ex-Trainer nach wie vor als Mitglied der Familie Djokovic bezeichnet, hält das Regelwerk für genug klar: «Ob nun absichtlich oder unbeabsichtigt, man kann während eines Matches keinen Offiziellen abschiessen.»

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«Es stört ihn, weniger beliebt zu sein»

In der «Daily Mail» sagte Becker ausserdem, er habe ihn als Coach damals davor gewarnt, nicht mit Sachen um sich zu werfen oder im Frust Bälle wegzuschlagen: «Ich sagte ihm, er könne schreien, so viel er wolle, oder sein Racket zertrümmern, aber es nicht werfen und auch nicht den Ball wegschlagen, wenn er wütend ist. Ich machte mir Sorgen, dass so etwas passieren könnte, wie es nun passiert ist.»

Beckers Erklärung für den Ausraster: «Novaks grösste Stärken können gleichzeitig seine Schwächen sein. Er ist ein emotionaler Spieler mit der Mentalität eines Strassenkämpfers. Dieses Feuer ist es, das ihm geholfen hat, 17 Grand-Slam-Titel zu holen.» Und dann kam der Deutsche auch noch darauf zu sprechen, dass sein ehemaliger Schützling stets in Konkurrenz zu Roger Federer und Rafael Nadal auftritt: «Er spielt in der Ära von zwei Tennisgöttern und wirkt wie ein ungebetener Gast. Ich glaube, es stört ihn, weniger beliebt zu sein als die beiden.»

Djokovic, der sich schon in der Vergangenheit ähnliche Ausraster leistete, war nach dem Ausschluss der obligatorischen Medienkonferenz ferngeblieben. Später veröffentlichte er ein Statement, in dem er sich bei der Linienrichterin entschuldigte. Er fühle sich «traurig und leer», schrieb der 33-Jährige. (ram)

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Joe Smith
09.09.2020 10:33registriert November 2017
Im Strafrecht gibt es den Begriff des Eventualvorsatzes. Das heisst, ich will das Resultat zwar eigentlich nicht, aber ich nehme es in Kauf. Wenn Đoković den Ball blind nach hinten schiesst, so nimmt er in Kauf, dass er jemanden trifft. Im Strafrecht ist es unbestritten, dass Eventualvorsatz genügt.
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BeatBox
09.09.2020 10:52registriert Januar 2014
Man muss halt auch etwas tun dafür, wenn man beliebt sein möchte. Es hilft grundsätzlich, wenn man sich nicht immer wieder wie ein Arsch aufführt und den anderen ein gewisses Mass an Respekt entgegenbringt. Sich als Gott zu fühlen macht die Sache natürlich auch schwieriger...
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Shin Kami
09.09.2020 10:46registriert Juni 2016
Es geht doch gar nicht darum, dass er die Frau getroffen hat. Der Teil war klar ein Unfall. Aber wie ein trotziges Kleinkind zu agieren und Bälle blind nach hinten zu schiessen ist einfach unsportlich, daher ist die Strafe gerechtfertigt.
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