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«Amerikanische Sportler können schnell rennen, hoch springen, hart werfen – wieso sind wir eigentlich im Handball so schlecht?», fragt die «Washington Post». Der Reporter der Zeitung schrieb nach einem Tag in der olympischen Handball-Halle: Es sei unmöglich, diese zu verlassen und dabei nicht zu denken, dass die USA in diesem Sport herausragend sein müssten.
Die Realität sieht anders aus: An den Olympischen Spielen in Rio fehlen die US-Handballer, letztmals waren sie 1996 dabei, als Gastgeber in Atlanta. Trist ist auch die Bilanz an Weltmeisterschaften, für die sich die Amerikaner seit 2001 nicht mehr qualifizieren konnten. Bei ihren bisherigen sechs WM-Teilnahmen haben sie jedes einzelne ihrer Spiele verloren.
Vielleicht wären die Handballer besser, wenn einige Basketballer die Sportart wechseln würden. US-Handball-Nationaltrainer Javier Garcia-Cuesta antwortete auf die Frage, wie lange die Transformation von NBA-Star LeBron James zum besten Handballer der Welt dauern würde: «Vielleicht sechs Monate. Das ist nur eine Annahme. Er hat wirklich alles, was es braucht. Wenn du ihn spielen siehst, fällt dir die Kinnlade herunter.»
Der Däne Mikkel Hansen, der aktuelle Welthandballer des Jahres, schmunzelte, als er darauf angesprochen wurde. «Ich bin ein grosser Basketball-Fan und verehre LeBron James.» Zu prognostizieren, wie lange eine Verwandlung zum Handballer dauern würde, sei schwierig. «Seine Spielübersicht ist eindrücklich und fit ist er natürlich. Aber man muss auch noch wissen, wie man den Ball richtig wirft.»
«Ein anderer Sport, bei dem man rennen, springen und einen Ball in ein Netz werfen muss?», fragte US-Basketball Kyle Lowry, als er auf Handball angesprochen wurde. «Ja, ich denke, das würden wir hinkriegen. Wieviel verdienen die?» Der Point Guard erhält bei den Toronto Raptors 12 Millionen Dollar im Jahr …
Ob die US-Basketballer aktuell eine Chance hätten gegen die besten Handball-Teams der Welt? Kein bisschen, glaubt der französische Handballer Valentin Porte, es würde eine 10:42-Pleite für die Basketballer absetzen. Eine weniger hohe Niederlage sagt der deutsche Handballer Finn Lemke voraus, «aber wir würden ganz sicher siegen.»
Noch fristet die Sportart in den Staaten ein Dasein als Mauerblümchen. Kaum eine High School, kaum ein College, das Handball im Sportprogramm hat. Während die Football- und Basketball-Teams schon auf dieser Stufe ungemein populär sind, interessiert Handball so sehr wie Güggelihüpfen. «Das Problem ist, dass gar niemand von unserem Sport weiss», bedauert Nationaltrainer Garcia-Cuesta.
Sein Plan: Junge Athleten der grossen US-Sportarten, die den Sprung in die Profiligen nicht schaffen, zu Handballern zu formen. Dass so etwas klappen kann, zeigt ein Beispiel aus dem Wintersport. Im Freestyle-Springen gehört China zu den dominierenden Nationen, wobei die Sportler oft vom Kunstturnen kommen und ihre Artistik nun halt mit Ski an den Füssen zeigen.
Aus dem Nichts etwas aufzubauen, vor dieser Aufgabe stand im Handball zuletzt Grossbritannien. Weil der Olympia-Gastgeber automatisch dabei sein kann, wurde für die Spiele 2012 in London in jahrelanger Aufbauarbeit ein Team zusammengeschustert. Der ehemalige Schweizer Nationaltrainer Dragan Djukic übernahm diese Aufgabe und scheiterte: Die Briten verloren alle fünf Olympia-Partien hoch.
US-Nationaltrainer Garcia-Cuesta hat bereits ein Dutzend Anfragen von wechselwilligen Sportlern erhalten. Im Oktober will er ein erstes Sichtungstraining durchführen und das Ziel ist auch schon bekannt. Typisch amerikanisch lautet es: Olympia-Gold 2020 in Tokio.