3600 Höhenmeter und damit so viele wie noch nie in einer 1. Etappe hatten die Fahrer zum Auftakt der Grand Boucle auf 206 km durch die Toskana an die Adriaküste bei Temperaturen bis zu 38 Grad zu bewältigen.
Romain Bardet nutzte das herausfordernde Teilstück, um sich spät seinen lange gehegten Traum vom Maillot jaune zu verwirklichen. Der 33-Jährige vom Team DSM rettete als Ausreisser zusammen mit seinem jungen niederländischen Teamkollegen Frank van den Broek fünf Sekunden zum Doppelsieg über die Linie.
Für Bardet war es der vierten Etappensieg an der Tour, zum ersten Mal wurde er für seinen Effort mit Leadertrikot belohnt. Der Belgier Wout van Aert holte sich im Sprint des Hauptfeldes den 3. Platz.
Die Anwärter aufs Gesamtklassement um Tadej Pogacar und Titelverteidiger Jonas Vingegaard lieferten sich beim kräftezehrenden Auftakt in der Hitze Italiens noch keinen Schlagabtausch. Nach den Worten Pogacars kommt es möglicherweise am Sonntag dazu. «Heute ist es noch nicht soweit. Aber ich denke, Sonntag oder die Etappe am Dienstag wird super hart für die Favoriten», sagte der slowenische Saison-Dominator, der als erster Fahrer seit Marco Pantani vor 26 Jahren das Double aus Giro d'Italia und Tour de France holen will, vor dem Etappenstart.
Der 39-jährige Brite teilt sich gemeinsam mit dem «Kannibalen» Eddy Merckx den Rekord der meisten Etappensiege an der Tour de France. Bei 34 steht dieser und weil er den Rekord nicht teilen möchte, gab Mark Cavendish den Rücktritt vom Rücktritt, er versucht in diesem Jahr noch einmal, ein Teilstück zu gewinnen.
Am ersten Tag fiel «Cav» schon früh zurück, TV-Bilder zeigten, wie er sich übergeben musste. Mehrere Teamkollegen nahmen den Fuss vom Gas, um ihn zu unterstützen, unter anderem mit viel Wasser:
Heartbreak for all cycling fans 💔
— Eurosport (@eurosport) June 29, 2024
Mark Cavendish appears to be struggling as teammates give him water and ice to cool down 😢#letourdefrance #TDF2024 #Cycling pic.twitter.com/A6p8aOxFqY
Zunächst blieb unklar, weshalb Cavendish so früh nicht mehr mithalten konnte. Womöglich ist seine Form nicht gut, womöglich wurde die Astana-Equipe von einer Krankheit heimgesucht. Denn: Einer von Cavendishs Teamkollegen, der Italiener Michele Gazzoli, musste als erster Fahrer rund 90 Kilometer vor dem Ziel die Tour de France aufgeben.
Angesichts der Topographie wenig überraschend wurden früher oder später auch andere Topsprinter abgehängt. Dazu erwischte mit David Gaudu auch ein Anwärter auf einen Spitzenplatz in der Gesamtwertung einen schlechten Tag. Für den Schweizer Stefan Küng, Teamkollege des 27-jährigen Franzosen bei Groupama-FDJ, könnte das nicht schlecht sein. Küng könnte etwas mehr Freiheiten erhalten, sollte sich seine Mannschaft nun auf Etappensiege fokussieren und sein Captain Gaudu auf Erfolge in den Bergen.
Den ersten Sturz gab es bereits vor dem Start. Auf dem Weg vom obligatorischen Einschreiben zurück zum Teambus stand ein Zuschauer mit Rucksack dem Tschechen Jan Hirt im Weg. Der 33-jährige Fahrer von Soudal Quick-Step hängte mit dem Lenker ein, stürzte und brach sich drei Zähne. Hirt konnte trotzdem starten.
There 100 rules for the team but one with backpack made crashing jan Hirt between the signings and the bus. 😡😡😡.
— Patrick Lefevere (@PatLefevere) June 29, 2024
3 teeth broken pic.twitter.com/gth0T4AqDH
«Es gibt hundert Regeln für das Team, und ein einzelner mit Rucksack sorgt für einen Sturz zwischen Einschreiben und Mannschaftsbus», ärgerte sich Hirts Teamchef Patrick Lefevere.
Am zweiten Tour-Tag gehen die Profis am Sonntag in Cesenatico an den Start, im Geburtsort des 2004 verstorbenen Tour-de-France-Siegers Marco Pantani. Die Etappe endet nach 199,2 km und einigen kurzen, aber knackigen Anstiegen in Bologna. Dort könnte ein Ausreisser mit Allrounder-Qualitäten siegen. Möglicherweise kommt es auch zu einem ersten Kräftemessen der Favoriten. (ram/sda)
Unglaubliche Leistung von ihm.