Azzedine Lagab startete am Mittwoch im olympischen Einzelzeitfahren vor dem Deutschen Nikias Arndt. Dies verleitete Patrick Moster, den Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer, zur Aussage: «Hol die Kameltreiber!» Damit meinte er neben dem Algerier Lagab auch den ebenfalls vor Arndt gestarteten Eritreer Amanuel Ghebreigzabhier.
Lagab zeigte sich von der rassistischen Beleidigung nicht überrascht: «Ich bekam schon viel aggressivere rassistische Beleidigungen zu hören. Diese habe ich ja persönlich gar nicht mitbekommen.» Von den Aussagen des 54-Jährigen erfuhr er über einen Follower, der ihn in einer Instagram-Story markierte und ihm die Szene übersetzte. Auf Twitter konterte er den Deutschen: «Es gibt kein Kamelrennen bei Olympia, deshalb fahre ich Velo. Wenigstens war ich in Tokio dabei.»
Well, There is no camel 🐪 race in #olympics that’s why I came to cycling. At least I was there in #Tokyo2020
— Azzedine Lagab (@AzzedineLagab) July 28, 2021
Der 34-Jährige im «Bild»-Interview weiter: «Geschockt war ich nur, dass das auf einem so hohen professionellen Niveau wie Olympia passieren kann.»
Moster hatte sich nach dem Rennen für die rassistische Entgleisung entschuldigt. Er habe sich im Eifer des Gefechts in der Wortwahl vergriffen und das tue ihm unendlich leid, sagte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Der Fahrer Arndt hat sich auf Twitter von den Aussagen distanziert. «Es tat gut zu lesen, dass sich Nikias gegen Rassismus ausspricht», sagte Lagab. Kontakt habe er zu keinem der Deutschen gehabt.
Der 36. des Zeitfahrens stellte zudem die Entscheidung des DOSB infrage, Patrick Moster mit einem Tag Verspätung nach Hause zu schicken: «Die Frage ist doch die: Hätten sie ihn auch nach Hause geschickt, wenn es nicht im Fernsehen zu sehen gewesen wäre und nur Nikias das gehört hätte?»
Der deutsche Radfahrer Rick Zabel, der selbst nicht bei Olympia dabei war, schlug in dieselbe Kerbe. Der 27-Jährige schrieb in einem Statement auf Instagram: «Ich schäme mich für die Aussagen vom Sportdirektor des BDR und vor allem für die lapidare Entschuldigung nach dem Rennen.» Er könne nicht verstehen, dass der BDR oder der DOSB nicht sofortige Konsequenzen getroffen habe.
Dennoch sagte Azzedine Lagab der «Bild», dass er Moster vielleicht vergeben könnte, falls dieser ihn anrufen sollte: «Aber wenn du etwas reparieren willst, das zerbrochen ist, wird immer eine Narbe bleiben.» Ein Gespräch schliesst er hingegen aus: «Worüber soll ich mit ihm reden? Würde das etwas ändern?» (nih)
Was denn nun?