Nach der Verhaftung der Zuschauerin, welche am Samstag bei der Tour de France mit einem Kartonschild einen Massensturz mit 61 involvierten Fahrern und 21 Verletzten ausgelöst hat, dringen immer mehr Details an die Öffentlichkeit. Gemäss der Nachrichtenagentur AFP soll die 31-jährige Frau aus der französischen Region Finistère, dem äussersten Zipfel der Bretagne, stammen und polizeilich zuvor nicht auffällig geworden sein.
Wie die Polizei von Landerneau mitteilte, stellte sich die Sturz-Verursacherin selbst, weil sie den Mediendruck nicht mehr aushielt. Nach Informationen des französischen Radiosenders «Info RTL» hätten sich noch am Tag der Tat Zeugen bei der Polizei gemeldet, dutzende seien angehört worden. Die Polizei hatte noch am Samstagabend einen Zeugenaufruf in den sozialen Medien gestartet.
Nachdem sich die Frau stellte, sei sie verhaftet worden, so die Polizei weiter. Allerdings musste die Vernehmung am Mittwochnachmittag unterbrochen werden, da die Täterin nach eigenen Angaben Fieber hatte und einen Arzt sehen wollte.
Ein Sprecher des Tour-Veranstalters ASO nahm die Frau gegenüber der Zeitung «Le Figaro» in Schutz: «Die Zuschauerin bekam Angst und ist deshalb geflohen. Ihre Aktion war nicht absichtlich, es war einfach unaufmerksam. Sie wollte den Fahrern nicht schaden.» Dennoch werde man auf eine Anzeige nicht verzichten: «Damit die Fahrer und die Teams, insbesondere die ausländischen Teams, rechtlichen Beistand haben», so die Begründung des Sprechers.
Der zuständige Staatsanwalt Camille Miansoni bestätigte am Mittwoch, dass eine Person, die verdächtigt werde, diese Taten begangen zu haben, festgenommen worden sei und sich in Gewahrsam befinde. Ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung sei eingeleitet worden, zudem gilt der Tatbestand der Unfallflucht.
Welche Strafe ihr droht, darüber kursieren derzeit verschiedene Angaben. Die Rede ist von einer Geldstrafe von 1500 bis 15'000 Euro sowie einer möglichen Gefängnisstrafe von drei Monaten bis zu einem Jahr.
Die Frau war am Samstag während der 1. Tour-Etappe rund 45 Kilometer vor dem Ziel mit dem Rücken zum heranrasenden Feld auf die Strasse getreten und hielt lachend ein Schild mit der Aufschrift «Allez Omi-Opi» in die Kamera. Der deutsche Profi Tony Martin an der Spitze des Feldes konnte nicht ausweichen und prallte aus voller Fahrt ins Plakat, was einen Massensturz auslöste. (pre)
Eine Verhaftung ist absolut unverhältnismässig.
Es besteht weder Flucht- noch Verdunkelungsgefahr.