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Die Renaissance der Tour de France der Frauen – die wichtigsten Fakten

Das Feld an der Frauen-Ausgabe der Tour de Suisse.Bild: keystone

Das Wichtigste zur Renaissance der Tour de France der Frauen

Erstmals seit 2009 findet wieder eine Frankreich-Rundfahrt der Frauen statt. Fünf Schweizerinnen sind am Start und hoffen darauf, sich erfolgreich in Szene setzen zu können.
24.07.2022, 06:3625.07.2022, 07:24
Ralf Meile
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Der Parcours

Am Sonntag beginnt die Tour de France Femmes symbolträchtig am Fusse des Eiffelturms in Paris. Wenige Stunden, bevor die traditionsreiche Tour de France der Männer in der französischen Hauptstadt endet, gehören die Strassen den Frauen. Die Zielankunft ist für etwa 15.25 Uhr vorgesehen.

Acht Etappen stehen auf dem Programm, 1033 Kilometer müssen in diesen Teilstücken bewältigt werden. Ein Zeitfahren steht nicht auf dem Programm. Die Entscheidung fällt wohl erst am Sonntag in einer Woche: Dann steht zum Abschluss der Tour in den Vogesen eine sehr steile Bergankunft in La Super Planche des Belles Filles auf dem Programm.

Der Parcours der Tour de France Femmes.Video: YouTube/LCL

Die Hoffnung

Die Tour de France Femmes wird erstmals seit 1989 vom gleichen Veranstalter organisiert wie die Rundfahrt der Männer, der ASO. Deren Position in der Branche nährt die Hoffnungen, dass das Rennen keine Eintagesfliege ist, sondern sich einen fixen Platz als Highlight im Kalender sichern kann.

«Wir sind noch nicht am Ziel mit dem Frauen-Radsport, aber wir haben uns auf den Weg gemacht», sagte Tour-Direktorin Marion Rousse im Magazin «Tour». Die Französin kennt den Sport von vielen Seiten: Sie war selber Profi, arbeitete als TV-Kommentatorin – und sie ist die Ehefrau des zweifachen Strassen-Weltmeisters Julian Alaphilippe.

Rousse glaubt, den Nerv der Zeit getroffen zu haben. «Wir kommen zum richtigen Zeitpunkt. Der Frauen-Radsport hat sich entwickelt, sportlich steht er dem der Männer in nichts nach. Und ich glaube, die Menschen sind nun bereit dafür. Die Leute haben Lust, Radrennen zu sehen, egal ob dort Männer oder Frauen fahren.»

Die Schweizerinnen

Fünf der 144 Starterinnen haben den Schweizer Pass. Nach einer hartnäckigen Covid-Erkrankung gibt Marlen Reusser ihr Comeback. Der Bernerin kommt es ungelegen, dass ihre Spezialdisziplin Zeitfahren an der Tour fehlt: Im Kampf gegen die Uhr gewann sie Olympia- und WM-Silber, letztes Jahr holte sie Zeitfahr-Gold an den Europameisterschaften. Gut möglich, dass die 30-Jährige mit ihren Qualitäten im Team SD Worx primär Helferaufgaben für die Belgierin Lotte Kopecky oder die Niederländerin Demi Vollering erfüllen muss.

In einem anderem Weltklasse-Team, Canyon/SRAM, schaffte es Elise Chabbey (29) ins sechsköpfige Aufgebot. Die Westschweizerin ist eine starke Bergfahrerin, wobei die Etappen bis auf die vorletzte und die letzte weitgehend flach sind und keine langen Anstiege enthalten.

Das Team Jumbo-Visma zählt unter anderem auf Noemi Rüegg. Für die 21-jährige Zürcherin geht es wohl in erster Linie darum, Erfahrungen zu sammeln. Im Fokus der Equipe dürfte die 35-jährige Marianne Vos stehen, eine der erfolgreichsten Radrennfahrerinnen der Geschichte.

Im Gegensatz zu den Männern existiert bei den Frauen ein Schweizer Profiteam auf höchster Ebene. Die Roland Cogeas Edelweiss Squad tritt mit zwei Schweizerinnen an: Caroline Baur (28), die vor einem Monat Schweizer Meisterin wurde, und Petra Stiasny (20). Das Team ist eines der kleineren, vielleicht gelingt durch den Sprung in eine Fluchtgruppe ein Coup.

Die Favoritinnen

Der Weg zum Gesamtsieg führt wohl über Annemiek van Vleuten. Die Niederländerin wird im Oktober zwar bereits 40 Jahre alt, trotzdem ist sie nach wie vor Weltklasse. Zuletzt gewann sie den Giro d'Italia – und weil der erst am 10. Juli endete, ist die grosse Frage, ob van Vleuten die Hochform nach Frankreich mitnehmen konnte.

First place, Netherland's Annemiek Van Vleuten of the Movistar team, poses with her trophy on the podium during the women's Belgian cycling classic and UCI World Tour cycling race Liege Bast ...
Die Frau, die es zu schlagen gilt: Annemiek van Vleuten.Bild: keystone

Ihrer Landsfrau Demi Vollering, die teilweise in der Schweiz lebt und trainiert, werden ebenfalls Chancen gegeben, wobei unklar ist, wie gut sie am Ende in den Bergen sein wird. Die Italienerin Elisa Longo Borghini (Trek-Segafredo) tritt als Siegerin von Paris-Roubaix an, FDJ-Suez-Futuroscope setzt auf die Karte Cecilie Uttrup Ludwig aus Dänemark und die Italienerin Marta Cavalli. In Chabbeys Equipe werden die Hoffnungen in die Polin Kasia Niewiadoma gesteckt.

Das Preisgeld

Während der Gesamtsieger bei den Männern 500'000 Euro erhält, gibt es für die Siegerin bei den Frauen zehn Mal weniger: 50'000 Euro. Allerdings bewältigen die Männer auch 21 Etappen, die Frauen acht. Man müsse die Tour de France Femmes deshalb eher mit Rennen Männer-Rennen wie Paris-Nizza oder dem Critérium Dauphine vergleichen, findet Tour-Direktorin Marion Rousse. «Hier liegen wir mit insgesamt 250'000 Euro Preisgeld über diesen Rundfahrten.»

Ohnehin sagt Rousse: «Die Preisgelder sind wichtig, aber nicht das Wichtigste.» Entscheidender sei es, neue Sponsoren anzuziehen, was wiederum Auswirkungen auf die Gehälter habe. Das bestimmt vernünftige Ziel ist es, dass der Frauen-Radsport Schritt für Schritt wachsen soll.

Wo kann ich zuschauen?

Eurosport überträgt live. Die Etappen gehen je nach Tag zwischen 16 und 17.30 Uhr zu Ende.

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