Vonn triumphiert überlegen: «Habe nicht das Gefühl, dass ich heute etwas riskieren musste»
Die Speed-Queen ist zurück. Sieben Jahre nach ihrem letzten Weltcupsieg hat Lindsey Vonn wieder ein Weltcuprennen gewonnen. In St. Moritz hängte sie die Konkurrenz in der Abfahrt ab – es war der 83. Erfolg der Amerikanerin im Weltcup.
Am 14. März 2018 hatte Vonn zuletzt ein Weltcuprennen für sich entscheiden können. Nun, 2830 Tage später, steht die mittlerweile 41-Jährige wieder zuoberst. Im Ziel war die US-Amerikanerin fast eine Sekunde schneller als die Zweitplatzierte Magdalena Egger aus Österreich.
«Mein Kopf ist frei»
«Die harte Arbeit hat sich ausbezahlt», sagte Lindsey Vonn im SRF-Interview. Sie habe im Sommer gewusst, dass sie gut drauf sei. Und sie sei nach ihren Operationen – Vonn fährt mit einer Knieprothese aus Titan – endlich richtig gesund. «Ich kann jetzt ohne Schmerzen fahren, so wie ich es möchte. Mein Kopf ist frei, um schnell Ski zu fahren und das macht mich sehr, sehr happy.»
Vor etwas mehr als einem Jahr war es noch undenkbar gewesen, dass Vonn jemals wieder zurück in den Weltcup kehren wird. Nachdem sie ihre Knieprothese erhielt, kündigte sie im November 2024 an, dass sie in den Weltcup zurückkehren möchte, fast sechs Jahre nach ihrem letzten Rennen. Vor ziemlich genau einem Jahr stand sie wieder am Start und fuhr in der Abfahrt von St. Moritz auf Anhieb auf den starken 14. Platz. Zum Abschluss ihrer Comeback-Saison fuhr Vonn im Super-G von Sun Valley erstmals wieder auf das Podest.
Emotionales Telefonat
Nun gewann Lindsey Vonn am gleichen Ort, an dem sie ihr Comeback gegeben hatte, erstmals wieder. Damit ist sie nun die älteste Weltcupsiegerin der Ski-Geschichte. Ihr Vater Alan Kildow habe es kaum glauben können, verriet sie im Interview mit SRF: «Ich telefonierte vorher mit ihm. Er hat so fest geweint, wie ich es noch nie von ihm gehört habe.»
Völlig überraschend kam der Sieg nicht. Bereits im ersten Training war die Speed-Spezialistin am schnellsten. Im Rennen büsste sie im oberen Teil Zeit auf die Konkurrenz auf, drehte dann aber voll auf – aber ohne ans Limit oder gar darüber hinaus zu gehen. «Ich habe nicht das Gefühl, dass ich heute etwas riskieren musste. Hoffentlich geht es so weiter.»
Doppelt sie gleich nach?
Lindsey Vonns Fokus liegt auf den Olympischen Spielen in Cortina. Nach ihrem Erfolg in St. Moritz zeigte sie sich selbstbewusst: «Ich bin jetzt schon bereit.» Zugleich betonte sie, dass sie Energie sparen müsse, um auch im Februar noch in Form zu sein. Und sie müsse gesund bleiben: «Es gibt so viele Verletzungen in letzter Zeit.»
Die Konkurrenz war so beeindruckt wie wohl jeder im Zielraum und vor dem Fernseher. Sofia Goggia, die Abfahrts-Olympiasiegerin von 2018 sagte, sie habe Vonn den Sieg zwar zugetraut. «Aber nicht mit diesem Vorsprung. Ich freue mich für sie und bin wirklich beeindruckt.»
Morgen Samstag steht bereits eine weitere Abfahrt auf dem Programm. Lindsey Vonn wird als Führende der Disziplinenwertung mit der roten Startnummer den nächsten Sieg ins Auge fassen. Am Sonntag findet in St. Moritz zudem ein Super-G statt. (riz/ram)
