Es ist der Winter der Comebacks. Jenes von Marcel Hirscher ging in die Hosen: Drei Rennen, als 23. nur einmal in den Weltcuppunkten und nach einem Kreuzbandriss das frühe Saisonende.
Wie der Österreicher beendete auch Lindsey Vonn im Jahr 2019 ihre erfolgreiche Karriere und nun kehrt auch sie zurück. Die Amerikanerin absolvierte die Rennen am vergangenen Wochenende in Beaver Creek als Vorfahrerin und bestreitet am Samstag und Sonntag zwei Super-Gs in St.Moritz.
Vonn macht das mit einer Teilprothese aus Titan im Knie. Zahlreiche Ex-Ski-Stars meldeten sich deshalb in den vergangenen Wochen kritisch zu Wort. Der Tenor: Wie kann man bloss in dem Alter die Gesundheit aufs Spiel setzen, wenn man doch sowieso schon alles gewonnen hat.
Die jüngste Wortmeldung kam von Pirmin Zurbriggen. «Ich verstehe das nicht», sagte der Schweizer Ski-Gott im «Blick». «Irgendwann musst du doch sagen: Es sind andere, jüngere da – meine Zeit ist vorbei.» Er hoffe für Vonn, dass sie sich durch ihr Comeback nicht die Zukunft verbaue und dass sie auch künftig noch Sport treiben könne.
«Sie hat wohl darunter gelitten, kein gefeierter Champion mehr zu sein», mutmasst Zurbriggen, der mit 40 Weltcupsiegen wohl nicht mehr besonders lange der erfolgreichste Schweizer Skifahrer der Geschichte ist. Marco Odermatt steht bei 39 Erfolgen.
Diese kritischen Worte des 61-jährigen Wallisers hat Lindey Vonn registriert. So wie sie sich vorher schon über ähnliche Äusserungen von Bernhard Russi, Sonja Nef und Bruno Kernen genervt zeigte, so reagierte sie nun erneut. Auf «X» schrieb Vonn, sie habe es langsam satt, dass Leute ihre Zukunft so negativ vorhersagen würden. «Jetzt reicht es. Bernhard, Sonja und jetzt Pirmin … gibt es einen Grund, warum alle ehemaligen Schweizer Skifahrer so denken? Sind sie alle Ärzte geworden und ich habe das verpasst? Denn sie reden, als wüssten sie mehr als die besten Ärzte der Welt.»
Swiss-Ski-Chefarzt Walter O. Frey sagte kürzlich in der NZZ, er wolle es nicht wagen, aus der Ferne eine Prognose zu stellen. Allerdings sei es so, dass Bewegung einem künstlichen Gelenk guttue: «Wer es kaum bewegt, riskiert, dass es rascher nicht mehr gut funktioniert.» Ausserdem müsse man anerkennen, dass Leistungssportler den eigenen Körper sehr gut kennen. «Das Körpergefühl, das sie haben, wie sie auf Reize reagieren und spüren, was ihnen guttut und was nicht, das ist eine andere Liga.»
Die Super-G in St.Moritz beginnen am Samstag um 10.30 Uhr und am Sonntag um 11.00 Uhr. An den Engadiner Nobelort hat Lindsey Vonn gute Erinnerungen: Hier errang sie vier ihrer 82 Weltcupsiege, drei im Super-G und einen in der Abfahrt. Zudem gewann sie 2017 in St.Moritz die WM-Bronzemedaille in der Abfahrt.
Und dürfen halt sagen, was sie dünkt. Und die dünkt jetzt halt, das es keine so gute Idee ist, mit einem künstlichen Gelenk Spitzensport zu betreiben.
Warum regt sich Lindsey Vonn darüber auf? Dass es nun fast alle als keine so gute Idee halten, ist jetzt halt etwas blöd. Sie kann uns ja Alle eines Besseren belehren.