Die Schweiz ist eine ebenso traditions- wie ruhmreiche Ski-Nation. Im Schnee definieren wir uns: Wer ein herausragender Skifahrer ist, ist hierzulande immer auch einer der Grössten im Sport überhaupt. So erstaunt es nicht, dass Marco Odermatt derjenige Sportler ist, der als grösster Sportler des Landes in die Fussstapfen von Tennis-Legende Roger Federer getreten ist.
Er ist Olympiasieger, er ist Weltmeister, er hat drei Mal in Folge den Gesamtweltcup gewonnen. Und dank seinen Erfolgen in der Abfahrt von Gröden (Samstag) und im Riesenslalom von Alta Badia (Sonntag) steht «Odi» nun bei 41 Weltcupsiegen. Das ist einer mehr als der bisherige Schweizer Männer-Rekord von Pirmin Zurbriggen.
Das sind die erfolgreichsten Schweizer Skifahrer der Geschichte:
Um den Davoser war es selten ruhig. Er legte sich in der Öffentlichkeit mit Trainern und Funktionären an, scheute sich nie, seine Meinung zu äussern. Accola, der in der von ihm trotzdem nicht geliebten Kombination die meisten Erfolge feierte, erlebte 1991/92 seinen grossen Winter: Der Allrounder feierte in diesem alle seine sieben Weltcupsiege – auf vier Disziplinen verteilt – und schlug im Kampf um die grosse Kristallkugel Alberto Tomba.
Heinzer ist der lebende Beweis dafür, dass es sich lohnt, nie aufzugeben. Denn bevor er all seine Erfolge einfuhr, galt er als Pechvogel: 1982, 1985 und 1987 schaffte er den traurigen Hattrick, stets WM-Vierter in der Abfahrt zu werden. Erst als er auf die 30 zuging, wurde der Schwyzer zum Topshot, den höchstens eine gebrochene Bindung stoppen konnte. Heinzer gibt sein Wissen seit Jahren als Nachwuchstrainer im Schweizer Verband weiter.
Der grosse Abfahrts-Star der 1970er-Jahre ist bis heute im Ski-Zirkus zuhause. Russi betätigte sich lange als TV-Experte und Co-Kommentator, dazu plante er zahlreiche Abfahrtsstrecken. Die Analysen des heute 76-Jährigen aus Andermatt sind nach wie vor geschätzt, als Werbefigur ist er nach wie vor im Alltag präsent.
«MvG» war ein Stilist, der während Jahren den Riesenslalom dominierte. Was viele vergessen haben: Der Berner Oberländer mit dem markanten Schnauz gehörte phasenweise auch im Slalom zur Weltspitze, wurde im Weltcup zwei Mal Zweiter.
Der Neuenburger Metzger machte nach frühen Erfolgen eine lange Durststrecke durch. Doch im «hohen Alter» wurde Cuche zum besten Abfahrer der Welt, in Kitzbühel gewann er sechs Rennen. Um auf hohem Niveau zu mäkeln: Am Lauberhorn konnte der «Speedier» nie gewinnen und seinen einzigen WM-Titel gewann er nicht in der Abfahrt, sondern im Super-G.
Der Bündner aus Obersaxen war noch früher dran als Marco Odermatt: Schon vor seinem 24. Geburtstag war Janka Olympiasieger, Weltmeister und Gesamtweltcupsieger. Sein Körper verhinderte weitere Grosserfolge. Janka fiel wegen Herzproblemen aus, später behinderten ihn chronische Rückenbeschwerden, einmal verlor er in einem 1. Lauf ohne groben Schnitzer 7,81 Sekunden. Auch ein Kreuzbandriss warf Janka zurück. Sechs Jahre nach seinem letzten Sieg beendete er 2022 seine Karriere.
Als Zürcher war Müller der Exot im Schweizer Super-Team der 1980er-Jahre. Dass er ein Aussenseiter war, lag aber wohl nicht nur an seiner Herkunft. Sein ehrgeiziges Wesen war vielleicht mit ein Grund dafür, dass die anderen sich noch mehr anstrengten, als sie es ohne «Pitsch» getan hätten. Hätten 1984 (Bill Johnson) und 1989 (Hansjörg Tauscher) nicht zwei krasse Aussenseiter den Tag ihres Lebens eingezogen, Müllers Medaillen-Sammlung wäre noch eindrücklicher.
Mehr geht nicht. Beat Feuz aus Schangnau im Emmental hat alles gewonnen, was ein Abfahrer gewinnen kann. Zu seinen Titeln kommen je drei Siege am Lauberhorn und in Kitzbühel. Kaum einer konnte mit so viel Gefühl fahren wie Feuz, der oft ein unglaubliches Gespür bewies. Zwischen November 2017 und Dezember 2022 schaffte er es mit einer Ausnahme in jeder Abfahrt in die Top 10, meist stand er auf dem Podest.
Als der Nidwaldner 2018 an der Junioren-WM gleich fünf Mal Gold gewann, ahnte man: Da kommt etwas auf die Ski-Welt zu. Odermatt gewann im Winter darauf sein erstes Weltcuprennen, kontinuierlich wurde er besser und besser. Seine Erfolgsquoten sind beeindruckend: Für die 41 Siege brauchte er 157 Starts – Odermatt gewann bislang einen Viertel seiner Rennen. Und er stand bei jedem zweiten Rennen auf dem Podest.
Bleibt «Odi» gesund, wird er in den kommenden Jahren viele weitere Siege und Titel hamstern und er wird sich ganz an die Spitze dieses Rankings setzen.
Der Walliser gewann Weltcuprennen in allen fünf Disziplinen (Abfahrt, Super-G, Riesenslalom, Slalom, Kombination) und er war in acht Saisons in Folge immer Erster oder Zweiter des Gesamtweltcups. Unfassbar war der Winter 1986/87: Da gewann Pirmin Zurbriggen Gesamt-, Abfahrts-, Super-G-, Riesenslalom- und Kombinations-Weltcup, dazu gewann er zuhause in Crans-Montana WM-Gold in Super-G und Riesenslalom sowie WM-Silber in Abfahrt und Kombination. Er hätte wohl noch mehr gewonnen, wäre er nicht kurz nach seinem 27. Geburtstag zurückgetreten.
Für Zurbriggens Platz an der Sonne sprechen noch die grössere Anzahl WM-Titel (4:2) und die grössere Anzahl WM-Medaillen (9:2). Macht Odermatt im Stil der letzten Winter weiter, dauert es nicht mehr lange, und er ist nicht nur in der Gegenwart die Nummer 1, sondern auch im Allzeit-Ranking. Schon an der WM 2025 in Saalbach kann es soweit sein.
Hätte Hätte Fahrradkette, leider kam es nicht so weit.