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Camille Rast gewinnt Slalom in Flachau vor Wendy Holdener – Meillard 5.

Slalom der Frauen, Flachau
1. Camille Rast (SUI) 1.55,03
2. Wendy Holdener (SUI) +0,16

3. Sara Hector (SWE) +0,38
4. Katharina Liensberger (AUT) +0,51
5. Mélanie Meillard (SUI) +0,57

23. Michelle Gisin (SUI) +2,52
24. Aline Höpli (SUI) +2,83
Nicht im 2. Lauf: Eliane Christen (31.), Zrinka Ljutic (34.), Aline Danioth (35.), Elena Stoffel (38.).
Switzerland's Camille Rast, center, winner of an alpine ski, women's World Cup slalom, poses with second placed Switzerland's Wendy Holdener, left, and third placed Sweden's Sara H ...
Schweizer Doppelsieg in Flachau: Camille Rast siegt vor Wendy Holdener und Sara Hector (r.).Bild: keystone

Grandiose Schweizerinnen: Rast siegt in Flachau vor Holdener, Meillard wird Fünfte

Die Schweizer Slalom-Fahrerinnen erringen den zweiten Doppelsieg in diesem Winter. Camille Rast siegt in Flachau wie schon in Killington vor Wendy Holdener. Mélanie Meillard rundet den hervorragenden Auftritt mit Rang 5 ab.
14.01.2025, 22:0414.01.2025, 22:50
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Der Kreis der Anwärterinnen auf den Sieg war durch die Absenz von Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova ohnehin grösser als üblich. Und nach dem ersten Lauf war auch Zrinka Ljutic kein Faktor mehr. Die Gewinnerin der vorangegangenen zwei Slaloms verpasste nach einem zeitraubenden Fehler die Qualifikation fürs Finale.

Die Hoffnung auf eine Hauptrolle im sechsten Slalom des Weltcup-Winters stieg also im «Feld der Verbliebenen» weiter an. Camille Rast in der Form ihres Lebens hat zu den Kandidatinnen gehört, Wendy Holdener sowieso, die wieder liefert wie zu ihren besten Zeiten – als wäre die lange Zwangspause nicht gewesen. Nach dem vorzeitigen Ende der vergangenen Saison, bedingt durch die Fraktur am linken Sprunggelenk, fährt die Schwyzerin wieder auf gewohnt hohem Niveau. Die Ränge 2 in den Slaloms in Killington, Vermont, Anfang Dezember und zuletzt in Kranjska Gora in Slowenien bestätigten dies bereits.

Das sagt Siegerin Camille Rast:

«Es ist unglaublich. Ich habe beim Start gehört, was im Zielraum los war und habe mir gesagt: ‹Das ist für dich, jetzt musst du Spass haben und Vollgas geben.› Und das hat funktioniert.»

Den ersten Doppelerfolg hatten Camille Rast und Wendy Holdener Anfang Dezember in Killington, Vermont, bewerkstelligt. Damals sicherte sich die Schwedin Anna Swenn Larsson zeitgleich mit der Schwyzerin Rang 2. Diesmal stieg deren Landsfrau Sara Hector zusammen mit dem Schweizer Duo aufs Podest. Die nach dem ersten Lauf klar führende Österreicherin Katharina Liensberger rutschte im Schlussklassement auf Platz 4 ab.

Das sagt Wendy Holdener:

«Ein bisschen nervt es mich gerade schon, dass mir so wenig zum Sieg gefehlt hat. Aber ich habe attackiert, es war nicht ganz einfach wegen der Spuren, was man ja auch bei Katharina Liensberger dann gesehen hat. Von daher kann ich mir nichts vorwerfen und es war ein schönes Rennen. Ein Doppelsieg für die Schweiz ist immer gross und wir werden sicher noch anstossen.»

Auch Mélanie Meillard setzte ihre konstant guten Leistungen in diesem Winter fort. Die im Wallis wohnende Neuenburgerin klassierte sich zum dritten Mal in dieser Saison auf Platz 5, stets war sie in den Ranglisten der sechs Slaloms in den ersten zehn zu finden. Der erste Podestplatz im Stangenwald scheint auch für sie nur noch eine Frage der Zeit.

Der steinige Weg

Was Rückschläge bedeuten, davon weiss auch Camille Rast jede Menge zu erzählen. Sie, die einst so fulminant in den Weltcup gestartet war und als Teenager vor acht Jahren im Riesenslalom in Kronplatz im Südtirol, bei ihrem erst fünften Start auf höchster Ebene, mit Rang 9 geglänzt hatte, hat viel erdulden müssen, um nunmehr mit Leistungen aufzuwarten, die von ihr, der Hochtalentierten, schon früher erwartet worden waren – wenn denn der Weg an die Spitze nicht derart viele Hindernisse beinhaltet hätte.

Camille Rast war erst 18 Jahre alt, als ihr die Gesundheit ein erstes Mal einen dicken Strich durch die Rechnung machte. Das Pfeiffersche Drüsenfieber hielt sie nicht nur lange von den Rennpisten fern, es nagte auch an ihrer Psyche. Sie war in jener Phase nicht nur körperlich, sondern auch mental in eine veritable Krise geschlittert. Die Depression sorgte dafür, dass sie die Freude an ihrem Tun als Spitzensportlerin verlor. Das seelische Loch war so tief, dass sie im Skirennenfahren keinen Sinn mehr sah. Ihre Eltern hatte sie gebeten, die Ski und sämtliches Material zu verkaufen.

Dann war da auch der Kreuzbandriss, den sie vor bald sechs Jahren am rechten Knie bei einem Sturz im ersten Lauf des Slaloms an den Schweizer Meisterschaften in Hoch-Ybrig erlitt. Die folgende Saison verpasste sie, die wegen des Drüsenfiebers schon einmal im Winter vorzeitig kapitulieren musste, wegen der schweren Verletzung vollends.

Doch das Talent wurde zur Kämpferin. Sie begann auf ihren Körper zu hören, sie alleine wusste, was für sie gut war – und bestimmte ihren Einsatzplatz entsprechend. Nach dem Kreuzbandriss etwa verlängerte sie die übliche Rekonvaleszenz um mehr als zwei Monate, weil sie sich zuvor noch nicht bereit gefühlt hatte, auf die Skipiste zurückzukehren.

Das neuerliche Umdenken

Der Aufstieg in den Kreis der Besten liess aber noch auf sich warten, bedingt auch durch einen auf die vorletzte Saison hin vollzogenen Ausrüsterwechsel. Weil die erhofften Ergebnisse ausblieben, kehrte Camille Rast nach einem Winter wieder von Salomon zu Head zurück. Das neuerliche Umdenken sollte sich lohnen. Im vergangenen Winter näherte sich Camille Rast der Spitze immer mehr an, und in diesem Winter kam sie nun endgültig oben an.

Die nächsten Vergleiche mit Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova können kommen.

Gisins Abschied

Ihren letzten Slalom absolvierte derweil Michelle Gisin. Die 31-Jährige klassierte sich auf ihrem Lieblingshang zur Halbzeit auf Platz 14, im 2. Lauf fiel sie aber erneut weit zurück. Dass es ihr nicht mehr gelang, das Gaspedal zu finden, bestätige sie in ihrer Entscheidung. Den Jubel des Publikums nochmal aufzusaugen sei dennoch wunderschön gewesen, so Gisin, die sich am Ende mit Platz 23 zufriedengeben musste.

Das sagt Michelle Gisin nach ihrem letzten Rennen:

«Ehrlich gesagt, bin ich sehr, sehr glücklich, irgendwie aber auch erleichtert und vor allem dankbar. Es bestätigt mich auch in meiner Entscheidung. Ich habe versucht, nochmal zu pushen, aber es geht einfach nicht mehr. Trotzdem war es heute wunderschön. Ich habe die Leute noch nie so gut gehört wie heute und das war sehr speziell.»

(nih/sda)

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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der/die Waldpropaganda
14.01.2025 21:48registriert September 2018
Was für ein Rennen! Was für Damen! Was für eine Ski-Nation! Es macht einfach spass und freude zu zusehen 😍🔥💯🇨🇭
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fritzfisch
14.01.2025 22:01registriert Januar 2018
Tolle Leistung unserer ski-damen und schön zu sehen dass der schweizer ski-alpin sport viel mehr ist als „nur“ odermatt und gut.
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zwärg
14.01.2025 21:44registriert Juli 2014
wooohoooo sooo coool doppelsieg. sehr schön😍
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Zum Kommentar
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