Lara Gut-Behrami ist auf bestem Weg zum Sieg im Gesamtweltcup. Es wäre für die Tessinerin die zweite grosse Kugel nach 2015/16 und der Beleg für ihre jahrelange Konstanz auf höchstem Niveau.
Mit dem grossen Erfolg kommen zwangsläufig auch Spekulationen. Die Frage nach dem Rücktritt begleitet die bald 33-Jährige nun schon einige Jahre, zumal sie auch mehrfach betont hat, dass es immer schwieriger werde, derart lange von Zuhause weg zu sein. SRF-Expertin Tina Weirather sagte denn auch kürzlich im «Podcast am Pistenrand», dass sie nicht überrascht wäre, wenn die Tessinerin nach dem Sieg im Gesamtweltcup Ende Saison tatsächlich das Ende der Karriere verkünden würde.
Was spricht dafür? Wie erwähnt hat Gut-Behrami schon länger betont, dass sie die Strapazen im und um den Ski-Zirkus sowie die Tatsache, dass sie lange Zeit von der Familie getrennt leben muss, immer mehr mitnehmen. Auch Trainingsreisen auf die Südhalbkugel im Sommer kann sie nichts mehr abgewinnen.
In diesem Winter hat Gut-Behrami die Chance, im besten Fall satte vier Weltcupkugeln zu gewinnen: die grosse für den Gesamtweltcup und drei kleine für den Disziplinensieg in Abfahrt, Super-G und Riesenslalom. Es wäre die erfolgreichste Saison ihrer langen Karriere. «Nach so einer Saison kannst du fast nicht nicht aufhören», meinte Tina Weirather. Tatsächlich: Wenn Gut-Behrami einen Abschied auf dem Höhepunkt anstrebt – und bei guter Gesundheit –, müsste sie wohl in diesem Frühling die Ski an den Nagel hängen. Zumal in der nächsten Saison Ausnahmekönnerin Mikaela Shiffrin wieder gesund und deshalb die Konkurrenz im Kugelkampf viel grösser sein wird.
Lara Gut-Behrami scheint mit sich und der eigenen Karriere im Reinen zu sein. Sie ist Olympiasiegerin, zweifache Weltmeisterin und bald auch zweifache Gesamtweltcupsiegerin. Viel mehr kann man im Skisport nicht erreichen. Die Tessinerin betont immer wieder, dass sie Rennen für Rennen nehme, diese aktuell viel mehr geniessen könne und sich keinen unnötigen Druck mache. Vielleicht auch, weil sie weiss, dass diese Saison ihre letzte im Weltcup sein wird?
Es gibt aber auch einiges, das gegen einen baldigen Rücktritt spricht. Unter anderem Gut-Behramis eigene Aussagen. Bis zur WM 2025 in Saalbach wolle sie noch fahren, hat sie zuletzt stets zur Rücktrittsfrage als Antwort gegeben.
Klar ist auch: Das Skifahren macht der 32-Jährigen noch immer grossen Spass, auch das hat sie in den letzten Wochen immer wieder erwähnt. Natürlich umso mehr, da sie in dieser Saison derart erfolgreich ist. Wenn sie jetzt die beste Saison ihrer Karriere fährt, warum soll das nächste Jahr nicht noch einmal gleich gut verlaufen? Zudem ist Gut-Behrami wie jede Spitzensportlerin extrem ehrgeizig. Und mit einer oder zwei weiteren erfolgreichen Saisons könnte sie sich als beste Schweizer Skifahrerin der Geschichte etablieren – ein reizvolles Ziel.
Aktuell hat die Tessinerin 45 Weltcupsiege auf dem Konto. Damit liegt sie noch zehn Erfolge hinter der Schweizer Bestmarke von Vreni Schneider. Diese Schallmauer zu durchbrechen, ist schwierig, aber nicht unmöglich. An der Weltmeisterschaft 2025 in Saalbach könnte Gut-Behrami ihre Medaillensammlung erweitern. 2026 finden dann an den Olympischen Spielen die Skirennen der Frauen in Cortina d'Ampezzo statt – quasi vor ihrer Haustür in Udine, wo sie mit Ehemann Valon wohnt. Zudem liegt ihr die Tofana-Piste: Sie gewann in Cortina schon sechs Mal und stand zehn Mal auf dem Podest.
Und 2027 fänden dann wiederum spezielle Weltmeisterschaften statt: zu Hause in der Schweiz, in Crans-Montana, auf einer Strecke, die ihr besonders gut liegt. Dass Lara Gut-Behrami dann tatsächlich noch fährt, scheint unrealistisch. Doch wenn sie noch genügend Motivation aufbringt, würden ihr die spektakulären Ziele nicht ausgehen.
Wendy ist das nie gelungen.
Lara haderte lange mit diesen Ansprüchen. Und eines Tages signalisierte sie ganz klar an die Nation: Ihr könnt mich mal. Ab jetzt verhalte ich mich so, wie es am Besten für mich ist.
DAS ist soviel wert wie alle Kugeln zusammen.
Zweite Reaktion: Lara hat ihr erstes Weltcup-Rennen mit 17 Jahren gemacht. Seitdem ist sie ununterbrochen dabei. Es wäre durchaus verständlich, wenn sie nach dieser Saison einfach gesund, fröhlich und auf dem Höhepunkt zurücktreten würde.
Schade wärs, aber verständlich