Das Satellitenbild lässt wenig Zweifel: Riad liegt mitten in der Wüste. Die jährliche Durchschnittstemperatur von 26,2 Grad deutet nicht auf ein Winter-Wunderland hin.
Doch tatsächlich wird dieses derzeit angepriesen. Im Rahmen der Riyadh Season, einem monatelangen Festival mit vielfältigem Unterhaltungsangebot und vielen Millionen Besuchern, findet heute Donnerstag der «SnowBlast KSA Cup» statt. Gemäss der französischen Zeitung «L'Equipe» ist dies der erste Freestyle-Wettbewerb auf der arabischen Halbinsel. Bei Sonnenschein ist es in Riad heute 20 Grad warm.
Mit dem Zürcher Nicolas Huber oder Mons Röisland aus Norwegen treten laut Berichten Snowboarder an, die schon WM- und Olympia-Medaillen gewonnen haben, der Chinese Su Yiming wurde in Peking Big-Air-Olympiasieger. Andere Teilnehmer – laut dem «Snowboardmag» sind in Saudi-Arabien keine Frauen dabei – brillierten an den X Games.
Angelockt wurden die Freestyler vom Preisgeld: Der Sieger erhält 50'000 Dollar, für die Plätze 2 und 3 gibt es 30'000 bzw. 20'000 Dollar. Zum Vergleich: Su strich für seinen Weltcupsieg im Dezember in Peking knapp 17'000 Franken ein. Ein Erfolg in Riad lohnt sich also. «Ich bin wirklich glücklich, hier in Saudi-Arabien zu sein und freue mich darauf», sagte Su gegenüber «Arab News».
Der Ski-Freestyler Tanner Hall, eine X-Games-Legende, sprach davon, dass es aufregend sei, erstmals in diesen Teil der Welt zu kommen. «Wir beginnen, den Horizont dieses Sports zu erweitern», betonte der 40-jährige Amerikaner, den sie in der Szene «Ski Boss» nennen. Auch mehrere Franzosen um Kévin Rolland und der Schwede Henrik Harlaut sind in Riad dabei. Eine detaillierte Startliste liess sich nicht auftreiben. Allen Teilnehmern wurde die Reise bezahlt und dazu erhielten sie ein Startgeld von 2000 Dollar.
Der Anlass sei aus ökologischen Gründen nicht das Gelbe vom Ei, bedauerte Grégory Guenet, der langjährige Trainer der französischen Freeskier in der «L'Equipe». Er betonte allerdings, dass es sich die Athleten nicht leisten könnten, eine Einladung auszuschlagen. «Würden sie vom Verband oder vom Staat besser unterstützt, würden wir nicht hingehen. Aber sie haben keine andere Wahl. Wir sind keine Fussballer, die jungen Sportler brauchen das Geld.»
Durchgeführt wird der Wettkampf auf dem Areal eines Vergnügungsparks am nördlichen Stadtrand auf einer mobilen Schanze. Das Prinzip kennt man etwa vom Big-Air-Event in Chur. Die Schanze in Riad ist 150 Meter lang, 30 Meter hoch und 20 Meter breit. Damit die Athleten ihre Show zeigen können, wurden gemäss «Saudi Press Agency» rund 500 Tonnen Schnee nach Riad gekarrt, um die Anlage zu präparieren.
Woher dieser Schnee stammt, ist nicht bekannt. Auch sonst ist für einen Event, der so hoch dotiert ist und der doch auch für die Aussenbetrachtung des Landes wichtig scheint, erstaunlich wenig in Erfahrung zu bringen. Weder verfügt er über eine eigene Website, noch ist ein Livestream bekannt. Die Sportler, sonst auf Social Media sehr aktiv, verhalten sich dort auffällig zurückhaltend, möglicherweise aus Sorge um ihr Image.
Saudi-Arabien wird 2029 die Asiatischen Winterspiele ausrichten. Bis 2026 will es deshalb in den Trojena-Bergen, ganz im Nordwesten des Landes und gegenüber der ägyptischen Sinai-Halbinsel, ein futuristisches Skigebiet aus dem Boden stampfen.
Philip Gullett, der Geschäftsführer des Projekts, betonte gegenüber «Al-Arabiya», dass dort jedes Jahr Schnee falle und die Temperaturen im Winter unter dem Gefrierpunkt lägen. Es sei das Ziel, eines der umweltfreundlichsten Skigebiete der Welt zu schaffen: «Wir nutzen erneuerbare Energien, minimieren den Wasserverbrauch und maximieren die Wasserrückgewinnung.»
Spätestens, wenn dieses Wintersport-Resort tatsächlich existiert, werden die besten Freestyler der Welt wieder nach Saudi-Arabien zurückkehren. Man muss angesichts des anhaltenden Engagements der Saudis in sämtlichen Sportarten kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass dann auch der Weltcup dort gastieren wird.
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