Trotz Zeitdruck: Nächste Meilensteine für Olympia in der Schweiz gesetzt
Es ist ein verlockendes Angebot mit einem unumstösslichen Ablaufdatum. Das Internationale Olympische Komitee gewährt der Schweiz bis Ende 2027 Exklusivität in der Ausarbeitung eines überzeugenden Olympiaprojekts für die Winterspiele 2038. Nach Ablauf dieser Frist öffnet das IOC den Wettbewerb um die Durchführung dieses Megaanlasses wieder.
Um diese in der Geschichte der Olympischen Bewegung erstmalige und wohl auch einmalige Chance des sogenannten «privilegierten Dialogs» nutzen zu können, ist der Zeitplan gelinde ausgedrückt ambitioniert. Gerade mit Blick auf die politischen Prozesse in der Schweiz. Will man sich der Zusage durch das IOC sicher sein, muss das definitive Schweizer Bekenntnis für Olympische und Paralympische Spiele in 13 Jahren bereits im Frühjahr 2027 in Lausanne deponiert sein. Denn das IOC plant in zwei Jahren lediglich eine Session im ersten Halbjahr und diese ist verantwortlich für den Olympia-Zuschlag.
Der Zeit- und Arbeitsdruck auf die Mitglieder des Schweizer Kandidaturvereins, der jüngst auch noch den Abgang von Olympia-Turbo Urs Lehmann zu verkraften hatte, ist enorm. Unter der Leitung von Ruth Wipfli Steinegger, der Vizepräsidentin von Swiss Olympic, ist maximaler Einsatz angesagt, um den höchst ambitionierten Terminplan einzuhalten.
Ende September standen gleich zwei dick angestrichene Termine in der Agenda. Zum einen fand am Montagmorgen in Magglingen der erste grosse Infoanlass zum Projektstand seit elf Monaten statt. Am Tisch sassen neben dem fast kompletten Kandidaturverein, der Direktion des IOC sowie des Bundesamts für Sport sämtliche 10 involvierten Kantone und die Vertreter der 14 vorgesehenen Olympia-Austragungsorte.
Zum anderen sieht der Zeitplan vor, dass das Planungsdossier bis am Dienstag an den Bund geht. Auf Basis dessen bereitet der Bundesrat seinen Grundsatz- und Planungsbericht zuhanden des Parlaments vor. National- und Ständerat werden voraussichtlich im Herbst 2026 über die Olympiapläne debattieren.
Ruth Wipfli Steinegger bestätigt, dass die Unterlagen pünktlich am 30. September an das Baspo abgeliefert werden. Vom Infoanlass am Montag zieht die Urner Juristin ein positives Fazit. Thematisch ging es zum einen darum, Informationen zu teilen. Zum anderen bot das Treffen auch Gelegenheit, Fragen zu stellen. «Das Olympiaprojekt gefällt und ist bei Kantonen und Gemeinden akzeptiert. Das dezentrale und innovative Konzept kommt sehr gut an», sagt Ruth Wipfli Steinegger.
Fragen stellen sich vor allem zum weiteren politischen Prozess und zur Kostenaufteilung. Für das operative Budget rechnen die Organisatoren mit einer Beteiligung von 60 Millionen durch die Kantone. Aktuell wird geprüft, ob diese Summe aus dem Reingewinn der Lotteriegelder gestemmt werden kann. Um daraus von 2027 bis 2038 jährlich fünf Millionen zu beziehen, bedarf es einer Anpassung des Stiftungsreglements.
Diskussionen gibt es auch über die Aufteilung der Sicherheitskosten. Zur Debatte steht ein Verzicht auf die Verrechnung von interkantonalen Polizeieinsätzen durch die Kantone. Das Sicherheitskonzept inklusive der Finanzierungsmodalitäten steht im Dezember bei der Konferenz der Kantonsregierungen (KdK) auf der Traktandenliste.
Obwohl die beiden Agendaeinträge für den Verein jetzt abgehakt sind, geht den Olympia-Planern die Arbeit nicht aus. Eine Herausforderung bleibt die Absicht, den Megaanlass grundsätzlich mit Geldern aus dem privatwirtschaftlichen Bereich finanzieren zu wollen. «Wir müssen in den kommenden Wochen den Nachweis erbringen, dass uns dies auch gelingt», sagt Ruth Wipfli Steinegger. Die nächsten Meilensteine auf dem Weg zu diesem Jahrhundertprojekt sind also schon mal gesetzt. (riz/aargauerzeitung.ch)