Flury siegte mit der Marge von 22 respektive 24 Hundertsteln auf die ersten Verfolgerinnen. Die italienische Dominatorin Sofia Goggia, die fünf der letzten zehn Abfahrten für sich entschieden hat und viermal Zweite war, wurde mit 44 Hundertsteln Rückstand Vierte. Mikaela Shiffrin, die Siegerin in der ersten Abfahrt des Winters in St. Moritz, verzichtete auf einen Start.
Drittbeste Schweizerin war Priska Nufer im 6. Zwischenrang. Corinne Suter und Lara Gut-Behrami belegten die Plätze 9 und 11. Delia Durrer folgte vier Positionen hinter Gut-Behrami, der auf der härter gewordenen Piste die Bereitschaft zum Risiko fehlte. Sechs Schweizerinnen klassierten sich damit in den Top 15. Nufer, 2022 Überraschungssiegerin in Crans-Montana, egalisierte ihr drittbestes Weltcupresultat. Michelle Gisin wurde Zwanzigste.
Für die Abfahrtsweltmeisterin Flury ist es sechs Jahre nach dem Triumph im Super-G von St. Moritz der zweite Weltcupsieg. Der letzte Schweizer Doppelsieg bei den Frauen datiert vom Januar 2022, als Corinne Suter in Garmisch-Partenkirchen in der Abfahrt vor Flury gewann. Hählen hatte es im Weltcup zuvor viermal auf das Podest geschafft. Flury und Hählen brillierten trotz ungünstiger Vorzeichen: Flury kränkelt seit mehreren Tagen, vor allem der Husten macht ihr noch zu schaffen. Zudem hat die 30-jährige Bündnerin auf diese Saison hin als Abfahrtsweltmeisterin den Ski-Ausrüster gewechselt (von Fischer zu Kästle) und ist der Saison-Auftakt in St. Moritz mit den Plätzen 17 (Super-G) und 18 (Abfahrt) nicht wunschgemäss geglückt. Mit dem starken Training am Freitag deutete Flury aber an, dass in der zweiten Abfahrt mit ihr zu rechnen ist.
«Toll, dass es mit dem neuen Material gleich so gut funktioniert», sagte Flury im SRF-Interview. «Die Fahrt fühlte sich sehr wild an. Es hatte ein paar härtere Schläge, ich war recht am Limit. Trotzdem habe ich die Fahrt mit der nötigen Lockerheit und Freude ins Ziel gebracht.» Hählen ihrerseits, die in den letzten beiden Jahren verletzt aus Val d'Isère abgereist war, riss kurz vor dem Start der Reissverschluss an ihrem Renndress, was sich offensichtlich glücklicherweise nicht allzu negativ auf die Aerodynamik auswirkte.
Am Sonntag steht in Val d'Isère noch ein Super-G auf dem Programm. Der Start ist auf 11.00 Uhr angesetzt. (jub/sda)