Die Weltmeisterschaft ist zwar auch bei den Frauen das Mass aller Dinge, aber auch der Klub-Fussball entwickelt sich rapide. Seit Corona vorüber ist, purzeln die Zuschauerrekorde nur so. In der deutschen Frauen-Bundesliga verdreifachten sich letzte Saison die Zuschauerzahlen, auch die englische FA Women's Super League konnte ihre Zuschauerzahlen mehr als verdoppeln.
Ein Einblick in die Statistiken und die jüngsten Geschehnisse der sieben grössten Ligen der Welt:
Wie im Männerfussball ist auch bei den Frauen die Champions League das Prunkstück des europäischen Klub-Fussballs. Das Turnier wird seit der Saison 2001/02 ausgetragen und wurde damals als Reaktion auf die Gründung der ersten Frauen-Profiliga in den USA etabliert.
Der Modus des Turniers wurde über die Jahre mehrmals geändert, seit der Saison 2021/22 wird die Champions League mit 16 Teams ausgetragen – also halb so viel wie bei den Männern. Bislang wurde die Champions League von Olympique Lyon dominiert, das bereits acht Titel gewinnen konnte.
In England wird seit 1991/92 eine nationale Frauenfussball-Liga ausgetragen. Seit der Saison 2018 handelt es sich bei der «FA Women’s Super League» um eine professionelle Fussballliga. Das bedeutet, dass alle Spielerinnen Fussball als Beruf ausüben und somit vollständig oder zu einem wesentlichen Anteil von ihrem Gehalt leben können.
Eingeführt wurde die englische Meisterschaft zuerst mit nur 8 Teams, heute sind es inzwischen 12 Teams. Sie alle spielen jeweils zweimal gegeneinander, der Erstplatzierte qualifiziert sich direkt für die Champions League. Mit Lia Wälti und Noelle Maritz bei Arsenal sowie Alisha Lehmann bei Aston Villa ist auch die Schweiz prominent in der englischen Profiliga vertreten. Alle drei sind Stammspielerinnen bei ihren Klubs.
Seit Ende der 80-er Jahre wird in Spanien eine nationale Frauenliga ausgetragen. Über die Jahre wurden der Liga-Modus sowie der Liga-Name mehrmals geändert. Seit der Saison 2011/12 wird sie aber in einem klassischen Liga-Modus mit 16 Teams und unter dem neuen Namen Primera División Femenina ausgetragen.
Nicht nur bei den Männern, auch bei den Frauen ist der FC Barcelona einer der ganz Grossen: Die Katalaninnen standen in den letzten drei Champions-League-Finals und konnten diese 2021 und 2023 gewinnen. Auch die amtierende Weltfussballerin Alexia Putellas spielt beim FC Barcelona. Sie gewann den «Ballon d'Or» 2021 sowie 2022. In diesem Jahr verpasste sie verletzungsbedingt allerdings fast die ganze Saison.
Auch wenn es um Zuschauerzahlen geht, ist der FC Barcelona derzeit das Mass der Dinge im Frauenfussball: Das Team konnte in der Champions-League-Saison 2021/22 in zwei aufeinanderfolgenden Spielen den Zuschauerrekord der Frauen brechen – in beiden Spielen kamen mehr als 91'000 Fans ins Stadion. Und auch diese Saison waren die Spanierinnen an neun Spielen mit zum Teil weit über 20'000 Zuschauenden beteiligt.
*Die Angaben zur Rekordtorschützin sind nur lückenhaft vorhanden. Es ist möglich, dass eine Spielerin in den 90er-Jahren mehr Tore geschossen hat.
Die USA gelten traditionell als das Land des Frauenfussballs. Die US-Frauen sind viermalige Weltmeister und damit Rekordhalterinnen. Bei Mädchen war der Sport zudem lange deutlich populärer als bei den Jungs. 2001 versuchte man deshalb, die erste professionelle Liga der Frauen zu etablieren, aufgrund von finanziellen Problemen wurde die Liga aber bereits nach drei Jahren wieder ausgesetzt. Ein Versuch, eine neue Profiliga aufzubauen, startete 2009, endete aber bereits wieder nach drei Saisons. Auf die Saison 2013 wurde dann mit der National Women's Soccer League (NWSL) eine Profiliga geschaffen, die sich bis heute halten konnte.
Wie die meisten amerikanischen Ligen funktioniert auch die NWSL mit einem Playoff-System: Jede Mannschaft spielt zweimal gegen alle Mannschaften, dann folgen die Viertel- und Halbfinals sowie das Playoff-Final. Die Liga wurde über die Jahre immer wieder aufgestockt, zurzeit umfasst sie 12 Teams, ab der nächsten Saison werden es dann 14 sein.
Bereits nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde Frauenfussball in Frankreich sehr populär, so kamen in den Nachkriegsjahren zum Teil über 10'000 Schaulustige an die Fussballspiele. Eine erste Liga wurde dann 1919 in Paris gegründet und ab 1921 wurde die Meisterschaft auch für Teams ausserhalb der Hauptstadt geöffnet. Nach 15 Saisons wurde die Meisterschaft 1933 aber wieder abgesetzt. Als Grund für die Absetzung gilt ein Mangel an Interesse, speziell ausserhalb von Paris konnte sich der Frauenfussball nicht festsetzen. Auch eine darauffolgende lokale Liga musste 1937 abgesetzt werden: Während der Saison wurden immer wieder Spiele von politischen Gegnern gestört.
Erst ab dem Jahr 1974 wurde wieder alljährlich der nationale Meister der Frauen ermittelt, ab 1991 dann auch in einem klassischen Liga-Format.
Die Division 1 Féminin wird vom Frauenteam von Olympique Lyon dominiert. In den vergangenen 17 Saisons gewannen die Lyoner Frauen ganze 16 Meistertitel, nur PSG konnte den Lauf 2020/21 unterbrechen. Lyon ist auch mit Abstand das erfolgreichste Team auf der europäischen Bühne. Seit seinem ersten Champions-League-Finale 2010 war das Team in neun der nächsten 13 Finals vertreten und konnte acht davon gewinnen.
In der französischen Liga sind mehrere Schweizer Spielerinnen vertreten. Ramona Bachmann ist bei PSG eine wichtige Stammkraft und konnte in 20 Liga-Spielen sieben Tore erzielen. Auch beim Paris FC ist mit Eseosa Aigbogun eine Schweizerin engagiert.
In Deutschland gab es zunächst zwei Ligen: eine in der BRD (ab 1974) und eine in der DDR (ab 1979). Seit der Saison 1991/92 wird eine gesamtdeutsche Meisterschaft abgehalten. Die deutsche Bundesliga galt lange Zeit als die grösste europäische Frauenliga, so gingen neun der ersten 14 Champions-League-Titel nach Deutschland. Seit 2015 konnte aber kein deutsches Team mehr gewinnen.
Die gesamtdeutsche Frauen-Bundesliga wurde zuerst zweigleisig mit einem Playoff-Modus gespielt. Seit der Saison 1997/98 spielen 12 Mannschaften im klassischen Meisterschaftsmodus um den Titel.
In Italien findet seit 1968 eine regelmässige italienische Meisterschaft statt. Bis 1974 konkurrierten mehrere Verbände miteinander und spielten zum Teil mehrere Meisterschaften nebeneinander aus. Italien gehört zu den Vorreitern im Frauenfussball und hielt erste inoffizielle Europa- und Weltmeisterschaften ab. Ausländische Spielerinnen wechselten auch nach Italien und wurden dort bezahlt.
So zum Beispiel die Dänin Susanne Augustesen, die bei der zweiten inoffiziellen WM 1971 in Mexiko im Finale einen Hattrick schoss – sie war damals gerade mal 15 Jahre alt. Augustesen erhielt nach dem Finale Offerten aus Italien, die sie allerdings ablehnte, da sie noch die Schule beenden wollte. 1974 kam sie aber auf das Angebot zurück und spielte bis 1995 bei verschiedenen italienischen Vereinen.
Die italienische Liga verlor in den folgenden Jahrzehnten allerdings klar an Bedeutung und rutschte in die europäische Bedeutungslosigkeit ab. Seit dem Bestehen der Champions League erreichte erst ein italienisches Team das Halbfinale des Turniers. Ein möglicher Grund des Misserfolgs ist die fehlende Konstanz der Teams, so ist von den vier erfolgreichsten Teams Italiens nur noch Juventus erstklassig.
Seit der Saison 2022/23 ist auch die italienische Serie A Femminile eine professionelle Liga mit insgesamt zehn Teams. Wie in den anderen grossen europäischen Ligen besteht die Meisterschaft fast nur noch aus Frauenabteilungen von erfolgreichen Männer-Teams.
Die Schweizer Women’s Super League wird seit 1970/71 ausgetragen und besteht derzeit aus zehn Teams. Bis zur Saison 2019/20 hiess die Liga Nationalliga A.
In der Schweiz haben die Männer-Teams der Super League die Frauen-Teams übernommen. So wurde der SV Seebach zum FC Zürich Frauen oder der DFC/FFC Bern zu den YB Frauen. Der FC Sursee wurde zudem kurzzeitig zum SC LUwin.ch Luzern, bevor er in FC Luzern Frauen umbenannt wurde.
Die FCZ Frauen dominierten die Schweizer Liga in den letzten 15 Saisons und gewannen in der Zeit ganze zwölf Titel. In den Achtziger- und Neunziger-Jahren duellierten sich der damalige SV Seebach und der DFC/FFC Bern um den Titel. Über eine Periode von 24 Saisons konnten die Vorläufer der FCZ Frauen den Titel zwölfmal gewinnen, während es den Vorgängern der YB Frauen zehnmal gelang.
Die Schweizer Liga ist keine Profiliga: Das heisst, dass viele Spielerinnen neben dem Fussball noch einen «richtigen» Beruf ausüben (müssen).