Autobahn-Unfälle sind schlimm genug. Wenn aber auch noch die Rettungsgasse für die Sicherheitsfahrzeuge verstopft ist, wird alles noch schlimmer.
Nicht so in Königsbrunn: Die Rettungsgasse auf der B17, aufgenommen von der Freiwilligen Feuerwehr Königsbrunn, ist einfach perfekt. Selbst die Feuerwehrmänner können es kaum glauben. Ein Videomitschnitt vom Weg zu einem Unfallort dreht im . Zu sehen ist, wie ein Löschfahrzeug auf die Bundesstrasse an der Anschlussstelle Königsbrunn-Nord südlich von Augsburg auffährt und durch eine schnurgerade Rettungsgasse binnen einer Minute – so lang ist das Video nämlich – zum Unfallort gelangt. Internet derzeit die Runde
Für gewisse Leute ist die Rettungsgasse allerdings zu perfekt: «Das Video muss ein Fake sein! Habe in über dreissig Dienstjahren niemals eine so perfekte Rettungsgasse gesehen», lautet ein Kommentar. Die Autofahrer seien schlicht «zu dämlich dafür». Doch gegen diese Unterstellung wehren sich andere Kommentatoren – zum Beispiel solche, die selber bei dieser Rettungsgasse dabei waren:
Und auch der erste Kommandant der Feuerwache, Rainer Schmid, bestätigt im Gespräch mit der «Welt» den Einsatz: «Nein, das ist kein Fake.» Auch um eine Übung habe es sich nicht gehandelt. Ob das Video echt ist, spielt für seine pädagogische Wirkung ohnehin keine grosse Rolle, das meint zumindest der eine oder andere Kommentator:
Der Feuerwehr-Einsatz war nötig geworden, weil eine Frau am 13. April gegen 19 Uhr zwischen den Anschlussstellen Königsbrunn-Nord und -Süd bei einem Überholmanöver verunfallt war. Zuerst drängte sie den Geländewagen mit Anhänger, den sie überholen wollte, an die Leitplanke ab. Dann überschlug sich ihr eigener Wagen mehrmals und blieb mitten auf der Strasse liegen. Die nachfolgenden Fahrzeuge konnten rechtzeitig anhalten.
Die Unfallverursacherin konnte das Wrack aus eigener Kraft verlassen; der Alkoholtest ergab einen Wert von beinahe zwei Promille.
Die Rettungsgasse in der Videoaufnahme war nicht zuletzt deshalb so perfekt, weil das Löschfahrzeug, das aufgrund des auslaufenden Öls an die Unfallstelle gerufen wurde, erst nach den Rettungswagen und der Polizei am Unfallort eintraf. Deren Fahrzeuge hatten die Gasse gewissermassen «durchgeblasen».
Es war allerdings ein Glücksfall, dass sich die Gasse nach der Durchfahrt der ersten Rettungswagen nicht gleich wieder schloss. Vermutlich verhinderten Trümmerteile auf der Fahrbahn die Weiterfahrt, und so kam der Verkehr zu einem totalen Stillstand – und die Gasse blieb offen. Sehr oft scheren die Autos sonst wieder ein und behindern damit die Durchfahrt von weiteren Rettungsfahrzeugen – wertvolle Zeit geht dann verloren.
Kommandant Schmid räumt gegenüber der «Welt» ein, dass es nur schon aus Datenschutzgründen eigentlich verboten sei, Einsätze zu filmen. Doch ein Kollege habe trotzdem das Handy gezückt – aus Schulungsgründen. Deshalb hat die Freiwillige Feuerwehr Königsbrunn den Clip auch auf ihre Facebook-Seite gestellt. Würden nämlich alle Verkehrsteilnehmer sich so verhalten, wäre schon viel erreicht.
Ob das Video dieses Ziel erreichen wird, bleibt natürlich sehr fraglich. Bei einigen ist dies aber auch gar nicht notwendig. Die wissen jetzt schon, was zu tun ist:
(dhr/egg)