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Es hätte ein Fussballfest werden können, ja sollen. Anfang Juni 2007 stehen sich die skandinavischen Nachbarn Dänemark und Schweden erstmals in der EM-Qualifikation gegenüber. Und das Spiel im Parken-Stadion von Kopenhagen bietet bis kurz vor Schluss, was man sich erhofft.
Die Gäste aus Schweden starten stark, führen nach zwei Toren von Johan Elmander und einem von Petter Hansson bereits nach 26 Minuten mit 3:0. Doch die Dänen kämpfen sich zurück. Dank Treffern von Daniel Agger, Jon Dahl Tomasson und Leon Andreasen steht es im packenden Spiel eine Viertelstunde vor Schluss 3:3.
Der Spielstand hat auch in der 89. Minute noch Bestand, als sich plötzlich alles dramatisch ändert. Der Däne Christian Poulsen strecke Abseits des Spielgeschehens seinen Gegenspieler Markus Rosenberg im Strafraum mit einem Schlag in die Magengrube nieder. Die Szene findet im Rücken von Fandel statt, doch Schiedsrichterassistent Volker Wezel sieht das ganze und unterrichtet seinen Vorgesetzten.
Fandel handelt prompt: Er zeigt Poulsen Rot und entscheidet auf Penalty für Schweden. Natürlich zieht der Deutsche damit den Unmut des dänischen Publikums auf sich. Einem dänischen Fan brennen darob die Sicherungen durch und er stürmt aufs Feld, direkt auf den Unparteiischen zu. Der Querulant packt Fandel am Kragen und holt bereits zum Faustschlag aus, der dänische Verteidiger Michael Gravgaard geht aber gerade noch rechtzeitig dazwischen und verhindert Schlimmeres.
Auch wenn der Schreck sehr schnell vorüber ist, hat die Aktion drastische Folgen. Fandel benötigt einen Moment, um sich wieder zu sammeln, entschliesst dann aber zusammen mit seinen Kollegen, die Partie abzubrechen. «Wir müssen ein Zeichen gegen die Gewalt von Spielern und Zuschauern gleichermassen setzen», sagt der Deutsche der «Welt» einen Tag später. Es ist dies der erste Spielabbruch wegen eines gewaltbereiten Zuschauers.
Bestraft wird im Nachgang in erster Linie der dänische Fussballverband. Die Partie wird mit einem 3:0-Forfait für Schweden gewertet und die Dänen müssen eine Busse von 50'000 Franken bezahlen und zudem zwei Länderspiele ausserhalb des Parken bestreiten, das erste zusätzlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Rotsünder Poulsen wird für drei Spiele gesperrt und zeigt Reue: «Das war das Dümmste, was ich je getan habe. Mein Hirn hat sich ausgeschaltet. Ich möchte mich bei der Mannschaft und den Zuschauern entschuldigen», meint der Mittelfeldspieler.
Auch für den Haupttäter, einen damals 29-jährigen Dänen, hat die Attacke Folgen. Dieser gibt an, im Verlauf des Abends «15 bis 20 Bier getrunken» zu haben und sich an nichts erinnern zu können. Er wird zu 20 Tagen Gefängnis verurteilt und muss dem heimischen Fussballverband 250'000 dänische Kronen (37'000 Franken) Schadenersatz zahlen.
Fandel selbst übersteht den Vorfall gänzlich unbeschadet. Da sein Handeln begründet ist, bleibt er ohne Misstöne noch zwei weitere Jahre aktiver Schiedsrichter, ehe er die Pfeife an den Nagel hängt. Heute ist der 52-jährige, hauptberuflich Konzertpianist, Vorsitzender der DFB-Schiedsrichterkommission und Mitglied jener der UEFA. Daneben ist Fandel verheiratet und hat zwei Kinder.