Keine sachliche Kritik, sondern persönlicher Spott war es, den Donald Trump an einer Veranstaltung in Iowa am 5. Januar über US-Präsident Joe Biden äusserte. Vor einem lachenden Publikum machte er sich über Bidens Stottern lustig. Biden stottert seit seiner Kindheit.
Die persönlichen Angriffe auf Biden waren möglicherweise Vergeltung. Wenige Stunden zuvor hatte dieser Trump nämlich als schlechten Verlierer und Bedrohung für die amerikanische Demokratie bezeichnet.
«Haben Sie ihn gesehen? Er hat die ganze Zeit gestottert», sagte Trump kurz darauf bei seiner eigenen Veranstaltung in Sioux Center. «Er sagt, ich sei eine Bedrohung für die Demokratie» und «er ist eine Bedrohung für die D-D-Demokratie», fuhr er fort und tat so, als würde er stottern.
Abgesehen davon, dass dieses Mobbing-Verhalten und der Spott von Trump nicht gerade der feinen Art entsprechen, war die Behauptung anscheinend auch schlichtweg falsch. Die Washington Post schrieb, die Aussage entspreche nicht der Wahrheit; Biden habe das Wort «Demokratie» 29 Mal in seiner Rede gesagt und dabei nie gestottert.
Biden hat in der Vergangenheit offen über sein Stottern gesprochen und es als etwas bezeichnet, das er zu überwinden versucht hat. Er hat es genutzt, um mit anderen, die stottern, in Kontakt zu treten, und er hat auch darüber gesprochen, wie es ihm geholfen hat, damit umzugehen, wenn man sich über ihn lustig gemacht hat.
In einem Artikel im Atlantic hat er ausführlich über seinen Kampf mit dem Stottern berichtet. Er sprach über Scham und tiefe Demütigung – und darüber, wie er Gespräche im Voraus geprobt hat, damit er die richtigen Sätze sagen konnte –, aber auch darüber, wie es ihm lebenslange Einsichten verschafft hat.
«Wenn man darüber nachdenkt, ist das einzige Handicap, über das man noch lachen kann, das Stottern», sagte Biden bei einer Wahlkampfspendenaktion im Oktober. «Ich habe viel daraus gelernt. Es hat mich viel gelehrt, eine Menge Toleranz für Menschen zu haben.»
Bereits während der Vorwahldebatte 2019 wurde Biden für sein Stottern verspottet. Sarah Huckabee Sanders, die ehemalige Pressesprecherin von Trump und jetzige Gouverneurin von Arkansas, postete damals einen Tweet, in dem sie sich über Bidens Stottern lustig machte.
Biden verteidigte sich damals und sagte, er habe sein ganzes Leben daran gearbeitet, sein Stottern zu überwinden. Sanders entschuldigte sich später. Von Trump hingegen blieb bisher eine Entschuldigung aus.
I actually didn’t know that about you and that is commendable. I apologize and should have made my point respectfully. https://t.co/fbmVAqDoWI
— Sarah Huckabee Sanders (@SarahHuckabee) December 20, 2019
(lzo)
Es bleibt den USA und der Welt nur zu wünschen, dass es kein zweites Mal passiert. Seinen Charakter, seine Intelligenz und seine Kompetenz hat er uns ja allen ausreichend gezeigt.
Es ist genug.