Im Volksmund heisst es, Katzen würden immer auf den Füssen landen und hätten sieben Leben. Ein Video aus Frankreich scheint jetzt beide dieser Behauptungen zu beweisen. Schaut selbst:
Das Video stammt aus der Stadt Gaillac im Südwesten Frankreichs. Dort hat die lokale Feuerwehr versucht, einen streunenden Kater zu retten, der mehrere Tage lang auf dem Kirchturm der Abbaye Saint-Michel de Gaillac festgesteckt hatte. Dieser wollte sich aber nicht helfen lassen – und sprang kurzerhand vom Turm herunter, vor den Augen einiger Schaulustiger, die den Moment schockiert auf Video festhielten.
Trotz der grossen Höhe des Turms überstand das Tier den Sprung offenbar unversehrt. Im Video ist eine Frau zu hören, die schreit: «Er lebt, er lebt!» Dann sieht man die Katze davonspurten und in einer Gasse verschwinden. Bleibt zu hoffen, dass der Kater noch sechs Leben übrig hat!
Katzen machen sich instinktiv die physikalischen Gesetze der klassischen Mechanik zunutze. Wenn sie fallen, platzieren sie ihre Vorderpfoten dicht am Körper und verringern damit ihr Trägheitsmoment: Wie bei Eiskunstläufern dreht sich ihr Oberkörper schnell um die eigene Achse. Mit den Hinterbeinen machen sich die Tiere dann den gegenteiligen Effekt zunutze. Sie strecken ihre Beine, um ein möglichst grosses Trägheitsmoment zu erzeugen. Dadurch dreht sich der Oberkörper in einem grossen Winkel, während sich die Beine weniger in die entgegengesetzte Richtung drehen. Die extrem flexible Wirbelsäule der Tiere macht diese Bewegung möglich.
Befindet sich der Oberkörper nun in der richtigen Position (also mit dem Kopf aufrecht über dem Boden ausgerichtet), können die Katzen ihre Vorderpfoten ausstrecken, die Hinterbeine anziehen und die pfeffermühlenartige Bewegung in die entgegengesetzte Richtung ausführen, sodass die Hinterpfoten ebenfalls über dem Boden ausgerichtet sind. Auf diese Weise schaffen es die Tiere immer, auf allen Vieren zu landen – und folgen dabei allen Gesetzen der Physik.
Die Katze landet also in aller Regel auf ihren Pfoten. Aber wieso übersteht sie dies auch aus grosser Höhe unbeschadet? In einer Studie aus dem Jahr 1987 mit 132 Katzen, die nach Stürzen aus Hochhäusern in eine New Yorker Notfall-Tierklinik gebracht wurden, überlebten 90 Prozent der behandelten Tiere und nur 37 Prozent benötigten eine Notfallbehandlung, um sie am Leben zu erhalten. Eine der Katzen, die bei der Studie untersucht wurde, war aus 32 Stockwerken auf Beton gestürzt und hatte nur einen abgebrochenen Zahn und eine kollabierte Lunge. Sie konnte nach 48 Stunden wieder entlassen werden.
Als Baumbewohner sind Katzen evolutionär gut auf Stürze vorbereitet. Die Tiere haben im Verhältnis zu ihrem Gewicht eine relativ grosse Oberfläche, wodurch die Kraft, mit der sie auf den Boden aufschlagen, verringert wird. Sie erreichen die Endgeschwindigkeit, das heisst die Geschwindigkeit, bei der der nach unten gerichtete Zug der Schwerkraft durch den nach oben gerichteten Schub des Windwiderstands ausgeglichen wird, im Vergleich zu grossen Lebewesen nur langsam.
Zusätzlich haben Katzen relativ gesehen lange, nachgiebige und muskulöse Beine. Ausserdem sind sie unter dem Körper angewinkelt und nicht gerade und steif. Dadurch dienen sie als eine Art natürlicher Stossdämpfer und können die Energie abbremsen und in Gelenke ableiten, ohne dass Knochen brechen.
Hauskatzen in städtischen oder vorstädtischen Gebieten sind jedoch in der Regel übergewichtig und nicht in bester körperlicher Verfassung, was ihre Fähigkeit, sich in der Luft aufzurichten, beeinträchtigt. Mit höherem Körpergewicht fallen sie ausserdem schneller und können den Sturz nicht mehr so einfach über die Beine abfedern.
Halt eine Katze, die Katzendinge tut.