Der Republikaner Donald Trump wird mit einer klaren Mehrheit wieder ins Weisse Haus zurückkehren, die erwartete Hängepartie bleibt damit aus. Entsprechend reagierten auch die Börsen. Gleichzeitig befürchten aber viele Wirtschaftsverbände mehr Protektionismus.
Dabei deutet sich an, dass die Republikaner auch in beiden Kammern eine Mehrheit erringen, womit Trump ohne grösseren Widerstand regieren könnte. Die damit ausbleibende Unsicherheit sorgt an den Märkten für eine sichtliche Erleichterung. In den vergangenen Tagen hatte die Sorge vor einem unklaren Ausgang die Stimmung belastet.
«Der vermutlich klare Wahlsieg der Republikaner bedeutet, dass der Wahlausgang nicht angezweifelt werden dürfte», kommentiert Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin. Gleichzeitig dürfte die Zustimmung für die Republikaner und die damit verbundene Hoffnung auf Steuersenkungen zu steigenden Renditen für US-Anleihen und zu schwindenden Hoffnungen auf massive Leitzinssenkungen führen, ergänzt er. «Der Wahlsieg von Donald Trump als zukünftiger und erneuter Präsident der USA ist an den Finanzmärkten bereits ausgemachte Sache», sagt Händler Andreas Lipkow. «Der Drops ist gelutscht, und die Jahresendrallye damit offiziell eingeläutet.»
Der Schweizer Leitindex SMI zieht bis um 10.00 Uhr um 2,1 Prozent an auf 12'115 Punkte. Auch an anderen Börsenplätzen in Europa, wie etwa in Frankfurt, Grossbritannien oder Frankeich gehen die Aktienkurse klar nach oben.
Hierzulande führen mit gutem Vorsprung UBS (+4,3%), Julius Bär (+4,2%) und ABB (+4,1%) das Gewinnerfeld an. Mit Blick auf die Banken heisst es am Markt, die Aussicht auf steigende Zinsen dürfte für eine gewisse Unterstützung sorgen.
Derweil fallen Logitech mit einem Abschlag von 3,3 Prozent klar negativ auf. Auch Kühne+Nagel (-2,2%) verzeichnen im frühen Handel grössere Kursverluste.
Schweizer Wirtschaftsverbände befürchten nach der Wahl von Donald Trump vor allem, dass der Protektionismus noch weiter zunehmen könnte, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur AWP ergab. So hat Trump vor der Wahl etwa deutlich höhere Zölle für importierte Güter und auch eine Stärkung des heimischen Marktes gefordert.
Der Industrieverband Swissmem erwartet von der US-Administration unter dem neuen Präsidenten Donald Trump mehr Protektionismus. Er werde die Geopolitik und die Weltwirtschaftsordnung bewegen, teilte der Verband am Mittwoch auf dem Kurznachrichtendienst X mit.
Für die Schweizer Technologie-Industrie seien die USA mit einem Anteil von 14 Prozent der zweitwichtigste Exportmarkt. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), welche den 90 Prozent der Swissmem-Mitglieder ausmachen, sei ein möglichst hindernisfreier Marktzugang in die USA zentral, schrieb der Verband.
In der ersten Amtszeit Donald Trumps spielte die Schweiz ihre Trümpfe gemäss Swissmem gut aus. Trump sei offen gegenüber der Technologie. Auch in dessen zweiter Amtszeit sollte die Schweizer Wirtschaft ihre Chancen wahrnehmen und auf ihre Stärken setzen können.
Eine aktive Aussen- und Aussenwirtschaftspolitik sei nun noch wichtiger. So fordert Swissmem die Wiederaufnahme der Sondierungen für ein Freihandelsabkommen mit den USA. Die Schweiz selbst müsse mehr in die Rüstung investieren, damit sie in Europa «kein sicherheitspolitisches Vakuum» bilde.
Die Tendenzen zu mehr Protektionismus in den USA sieht der Pharma-Verband Interpharma kritisch. Für die forschende Pharmaindustrie seien innovationsfreundliche Rahmenbedingungen wichtig, schreibt dieser.
In das gleiche Horn stösst der Verband der Industrien Chemie, Pharma und Life Sciences Scienceindustries: «Es ist zu befürchten, dass die protektionistische Handelspolitik der vergangenen Jahre weitergeführt wird», so der Verband in einer Stellungnahme. Die würden den Interessen der exportorientierten Unternehmen der Branche widersprechen. Dies wiege insbesondere schwer, da die USA einer der wichtigsten Absatzmärkte der Mitglieder des Verbands sind.
Rahul Sahgal, CEO der Swiss-American Chamber of Commerce, mahnte zu mehr Gelassenheit nach der Wahl. Die wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA hätten sich die letzten Jahrzehnte stetig verbessert, ungeachtet davon, welche Partei gerade am Ruder war. «Dies wird auch weiterhin so sein», sagte er in einem Gespräch mit AWP.
Dieser Auffassung schloss sich auch Jan Atteslander, Mitglied der Geschäftsleitung und Bereichsleiter Aussenwirtschaft bei Economiesuisse an. «Wir erwarten keine grosse Veränderung des Trends.» So seien viele Schweizer Firmen sehr eng im US-Markt verankert und der Wechsel im Weissen Haus dürfte keinen grossen Einfluss auf ihre Geschäfte haben.
Dennoch sehen beide die Gefahr eines zunehmenden Protektionismus. Dies wäre aber vermutlich auch unter einer Präsidentschaft der Demokraten ähnlich gewesen. Ob Trump seine Ankündigungen von vor der Wahl auch wirklich umsetzen kann, sei auch noch nicht klar, so Sahgal. Denn für generell höhere Zölle gegen alle Handelspartner benötige Trump eine Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses, die bisher noch nicht sicher ist.
Die Wahl von Trump biete auch Vorteile für Schweizer Firmen, hob Sahgal hervor. So gehe er davon aus, dass unter der Präsidentschaft von Trump die Regulierungen zurückgefahren werden und versucht werde, die Steuern zu senken, wovon auch Schweizer Firmen jedenfalls kurzfristig profitieren würden.
Die zu erwartenden Steuersenkungen könnten gemäss Economiesuisse-Ökonom Atteslander auch noch Auswirkungen auf die Schweiz selber haben. So könnte der Standort USA für Schweizer Firmen attraktiver werden und Investitionen verstärkt in die USA abfliessen. Dies könnte dazu führen, dass auch die Schweiz Massnahmen zur Verbesserung der eigenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vornehmen sollte, so Atteslander weiter.
Insgesamt brauche die Schweiz laut Atteslander «eine kluge Diversifizierungspolitik» in der Aussenwirtschaftspolitik. So müsse die Schweiz sowohl auf Freihandelsabkommen mit Drittstaaten setzen als auch die bilateralen Abkommen mit der EU stabilisieren. Aktuell sei die Schweiz hier auf einem guten Weg. (sda/awp)
Und wenn Trump einen Deal mit Putin macht, dann können wir uns schon mal auf ein paar 100k Flüchtlinge vorbereiten.