Am Mittwoch erschienen in den USA die neusten Zahlen zur Teuerung. Sie zeigen: Entspannung ist noch keine in Sicht. Die monatliche Teuerungsrate lag im Januar bei 3 Prozent, erwartet wurde eine unveränderte Rate von 2,9 Prozent. Damit kletterte die Inflation wieder auf den höchsten Stand seit einem halben Jahr. Das ist noch immer weit über dem 2-Prozent-Ziel, das sich die US-Notenbank Fed steckt.
Mitunter den schärfsten Preisanstieg erfährt zurzeit das überaus beliebte «Breakfast-Egg». Ein Zwölferpack Eier kostete im Januar im Schnitt 15 Prozent mehr als noch im Monat zuvor – und gar 50 Prozent mehr als vor 12 Monaten.
Zumindest hier trifft Donald Trump aber wenig Schuld, denn es ist vor allem die grassierende Vogelgrippe, die den Produzenten zu schaffen macht. H5N1 tötete im vergangenen Jahr mehr als 40 Millionen eierlegende Vögel. Einschliesslich Enten und Hühner wurden 148 Millionen Vögel eingeschläfert, seit sich der aktuelle Vogelgrippestamm im Jahr 2022 in den USA auszubreiten begann. Sein Versprechen, gerade die Eier wieder günstiger zu machen, war seitens Trump eine sehr kurzsichtige Wahlkampfstrategie.
Doch es sind eben nicht nur die Eier. Zu den Preistreibern im Januar gehören die Wohnkosten, die Benzinpreise und Nahrungsmittel ganz allgemein. Und damit nicht genug: Auch die sogenannte Kerninflationsrate, welche die schwankungsanfällige Energie- und Nahrungsmittelkosten ausschliesst, war im Januar höher als erwartet. Hier wird im Januar eine Jahresrate von 3,3 Prozent verbucht. Analysten hatten im Schnitt mit 3,1 Prozent gerechnet. Diese Kernrate wird von der US-Notenbank Fed besonders beachtet – sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate.
All diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Inflation ist noch immer nicht unter Kontrolle.
Trotz dieser deutlichen Evidenz fiel dem US-Präsidenten am Mittwoch nichts Besseres ein, als erneut tiefere Zinsen zu fordern. Zur Erinnerung: Tiefere Zinsen führen nach allen Regeln der Volkswirtschaft eher zu steigenden Preisen, umgekehrt können höhere Zinsen die Inflation dämpfen.
Schon lange fordert Donald Trump vom – politisch unabhängigen – Fed, man möge doch die Zinsen weiter senken.
Doch Fed-Chef Jerome Powell ist anderer Meinung: Im Januar beliess er die Zinsen erstmals seit einem halben Jahr wieder auf ihrem bisherigen Stand. Zuletzt hatte das Fed den Leitzins im Dezember um 0,25 Prozentpunkte gesenkt, zuvor bereits im November, ebenfalls um 0,25 Punkte, sowie im September – damals gleich um 0,5 Punkte.
Doch Trump hätte es gerne anders gehabt:
Das schrieb der US-Präsident kürzlich auf der Plattform Truth Social, woraufhin sogar das ihm sonst ganz zugeneigte «Wall Street Journal» (WSJ) zugeben musste, dass der US-Präsident irgendwie wenig verstanden hat.
Die «verschiedenen Ebenen der intellektuellen Verwirrung» seien hier «schwer zu durchschauen», so das WSJ – zumal höhere Zölle auch höhere Preise für die betroffenen Waren bedeuten.
Tatsächlich ist ja mittlerweile klar, dass extreme Handelszölle für Trump nicht nur Druckmittel sind, sondern dass er sie auch wirklich durchsetzt. Und, wie das WSJ bemerkt, wirken Zölle in aller Regel inflationstreibend – und gehen darum alles andere als «Hand in Hand» mit tieferen Zinsen.
Trumps Forderung nach tiefen Zinsen macht insbesondere deshalb keinen Sinn, da seine grösste innenpolitische Gefahr allem Musk-Chaos und allen Demokratieabbau-Tendenzen zum Trotz noch immer (zu) hohe Inflationszahlen sein dürften. Es war sein grosses Wahlkampfversprechen, die hohen Preise – natürlich die Schuld von Joe Biden – wieder «runterzubringen». Entsprechend ist für ihn auch klar, wer an der Preissteigerung im Januar Schuld ist: «BIDEN INFLATION UP!», schrieb Trump kurz nach der Veröffentlichung der Januar-Zahlen.
Noch kann er (seiner Logik nach) tatsächlich Biden die Schuld zuschieben, war dieser doch bis am 20. Januar Präsident. Die Februar-Zahlen – respektive Trumps Reaktion darauf – dürften daher umso spannender werden.
Warum sollte Trump tiefere Zinsen wollen? Dazu bleiben mittlerweile wohl nur noch zwei Möglichkeiten – an deren Ende die gleiche Konklusion stehen bleibt.
Erste Möglichkeit: Trump versteht Geld anders als die meisten. Dazu passt die Einstiegsfrage im Artikel des «Wall Street Journals»:
Ganz unabhängig der wirtschaftlichen Entwicklung mag Trump nämlich generell tiefe Leitzinsen. Sie kamen ihm in seiner früheren Tätigkeit als Immobilien-Investor entgegen, denn tiefere Zinsen beflügeln in der Regel die Bauwirtschaft und erhöhen die Immobilienpreise. Der Verdacht liegt deshalb nahe, dass Trump Leitzinsen und Preise noch immer aus der Linse des Investors und «Dealmakers» betrachtet. Und sich dabei um die grossen wirtschaftlichen Zusammenhänge foutiert – oder sie schlicht nicht versteht. Welche der beiden Erklärungen für die US-Bevölkerung nun wünschenswerter ist, sei dahingestellt.
Zweite Möglichkeit: Trump will die Schuld vorsorglich auf das Fed lenken, da er möglicherweise weiter steigende Preise ab März nicht mehr der Biden-Regierung in die Schuhe schieben kann. «Wenn er jedoch versucht, die Schuld auf das Federal Reserve zu schieben, das die kurzfristigen Zinssätze kontrolliert, hat er die Analyse verkehrt», meint das WSJ.
Schliesslich sind die Leitzinsen in den USA keinesfalls zu hoch. Vielmehr mehren sich die Stimmen, die der Meinung sind, die Zinsen wurden zu früh zu stark gesenkt. Mehrere wirtschaftliche Kennzeichen und Signale auf den Finanzmärkten deuten in den USA nämlich darauf hin, dass die Angst vor der Inflation zuletzt wieder zugenommen hat, und die Januar-Zahlen bestätigen diese Angst eher, als dass sie sie mindern würden.
Je nach Interpretation seiner Worte liess sogar Fed-Chef Powell selbst kürzlich durchblicken, dass man womöglich im letzten Herbst einen Fehler begangen hatte: Während der vergangenen Wochen wurde Powell nicht müde zu betonen, dass das Fed überhaupt keine Eile haben wird, die Zinsen weiter zu senken. Dies, um die Inflationserwartungen und damit weiteren Druck auf die Preise zu dämpfen.
Was Donald Trump also bleibt, ist die Hoffnung, dass Jerome Powell auf keinen Fall auf seine Bitte eingehen wird. Denn anders als beim US-Präsidenten kann man beim Fed-Chef zumindest sicher sein, dass er den Grundkurs «Economics 101» verstanden hat.
Das wurde auch schon mehrfach so offen zugegeben und basiert auch auf der Vision von Peter Thiel. JD Vance und Musk sind übrigens Jünger von Thiel's Vision. Es wäre wirklich schön, wenn das mal mehr thematisiert würde.
Trump versteht nichts von Wirtschaft?!
Die armen Amis. Hätte es doch nur Anzeichen gegeben…
Das konnte man unmöglich ahnen bis zur Wahl.
Mal ganz ernsthaft: Gegen Harris sprach so wenig. Wer der Wahl fernblieb oder Trump wählte, hat sich die Sch*****, die nun fliesst wirklich verdient.
Mitleid habe ich mit denen, die unverschuldet die Konsequenzen zu spüren bekommen und nicht weg können.
Das ist jetzt keine neue Erkentniss :D