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Weihnachtsdelikatesse Stopfleber gerät auch in Frankreich in Kritik

Weihnachtsdelikatesse Stopfleber gerät auch in Frankreich in Kritik

21.12.2021, 09:0121.12.2021, 09:01
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Bild: shutterstock

Die zu Weihnachten in Frankreich überaus beliebte Gänsestopfleber gerät auch dort zunehmend in die Kritik. Mehrere grün regierte Grossstädte sagten der Traditionsdelikatesse den Kampf an.

Lyon strich kürzlich die Foie gras bei städtischen Empfängen vom Menü und rief die Restaurants der Stadt auf, es ihr gleichzutun. Die Stadt Grenoble folgte dem Beispiel, Strassburg verhängte das Stopfleber-Verbot für Empfänge schon zuvor - eine landesweite Debatte ist losgebrochen. Erzeuger und Küchenchefs protestieren gegen die Verbannung. Der nationale Stopfleber-Verband verwies jüngst auf eine Umfrage, der zufolge 88 Prozent der Franzosen erwarten, dass die Delikatesse zu den Festtagen auf der Speisekarte stehe.

Auch Frankreichs Landwirtschaftsministerium unterstützte die Produzenten in einer Mitteilung mit dem Titel «Foie gras, ein Muss für festliche Mahlzeiten». Frankreich sei der weltweit führende Hersteller von Stopfleber, 100 000 Arbeitsplätze hingen davon direkt oder indirekt ab. In Deutschland und vielen weiteren Ländern ist die Herstellung von Stopfleber verboten, der Verkauf jedoch nicht.

Fois gras producer Robin Arribit force-feeds a duck with corn in La Bastide Clairence, southwestern France, Thursday, Dec.8, 2016. Despite a new outbreak of bird flu in France, foie gras producers are ...
Umstritten: Gänse werden "gestopft"Bild: AP

Die Tierschutz-Organisation Peta geisselt das Stopfen der Gänse und Enten schon seit Langem als grausam und verweist auf das Mästen der Tiere über ein direkt in den Hals geschobenes Rohr. Bei der Stopfleber handele es sich um eine krankhaft vergrösserte Fettleber, die bis zu zehnmal so gross sei wie die Leber eines gesunden Tieres. Rechne man die Menge des zwangsweise verabreichten Futters auf den Menschen hoch, dann entspräche das bis zu 14 Kilogramm Nudeln pro Tag. Das Stopfen verursache gravierende Nebenwirkungen bei den Tieren: von Atemnot über Halsverletzungen bis hin zu Leberblutungen und Herzversagen. (aeg/sda/dpa)

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Ständerat klar gegen Importverbot für Stopfleber
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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dani S
21.12.2021 09:16registriert September 2017
Auch wenn die Stopfleber prima schmeckt: die Gewinnungsart ist barbarisch. Nachdem wir uns vom Stierkampf, der einheimischen Gansabhauet, vom Ferkel kastrieren ohne Betäubung hoffentlich abgewandt haben, sollten wir das auch bei der foie gras tun. Ohne Konsumenten verschwindet das Angebot.
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G. Samsa
21.12.2021 09:28registriert März 2017
Dass sogar die Franzosen darüber diskutieren finde ich sehr gut. Meiner Meinung nach muss dieser Gräuel endlich beendet werden.
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